Verbandsliga 2017/18 Runde 9:
SVE – TSG Langenau 2,5:5,5
Die Gäste aus Langenau hätten theoretisch noch absteigen können und waren auf jeden Fall willens, die Sache aus eigener Kraft noch zu klären. Dies spürte man ihnen vom Start weg mehr an als unserem Team den Willen zum Aufstieg. Bereits nach zwei Stunden standen die Weichen denkbar schlecht.
Bernd Grill (1) einigte sich nach 22 Zügen in einer blockierten Stellung der Französischen Vorstoßvariante auf Remis, obwohl noch kein einziger Stein das Brett verlassen hatte. Eine Stellungsöffnung, die für eine sinnvolle Fortsetzung der Partie nötig gewesen wäre, hätte allerdings einige Risiken geborgen. Ralf Warthmann (4) konnte nach vielversprechender Eröffnung heute nicht an seine überragende Form anknüpfen und wählte in der Schlüsselstellung leider die schlechteste der drei möglichen Optionen. Danach verflachte die Partie, wenn auch eher mit Chancen für den Gegner – insofern nahm er das Remisangebot ebenfalls an. Besonders tragisch war ein einzügiger Figureneinsteller von Hartmut Hehn (7) in einer Stellung, in der noch überhaupt nichts entschieden war. Hartmut schleppte die Partie noch in die Länge, konnte am Endergebnis aber natürlich nichts mehr ändern und verlor. Dass es aber darauf an diesem Tag nicht wirklich ankommen würde, zeichnete sich auch an den übrigen Brettern ab: nach verkorkster Eröffnung stand Michael Mehrer (8) ebenfalls schlecht und konnte die wenigen Chancen, die ihm sein Gegner noch anbot, nicht nutzen und verlor ebenfalls. Uli Junger (6) spielte trotz gesundheitlicher Probleme und nahm letztlich in ebenfalls deutlich schlechterer Stellung ein Remisangebot an – die Gäste konnten es sich leisten, denn am Ausgang des Matches bestand zu diesem Zeitpunkt bereits kein Zweifel mehr. Dasselbe galt auch für die Partie von Michael Rupp (2), der aus dem symbolischen Vorteil des Läuferpaars gegen Läufer und Springer nichts Entscheidendes herausholte und letztlich sogar den Partieverlust riskiert hätte, wenn er weitergespielt hätte – stattdessen nahm er auch das Remisangebot an. Werner Junger (5) opferte frühzeitig einen Bauer, verwechselte aber ein Detail seiner Vorbereitung und konnte die ganze Partie über keine volle Kompensation für die materielle Einbuße nachweisen. Sein Gegner trocknete seine Stellung immer mehr aus und krönte sein Spiel mit einem naheliegenden, aber trotzdem schönen Qualitätsopfer zum verdienten Sieg. Auch Dietmar Kessler (3) ließ einmal eine gute Chance aus und musste fortan um das Remis kämpfen, das er dank etwas gegnerischer Mithilfe auch noch schließlich erreichte. Die kümmerliche Bilanz des Matches lautet somit: drei Niederlagen, fünf Remisen und kein einziger (!) Sieg.
Es war ein Tag zum Vergessen: Langenau war heute in allen Belangen überlegen und führte unser Team regelrecht vor. Hätten die Gäste Ernst gemacht, dann wäre eine echte Klatsche nicht unwahrscheinlich gewesen. Aber auch so reichte das Endergebnis den Gästen zum Klassenerhalt und unserem Team für mindestens eine weitere Ehrenrunde in der Verbandsliga. Meister wurde durch das heutige Ergebnis die 2. Mannschaft von Deizisau, der auf diesem Wege gratuliert sei. Der zu erwartende Sieg gegen Pfalzgrafenweiler-Dornstetten, die zu fünft (!) angetreten waren, reichte angesichts der unwürdigen Vorstellung des SVE heute zum Aufstieg in die Oberliga. Der SVE beendet die Saison als Dritter, denn auch Pfullingen zog noch an unserem Team vorbei. Absteigen müssen dagegen Dornstetten-Pfalzgrafenweiler, Markdorf und Reutlingen.
Die Saisonbilanz des SVE liest sich skurril: obwohl sechs Kämpfe mit mindestens 5,5 Brettpunkten gewonnen wurden, reichte es schlussendlich nicht für den ersehnten Aufstieg in die Oberliga. Nach der Niederlage gegen Reutlingen, die in der gesamten Saison lediglich gegen den SVE mit allen vier Profis aufliefen, und dem verschenkten Sieg gegen Deizisau 2 hatte sich der SVE selbst in die unangenehme Lage gebracht, gegen die unbequemen Gäste aus Langenau gewinnen zu müssen – eine Aufgabe, an der der SVE heute im Kollektiv triumphal gescheitert ist.
Man beachte dabei die Bilanzen der einzelnen Spieler: Ralf Warthmann avancierte mit 7,5 Punkten zum Topscorer der gesamten Liga, und auch Michael Mehrer punktete stark mit 6,5 Punkten. Michael Rupp und Werner Junger holten je 5,5 Zähler aus 9 Partien. Dietmar Kessler und Uli Junger holten ebenfalls jeweils 5,5 Zähler – allerdings aus acht bzw. sieben Partien. Hartmut Hehn holte beachtliche 5 aus 7 (und hätte heute keinesfalls leer ausgehen müssen), während Bernd Grill sich am starken Spitzenbrett aufrieb und 4,5 Punkte aus neun Partien erzielte, aber dennoch Wertungspunkte dazu gewinnt.
Fazit: obwohl es keinen formschwachen Spieler oder keine Bilanz von unter 50% für einen unserer Stammspieler gab, reichte ein einziger jämmerlicher Auftritt, um eine ganze Saison zu vermurksen. Der heutige Tag erinnert an die Ereigniskarte bei MONOPOLY: „Gehen Sie zurück nach der Badstrasse. Gehen Sie nicht über LOS und ziehen Sie nicht 4000 DM ein.“