Da der Spielabend ab nächsten Freitag (3. September) endlich wieder stattfinden soll, wird dies der letzte Beitrag zur Überbrückung der Corona-Tristesse werden. Ich hoffe, die Serie fand allgemein Anklang und wird mit diesem letzten Beitrag würdig gekrönt.
Der ungarische Internationale Meister Lajos Asztalos (1889 – 1956) ist heute kaum mehr bekannt, doch würde dies vielleicht anders aussehen, wenn er die untenstehende Partie gewonnen hätte.
Asztalos – Aljechin, Bled 1931
Weiß am Zug
Asztalos‘ Gegner in dieser Partie war kein Geringerer als der amtierende Weltmeister Alexander Aljechin, der noch dazu in der Form seines Lebens war und bei diesem Turnier die Konkurrenz in Grund und Boden spielte. In dem Turnier mit 26 Runden blieb er ohne Niederlage (!), erzielte astronomische 20,5 Punkte und distanzierte den Zweitplazierten Efim Bogoljubow um sage und schreibe 5,5 Punkte.
In dieser Partie strapazierte Aljechin sein Glück allerdings so sehr wie in keiner anderen Partie, in der er mehrmals auf Verlust stand. Natürlich hatte der ungarische Meister in dieser Stellung den hängenden Turm auf h8 erspäht, verschmähte den Köder aber wegen des Königszugs nach e7, woraufhin die weiße Dame hängt und gleichzeitig ein zweizügiges Matt droht. Selbst nach Asztalos‘ Wahl 1. a2xb3 hätte er immer noch locker gewinnen sollen, doch er verdarb die Stellung später tatsächlich noch zur Punkteteilung.
Weiß stand allerdings ein klarerer Gewinnweg als der Textzug in dieser Stellung zur Verfügung, den der Anziehende zu seinem Leidwesen übersehen hatte. Wie hätte sich das bewerkstilligen lassen?
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Weiß hätte in der Tat einfach 1. Df6xh8+! spielen sollen, denn das skizzierte Problem nach 1… Ke8-e7 kann Weiß mit dem Zwischenzug 2. Td1-d7+!! beheben. Wenn darauf 2… Ke7xd7, dann kann Weiß nach dem offensichtlichen 3. Sf3-e5+ gewinnbringend vereinfachen, zum Beispiel: 3… Kd7-c7 4. Dh8xb8+ mit einem Turm mehr. Auch 2… Dc6xd7 hilft wegen 3. Dh8xb8 b3xc2+ 4. Kb1-c1! (oder 3… b3xa2+ 4. Kb1-a1!) nichts, da Schwarz keine weiteren Schachgebote zur Verfügung hat.
Der Grund, warum Asztalos an dieser Herausforderung scheiterte, ist ein typischer Fall von zu früh abgebrochener Variantenberechnung. Hätte er nur einen Zug nach dem offensichtlichen ersten Zug weiter gerechnet, dann wäre er mit Sicherheit auf diese Lösung gekommen.