Der Knoten ist geplatzt

Beitragsbild: Michael Rupp suchte sich einen guten Zeitpunkt für seinen ersten Saisonsieg aus

Oberliga Württemberg 2025/26   Runde 3:
SV Ebersbach   –   SF Stuttgart 2   5,5:2,5

Beide Mannschaften waren sich der sportlichen Bedeutung dieses Kampfes vollauf bewusst, boten sie doch jeweils so ziemlich das Beste auf, was sie in petto haben. Jedenfalls war klar, dass der Verlierer des Matches den Blick würde nach unten richten müssen.

Das Match verlief spannungsgeladen, denn neben dem erwartbaren Geschehen auf den Brettern gesellten sich für Schiedsrichter Stefan Auch zusätzlich noch grundlos streikende Uhren und hustende Spieler hinzu, so dass für reichlich Action gesorgt war. Es dauerte auch volle drei Stunden, bis die erste Partie beendet war: Bernd Grill (1) hatte mit Schwarz eine günstige strategische Abwicklung wählen können, vermochte aber trotz Mehrbauer das gegnerische Läuferpaar nicht optimal einzudämmen, weshalb er bei knapper Bedenkzeit in nicht vollständig klarer Stellung remis anbot, was akzeptiert wurde.

Nils Wurmbauer holte seinen ersten Sieg
in der Oberliga überhaupt – und wie!

Vielleicht noch beflügelt von seinem Husarenritt bei der Vereinsblitzmeisterschaft zwei Tage zuvor spielte Nils Wurmbauer (4) eine Partie aus nahezu einem Guß, nachdem er bereits aus der Eröffnung heraus signifikanten Vorteil hatte erlangen können und den Stuttgarter sicher überspielte.

Vielleicht hoffte der Gegner noch darauf, dass Weiß angesichts des weit vorgerückten Freibauern das Remis durch Dauerschach forcieren müsste, doch dem war nicht so. Nils setzte an dieser Stelle unbeeindruckt fort mit 35. Tf6-b6+ Kb8-a8 36. Tb6-b7!, wonach er bereit stand, seinen Turm nach d7 zu stellen, wenn Schwarz seinen Bauer nicht vorrücken sollte. Im Falle von 36… d3-d2 entscheidet aber die überzeugende Abwicklung 37. Tb7-a7+ Ka8-b8 38. Te7-b7+ Kb8-c8 39. Ta7-a8+ Kc8xb7 40. Ta8xd8 mit glasklarem Gewinn. Schwarz wählte stattdessen 36… Lg6-e4, hatte nach 37. Tb7-d7 keine Argumente mehr vorzuweisen und stellte die Uhr nach dem Erreichen der Zeitkontrolle ab.

Einen extrem wichtigen halben Zähler steuerte Hartmut Hehn (5) bei, der in eine entsetzlich passive Position gedrängt worden war, aber dank einiger Findigkeit und etwas gegnerischer Mithilfe die Umklammerung aufbrechen und ins Remis durch Dauerschach entwischen konnte. Den Vorsprung für die Gastgeber baute Michael Mehrer (7) aus, der nach wechselhaft verlaufener, recht komplizierter Partie allmählich Oberwasser bekam und entscheidendes Material gewann. Als auch Michael Rupp (2) davon profitierte, dass sein Gegner in nur minimal schlechterer Stellung zunehmend den Faden verlor, konnte er seine Partie sicher nach Hause fahren und dem SVE zumindest mal das Unentschieden sichern. Dann setzte wie schon in den beiden Auftaktrunden das große Zittern ein, ob der fehlende halbe Punkt noch herausspringen würde, da alle drei noch laufenden Partien aus unserer Sicht kritisch standen. Für die Erlösung nach einer gefühlten Ewigkeit sorgte schließlich Werner Junger (6), der ein schlechtes Bauernendspiel remis halten konnte und somit den Gesamtsieg festzurrte. Die Niederlage von Dietmar Kessler (3), der seine Parite zu passiv angelegt hatte, fiel da zum Glück nicht mehr ins Gewicht. Gar wundersame Dinge trugen sich dagegen am letzten Brett zu, denn Uli Junger (8) hatte nach einem kapitalen Blackout eigentlich schon entscheidenden Materialnachteil, doch plötzlich entglitt dem Gegner das Geschehen derart, dass es dessen auf sich allein gestellte Dame nach der Zeitkontrolle mit zwei Türmen, einem Springer und drei Bauern aufnehmen musste und damit natürlich überfordert war. Nachdem der Gegner die Zeit überschritt, war auch dieser zwischenzeitlich völlig abgeschriebene Punkt auch noch eingefahren worden. Das Endergebnis täuscht somit ein wenig über den wahren Spielverlauf hinweg, aber natürlich nehmen wir den letztlich doch deutlichen Sieg gerne mit.

Hier das Endergebnis in der Übersicht:

Brett SV Ebersbach 1 Stuttgarter SF 2 Brettpunkte
1 Grill, Bernd Forster, Lukas ½:½
2 Rupp, Michael Hofmann, Martin 1:0
3 Kessler, Dietmar Aksenov, Pavel 0:1
4 Wurmbauer, Nils Gabriel, Robert 1:0
5 Hehn, Hartmut Schwarzburger, Lothar ½:½
6 Junger, Werner Goldinov, Daniel ½:½
7 Mehrer, Michael Gabriel, Josef 1:0
8 Junger, Ulrich Zeiler, Klaus 1:0
Gesamtergebnis 5,5:2,5

Mit 4:2 Mannschaftspunkten steht der SVE derzeit unerwartet gut da und mischt damit ordentlich in der württembergischen Eliteliga mit. Am nächsten Spieltag am 7. Dezember bekommt es der SVE auswärts mit dem vermeintlichen Ligafavoriten, der Zweiten des SV Heilbronn, zu tun, der allerdings völlig überraschend gegen den Lokalrivalen von Heilbronn-Biberach unterlag. Schauen wir mal, ob was geht …

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