Verpasste Chancen (15)

Das kubanische Wunderkind José Raoul Capablanca verblüffte die Schachwelt schon früh mit seinen unvergleichlichen Fähigkeiten und wurde 1921 Weltmeister. Markenzeichen seines Spiels waren eine exakte Berechnung und klare strategische Pläne, denen seine Gegner meist nichts entgegenzusetzen hatten. In dieser Partie erleben wir den Kubaner bei einem ganz seltenen Aussetzer …

 

Capablanca – Thomas, Hastings 1919
Weiß am Zug

Capablanca hat seinen Gegner, den britischen Meister George Alan Thomas, klar überspielt und hätte hier auf zwei Arten relativ leicht gewinnen können. Am stärksten erscheint 1. Da6-b5!, auch wenn Weiß nach 1… Tc2-c1+! noch etwas rechnen muss. Die Fortsetzung 2. Kg1-f2! Tc1-c2+ 3. Kf2-f3 Tc2-c3+ 4. Kf3-f4! mit Gewinn zu finden sollte sich allerdings als machbar für so einen starken Spieler erweisen.
Praktischer und geradliniger erscheint 1. Tb8xe8! Df8xe8 2. Da6-a4! Tc2-c1+! 3. Kg1-f2!, was ebenfalls leicht gewinnt. Capablanca zog hier in Wirklichkeit allerdings 1. Da6-a8?, wonach sich sein Gegner genauso zur Aufgabe genötigt sah. Zu seinem Leidwesen hatte Schwarz nicht bemerkt, dass Capablancas letzter Zug in Wahrheit ein schwerer Fehler war, den es auszubeuten galt …

============================ LÖSUNG ============================

Thomas hätte hier mit 1… Tc2xa2! den Spieß umdrehen und die Situation auf dem Brett zu seinen Gunsten ausnutzen können. Capablanca würde nach 2. Da8xa2 Te8xb8 3. Tb1xb8 Df8xb8 4. Da2-e6! wohl ausreichendes Gegenspiel für eine Punkteteilung behalten, aber ein halber Punkt gegen einen künftigen Weltmeister mit den schwarzen Steinen wäre ja auch ein Achtungserfolg gewesen!

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