Hartmut Hehn war nicht unser einziges Vereinsmitglied, das in letzter Zeit an einem mehrtägigen Open teilgenommen hat (wir berichteten). So war auch unser „Altmeister“ und (mit Verlaub) „Vereins-Urgestein“ Hans Leutz nach Neustadt an der Weinstraße in die Pfalz gereist und spielte dort vom 07.07. bis 15.07. beim „16. Rheinland-Pfalz Senioren-Open“ mit. Es nahmen rund 80 Spieler teil, die insgesamt neun Runden nach Schweizer System zu absolvieren hatten. Die Qualität des Teilnehmerfeldes hinsichtlich Spielstärke der Teilnehmer war dabei ganz beachtlich, was sicherlich insbesondere darin begründet lag, dass in diesem offenen Turnier von den Teilnehmern des angestammten Landesverbandes auch um den offiziellen Titel des Rheinlandpfalz-Seniorenmeisters gespielt wurde.
Um Parallelen zu ziehen und dabei das Pferd mal von der Rückseite her aufzuzäumen: Hans erzielte dabei wie Hartmut bei den Vellmarer Schachtagen am Ende eine 50%-Punktausbeute, doch da er bis auf den Gegner der Startrunde sich ausschließlich mit nominell überlegener Gegnerschaft von mindestens 1900 DWZ (!) auseinanderzusetzen hatte, ist dieses Ergebnis als wirklich ganz beachtlich einzuordnen – und wäre es in der zweiten Hälfte derart gut gelaufen wie in der ersten, hätte sogar noch mehr rausspringen können …
Nach einem Aufbaugegner und entsprechenden „Pflichtsieg“ in der Startrunde bekam es Hans in Runde zwei schon mit einem Gegner ganz anderer Kragenweite zu tun. Dabei vermochte er gegen Erich Weyrauch (SV Ruhrspringer, DWZ 1963/Elo 2083) dennoch bereits seinen zweiten ganzen Punkt unter Dach und Fach zu bringen.
Eigentlich war nun in Runde drei fast zu erwarten, dass es da gegen die Nummer drei der Setzliste Fedor Dushatskiy (SV Rochade Neuenstadt, DWZ 2089/Elo 2169) wohl unmöglich so gut weitergehen könne wie zuvor. Doch weit gefehlt: Hans vermochte mit den schwarzen Steinen spielend auch diesen zehn Jahre jüngeren „kapitalen Platzhirsch“ zur Strecke zu bringen und damit als einer von dato noch insgesamt drei Spielern seine weiße Weste zu behalten! Zwar vermochte der anziehende Favorit hier zunächst doch Stellungsvorteil und eine recht vielversprechende Stellung zu erlangen, doch schließlich agierte er an einem bestimmten Zeitpunkt allzu ungeduldig oder zu optimistisch und ließ für einen vermeindlichen Mattangriff unkorrekterweise eine Figur stehen, die Hans letztlich mitnahm und sich wohl wider Erwarten für den Gegner doch verteidigen konnte. Nachdem der Favorit dann schließlich den besten Läuferzug und damit die einzig verbliebene Rettungschance verpasste, vermochte unser Protagonist mit kühlem Kopf und Spiel auf Vereinfachung diesen bald zur Aufgabe zu zwingen.
In Runde vier wartete nun an Tisch 1 mit der Nummer zwei der Setzliste FM Horst Degenhardt (SV Lorsch, DWZ 2168/Elo 2206) eine weitere ultimative Nagelprobe auf Hans. Dieser brachte es schließlich dann auch fertig, unserem bis dato glänzend aufspielenden Protagonisten die erste Niederlage beizubringen. Offenbar war der Gegner aber ohnehin gut in Form; jedenfalls sollte es für ihn letztlich mit 7/9 nach Buchholzwertung vor dem allein noch punktgleichen Setzlistenersten FM Gerhard Biebinger (Bad Pyrmont) zum Turniersieg reichen, während sich der insgesamt drittplatzierte Udo Loos vom einheimischen Post-SV Neustadt (DWZ 1928/Elo 2030) dann mit einem halben Punkt Rückstand wohl etwas überraschend den Titel des Senioren-Landesmeisters sichern konnte.
Hans konnte sich in der Folgerunde jedoch zunächst gleich wieder fangen und spielte entsprechend gegen einen weiteren starken Gegner (Reinhard Haase, SC Fulda, DWZ 2003/Elo 2133) letztlich mit einigem Glück das erste Mal remis. Es scheint fast, dass die Gegner nun zwischenzeitlich vor unserem bis dahin stark aufspielenden Kameraden gewarnt waren; jedenfalls musste er in den nächsten beiden Runden gegen Gegner mit 2001 DWZ und dann 1916 DWZ jeweils eine weitere Niederlage einstecken und fiel damit auf eine fünfzigprozentige Punktausbeute zurück. In beiden Partien mussten sich die favorisierten Kontrahenten dabei doch ziemlich strecken, um schließlich jeweils im Endspiel die Partien doch noch zu ihren Gunsten entscheiden zu können, wobei Hans insbesondere in der zweiten Partie diesmal doch eher Pech hatte, diese im resultierenden Springerendspiel mit Minusbauer doch nicht mehr halten zu können und schließlich nach sage und schreibe 109 Zügen noch die neuerliche Niederlage quittieren zu müssen.
Einfacher von der Papierform her sollte es in den verbleibenden beiden Runden dennoch nicht werden, doch vermochte sich Hans nun nichtsdestotrotz wieder zu stabilisieren und entsprechend gegen die nominell zumindest nach DWZ nach wie vor deutlich überlegenenen Gegner (DWZ 1919 und 1941) jeweils ein Remis zu erzielen.
Trotz also der fast durchgängig nominell überlegenen Gegnerschaft konnte sich Hans mit der so am Ende erzielten Punktebilanz von 4,5/9 (was laut Turnierseite einer DWZ-Performance von 1953 entspricht) schließlich auf einem guten bis sehr guten Rang 33 platzieren und damit sicherlich sehr zufrieden die Heimreise antreten. Gut und beruhigend für uns von der ersten Mannschaft zu wissen, dass wir im Falle des Ausfalls einer Stammkraft gegebenenfalls mit „Altmeister“ Hans nach wie vor noch einen erfahrenen Spieler in der Hinterhand haben, der auch in der Verbandsliga immer noch seinen Mann stehen könnte – eigentlich schier unglaublich, wenn man sich vor Augen hält, dass Hans als Sohn seines Vaters Johannes, der zu den Gründungsmitgliedern unseres Vereins gehörte, bereits als Zehnjähriger im Jahr 1948 Vereinsmitglied gewesen ist, wie auch in der Chronik auf unserer Website nachzulesen ist.
Link auf die Turnier-Basisseite: https://rlp-seniorenopen.de
[Nachtrag 16:25 Uhr] Nachfolgend nun noch in chronologischer Reihenfolge Hans´Remis- und Gewinnpartien …