Gestern und heute fanden im Göppinger Haus der Jugend die diesjährigen Bezirksjugendeinzelmeisterschaften statt. Erstmals hatte unsere Nachwuchshoffnung Nils Wurmbauer nun in der Altersklasse U14 anzutreten, wo er entsprechend zum jüngeren der beiden teilnehmenden Jahrgänge dieser Wettkampfgruppe gehörte. Unter den hier neunzehn Teilnehmern nahm Nils mit seiner neuen und durch sein herausragendes Abschneiden beim diesjährigen Staufer-Open (wir berichteten) stark verbesserten Ratingzahl nach TWZ Rang drei in der Setzliste ein. Am gestrigen ersten Turniertag hatten die Teilnehmer drei, am heutigen zweiten Tag dann noch zwei Runden nach Schweizer System zu absolvieren (Bedenkzeitregelung 90min/Partie ohne Inkrement).
In der ersten Runde kam Nils gegen die Nummer zwölf der Setzliste mit den schwarzen Steinen zu einem standesgemäßen Auftaktsieg, nachdem der Opponent sich im dreizehnten Zug einen taktischen Fehler leistete, den Nils vielleicht nicht ganz optimal, aber letztlich doch gut genug zu nutzen wusste. Im resultierenden Turmendspiel fuhr Nils nach dem letztlichen Abtausch aller Türme gegen einen weiter abbauenden Gegner den Punkt sicher nach Hause.
Sehr viel enger verlief da das Brettgeschehen in der zweiten Runde gegen den Nummer neun der Setzliste bekleideten Lokalmatador Lennart Kittel (SF Göppingen). Objektiv gesehen vermochte Nils gegen die gegnerische Russische Verteidigung nichts aus der Eröffnung herauszuholen. Die Partie verlief auch in der Folge lange völlig ausgeglichen, bis der sich bis dato teuer verkaufende Gegner schließlich in einem reinen Bauernendspiel im 32.Zug doch noch einen Fehler leistete, der eigentlich zunächst recht unscheinbar aussah, aber doch partieentscheidend war, wie Nils mit tadellosem Spiel nachzuweisen vermochte (die entscheidende Phase dieser Partie soll in Bälde noch nachgereicht werden).
Nach diesen zwei Auftaktsiegen wartete entsprechend dann in Runde drei mit dem Setzlistenzweiten Simon Taras (SV Reutlingen) ein von der Papierform her ebenbürtiger echter Prüfstein auf Nils – und nicht so überraschend sollte es da noch enger werden. Nachdem sich der mit den weißen Steinen agierende Gegner zunächst einigen Stellungsvorteil erspielen konnte, leistete er sich dann im fünfzehnten Zug jedoch einen taktischen Fehler, den Nils aufmerksam zu einem Bauerngewinn nutzen konnte, der bei optimalem Weiterspielen wahrscheinlich zu einem geringfügigen Ebersbacher Vorteil hätte führen können. Allerdings sah sich Nils aus recht heiterem Himmel heraus bald darauf gezwungen, seinen Mehrbauer wieder abzutreten, wofür er aber nicht die richtige Art und Weise fand und so zusätzlich noch eine Qualität abgeben musste. Der Echaztäler Gegner verdichtete in der Folge durch gutes Spiel seinen Vorteil bald zu einem gewinnträchtigen. In der materiellen Konstellation D +4B vs. T+L+3B vermochte Nils letztlich trotz verlustträchtiger Stellung und noch größerer eigener als der gegnerischen Zeitnot, dennoch noch ein Remis zu ertrotzen. Dies war möglich geworden, nachdem sich die Bauern weitgehend gegeneinander abgetauscht hatten sowie der Gegner sich schließlich taktisch verrechnete und entsprechend glaubte, durch ein Opfer seiner Dame gegen Nils´Turm einen Freibauern durchbringen zu können, was aber nicht der Fall war. Da Nils zu diesem Zeitpunkt aber bereits über keinen eigenen Bauern mehr verfügte, ging es so eben letztlich vielleicht etwas schmeichelhaft, aber auch verbissen erkämpft dann remis aus.
In der folgenden Vorschlussrunde gegen den anderen Setzlistennachbarn Olaf Grube (SC Ostfildern) musste Nils ein weiteres Mal lange arbeiten. Wenigstens stand er diesmal nicht so schlecht wie zuvor, doch ganz ähnlich wie in der zweiten Runde konnte Nils mit den weißen Steinen allerdings auch wieder keinerlei Eröffnungsvorteil erzielen. Schließlich gelang es ihm im 32.Zug in einem Einzelturmendspiel, einen Bauern zu gewinnen, wobei die Konstellation mit dem eigenen Turm vor dem eigenen a-Mehrbauer dennoch nicht besonders vielversprechend aussah. Mit genauem Spiel und wahrscheinlich leichtem Zutun des Gegners vermochte Nils letztlich dann aber doch, auch dieses Endspiel noch für sich zu entscheiden, wofür er den Gegner mit weniger als einer verbliebenen Restbedenkminute mit König und Turm noch rechtzeitig vor dem Kläppchenfall im 97.Zug mattzusetzen vermochte. Nils hatte dabei zuvor auf die vom Turnierreglement eingeräumte Option verzichtet, mit Erreichen der letzten zwei eigenen Bedenkzeitminuten die bislang verwendete analoge Schachuhr gegen eine digitale und die damit verbundene Einräumung von zusätzlich jeweils fünf Sekunden Inkrement pro Zug auszutauschen, da dies dem Gegner ebenfalls nach den Turnierstatuten automatisch die Möglichkeit einer Remisreklamation ermöglicht hätte.
Man hatte eigentlich erwartet, dass Nils nach dem zwischenzeitlich erspielten Score von 3,5/4 nun wohl gegen den bis dato gleichauf liegenden und von der Papierform her doch recht klar favorisierten Setzlistenersten Lars Waffenschmidt (SK Bebenhausen, TWZ 1835) anzutreten hätte. Dem war jedoch nicht so, da dieser vielmehr gegen den anderen noch gleichauf liegenden Spieler gelost wurde, Nils dagegen gegen einen von der Papierform her weitaus schwächeren Gegner, der sich aber im bisherigen Turnierverlauf mit 3/4 bislang überraschend gut geschlagen hatte.
Ähnlich wie schon in der Schlussrunde des Staufer-Opens kam Nils nun zum Abschluss zu einem recht einfachen Sieg, nachdem der Gegner in die von Nils gestellte (und ihm vorab bekannte) Eröffnungfalle getappt war und einen vergifteten Bauer nahm, der dann kurz darauf zwangsläufig zu Leichtfigurenverlust führte. Bereits ein paar wenige Züge danach verlor der wohl konsternierte Gegner die Lust auf ein Weiterspielen und gab in objektiv aber auch bereits verlorener Stellung die Partie auf.
Da aber auch der Bebenhausener Turnierfavorit seine Schlussrundenpartie gewonnen hatte, war dennoch noch nicht sicher, ob es nach Buchholzwertung auch wirklich für den ersten Rang gereicht hatte. Erst mit der Siegerehrung war endgültig klar geworden, dass Nils am Ende mit den erspielten 4,5/5 und einem halben Buchholzpunkt mehr das Turnierglück auf seiner Seite hatte und damit den ersten Platz und Bezirksmeistertitel für sich verbuchen kann!
Mag sein, dass Nils beim Kampf um den Titel auch etwas mehr Glück mit der Auslosung hatte und dabei insbesondere davon profitierte, nicht gegen den ganze zweihundert DWZ mehr zählenden Turnierfavoriten antreten zu müssen. Andererseits sollte man nicht übersehen, dass Nils ein Jahrgang jünger ist als dieser und die anderen am Ende mit ganz vorne platzierten direkten Konkurrenten.
Wir Ebersbacher Vereinskameraden freuen uns jedenfalls und gratulieren zu diesem neuerlichen tollen Turnierergebnis! Weiter so, Nils!
[Vereinsmitglieder können inzwischen alle fünf von Nils gespielten Partien in analysierter und etwas kommentierter Form nach Login nachspielen und downloaden; Mi. Rupp]
[Inzwischen wurden auch die Ergebnislisten der einzelnen Wettkampfklassen gepostet. Diese sind zusammenhängend einsehbar unter: http://www.svw.info/bezirke/nf/jugend/turniere/13037-bjem-nf-2018]
[Nachtrag:] Nun noch wie angekündigt Nils´Partie der zweiten Runde – sicherlich kein so ganz untypisches Beispiel dafür, wie Nils (bisher zumindest) ziemlich oft seine Partien zu gewinnen pflegt ….