Vereinsmeisterschaft 2024: Hochspannung bis zum Ende

Die an zwei Brettern gleichzeitig als Schnellturnier ausgetragene Vereinsmeisterschaft versprach aufregende Partien, dramatische Wendungen und tragische Patzer. Titelverteidiger aus dem Vorjahr war Nils Wurmbauer, der mit fünf weiteren Teilnehmern angetreten war, um den neuen Sieger zu küren.

In der ersten Runde gab Topfavorit Bernd Grill gegen Jan Hoyler gleich ein Remis ab: während er seine Schwarzpartie sicher im Griff hatte, vermochte er aus seiner gut stehenden Weißpartie nicht das Optimum herauszuholen und stand zwischenzeitlich vielleicht sogar auf Verlust. Nach zeitnotbedingten Zügen (es wurde mit 15 Minuten plus 5 Sekunden pro Zug an jedem Brett gespielt) trudelte die Partie schließlich doch noch in die Punkteteilung aus. Nils Wurmbauer behielt dagegen bis vor der letzten Runde seine blütenweiße Weste und traf dann auf Bernd Grill, der nach dem Lapsus zu Beginn ebenfalls nichts mehr abgegeben hatte. Die Situation vor der letzten Runde versprach damit Dramatik pur, denn dem Titelverteidiger hätte ein Punkt aus zwei Partien gereicht.

Nils wurde in seiner Weißpartie allerdings schnell überspielt und stand auch am anderen Brett kritisch. Der Favorit schien alles im Griff zu haben, als plötzlich Folgendes geschah:

Weiß hat bereits ohne jede Kompensation eine Qualität eingebüßt und muss auf ein Wunder hoffen, das allerdings nach 22. e5xf6 Tf8xf6?? eintrat. Schwarz hätte alle Vorzüge seiner Stellung behalten, wenn er mit der Dame zurückgenommen hätte, doch nach dem nichtsahnenden Partiezug bot sich Weiß plötzlich die unverhoffte Chance, mit 23. Sc3xd5! aus der unkoordinierten Stellung der schwarzen Figuren Kapital zu schlagen. Es ging weiter mit 23… Lc5xf2+ 24. Tf1xf2 Tf6-f8 25. Sd5-c7, wonach der Springer heilloses Chaos in den schwarzen Reihen stiftet. Nach 25… Ta8-c8 26. Sc7xe6 Tf8-e8 27. Se6-g5 taumelte Schwarz bereits am Rande des Abgrunds entlang, obwohl die Stellung objektiv immer noch ausgeglichen ist. Hier sollte nun 27… h7-h6 geschehen, denn nach dem Partiezug 27… Kg8-h8? transformierte Weiß die Stellung mit 28. Sg5-f7+! Kh8-g8 29. Sf7-d6! Te8-e1+ 30. Kg1-g2 gewinnbringend zu seinen Gunsten. Die Schachdrohungen auf b3 und d5 sollten die Partie nun entscheiden, weshalb der Favorit – so locker er es in dieser verlorenen Stellung eben tun konnte – 30… Tc8-f8 zog. Mit etwas weniger als einer Minute auf der Uhr fand Nils nun nicht die Gewinnwendung 31. Df3-d5+! Kg8-h8 32. Sg5-f7+, weil er nach 32… Tf8xf7 übersehen hatte, dass Weiß natürlich nicht auf f7 nimmt, sondern auf a8 ein tödliches Schachgebot geben kann. Stattdessen zog er 31. h2-h3??, wonach die goldene Chance zur Titelverteidigung vertan war. Schwarz antwortete daraufhin nach einem deutlich vernehmbaren Seufzer der Erleichterung mit 31… Dh4-e7 und gewann die Partie kurz darauf durch Zeitüberschreitung seines jungen Gegners.

Somit musste die andere noch laufende Partie entscheiden: hier hatte Bernd Grill aus der Eröffnung heraus ein klares strategisches Plus erlangt, konnte aber den Vorteil des Läuferpaars nicht wie gewünscht zur Geltung bringen und ließ immer mehr Komplikationen zu. Zwischenzeitlich hatte Nils Wurmbauer drei (!) verbundene Freibauern am Damenflügel, doch seine Springer standen weitab vom Schauplatz am Königsflügel, wo er Gefahr lief, mattgesetzt zu werden. Das Geschehen wogte hin und her, zumal beide Spieler schon bald nur noch vom Zeitbonus pro Zug lebten. Hochspannung war angesagt, doch nach unglaublichen Abenteuern und Wendungen forcierte Bernd Grill schließlich das Remis, das ihm zum schwer umkämpften Titel ausreichte.

Den Kiebitzen wurde eine ganze Menge geboten!

Damit siegte Bernd Grill (9) knapp vor Nils Wurmbauer (8,5) und Jan Hoyler (7). Auf den weiteren Plätzen landeten Nikola Karacic, Uwe Bucher und Manuel Roosz.

Den lockeren Jahresausklang bestreiten wir wie gewohnt beim Silvesterblitzturnier am kommenden Dienstag, den 31. Dezember 2024, in unserem Spiellokal. Beginn ist um 13.30 Uhr.

Kommentar hinterlassen