Verbandsliga Süd 2017/18 Runde 7:
SVE – Deizisau 2 endet 4:4.
Das Match gegen die Gäste aus Deizisau wurde zur erwartet schweren Prüfung für unser Team. Dabei dürfte so mancher Kiebitz ein Déjà-vu-Erlebnis gehabt haben, denn mehr als nur einmal war in der Vergangenheit bereits eine gute Matchsituation gegen genau diesen Gegner ohne plausible Erklärung dafür gekippt. Auch heuer drohte derselbe Verlauf, nachdem es zunächst sehr gut für die Gastgeber ausgesehen hatte. Doch der Reihe nach:
Überraschend früh – nach noch nicht einmal einer Stunde – bekam Dietmar Kessler (3) ein Remisangebot seines Gegners, ein ukrainischer IM, der noch dazu mit den weißen Steinen spielte. Auch Bernd Grill (1) hatte die Eröffnung gerade erst mit dem symbolischen Nachteil der schwarzen Steine abgeschlossen, als sein 200 Punkte stärker eingestufter Gegner, immerhin ein überaus erfahrener rumänischer Internationaler Meister, ebenfalls die Punkteteilung offerierte. Beide Spieler des SVE sahen keine Veranlassung, diese überraschenden Offerten abzulehnen und machten schnell Feierabend. Den ersten Sieg erzielte Michael Mehrer (8), der etwas besser aus der Eröffnung kam, den schnellen Sieg aber hauptsächlich einem schwachen gegnerischen Zug zu verdanken hatte, der rasch umfangreiche Materialeinbußen zur Folge hatte. Auch Uli Junger (6), der glücklicherweise trotz körperlicher Einschränkungen spielen konnte, gewann seine Partie: nachdem er in der Eröffnung eine günstige Chance ausgelassen hatte, war in dem folgenden Mittelspiel nicht sonderlich viel los. Aus dem allenfalls minimalen Vorteil wurde nach einem groben Fehlzug des Gegners allerdings mühelos eine gewonnene Stellung – ein Geschenk, das wir gerne dankend annahmen. Leider waren die Gäste aber nicht die einzigen, die Geschenke verteilten – dazu später mehr. Michael Rupp (2) entschied sich angesichts konkreter Umstände auf dem Brett für die falsche Rochade, obwohl die lange Rochade in diesem Stellungstyp per se nicht ungewöhnlich ist. Nach einem kraftvollen Zug der Gegnerin, den er nicht genügend gewürdigt hatte, wurde er vollkommen aus der Bahn geworfen, verbrauchte 45 Minuten für den nächsten Zug und konnte die kritische Position letztlich nicht mehr halten. Am ärgerlichsten war die Niederlage von Hartmut Hehn (7): nach etwas experimenteller Eröffnungsbehandlung hatte er sich aus einer kritischen Stellung zurückgekämpft und stand zwischenzeitlich besser – einmal ließ er sogar den möglichen Gewinn aus. Ein ärgerlicher Rechenfehler führte dann zu einem verlorenen Endspiel und einer unnötig verschenkten Partie, die mindestens ein Remis verdient hätte. Werner Junger (5) verteidigte seine etwas schlechtere Stellung rein passiv – und das war verkehrt. So konnte der Gegner die Daumenschrauben immer enger winden. Werner spielte zwar noch als Letzter, aber als die alles entscheidende Partie an Brett 4 schließlich beendet war, war die Aufgabe bereits überfällig. Das Schicksal des einst scheinbar sicher gewonnenen Matches hing somit an der aufregenden und unglaublich spannenden Partie an Brett 4. Ralf Warthmann (4) hatte seine Partie zunächst ganz sicher im Griff und stand nach einem Opfer der Gegnerin, das fast schon wie Verzweiflung wirkte, objektiv klar auf Gewinn. Er fand jedoch nicht immer den besten Zug und drohte komplett den Faden zu verlieren. Zweimal ließ er zudem nach gegnerischen Fehlern den Gewinnzug aus, wonach die einst gewonnene Partie remis zu enden drohte – was den Verlust des Kampfes bedeutet hätte. Bei immer knapper werdender Bedenkzeit ließ die Gegnerin glücklicherweise am Ende eine Remisvariante aus und musste kurz darauf die Partie doch aufgeben. Dieser wenig geradlinige, aber eminent wichtige Sieg des Topscorers der Liga (6 aus 7) rettete unserem Team das so dringend benötigte Unentschieden, um die Tabellenführung zu behalten. Die Dominanz aus den vorherigen Matches war diesmal wie weggeblasen, aber mit einer nervenaufreibenden Energieleistung reichte es zum Glück für diesen gefühlten Sieg.
Nach diesem alles in allem leistungsgerechten Ergebnis behält der SVE die Tabellenführung dank der deutlich besseren Brettpunktzahl. Andererseits ist der Aufstieg aus eigener Kraft nur mit zwei Siegen in den noch ausstehenden Begegnungen gegen Dornstetten-Pfalzgrafenweiler und Langenau garantiert. Gegen den bereits feststehenden Absteiger aus dem Schwarzwald ist der SVE klar favorisiert, aber am letzten Spieltag dürfte nochmals gegen die für unsere Mannschaft traditionell unbequemen Gäste aus Langenau ein heißer Tanz anstehen. Neben Deizisau hat auch Pfullingen noch marginale Aufstiegschancen. Fakt ist: der SVE hat den Aufstieg in die Oberliga nach wie vor selbst in der Hand. In zwei Wochen steht dann die Fahrt in den Schwarzwald an, bevor am 8. April schließlich die letzte Runde gegen Langenau zu bestreiten ist.