Bereits am Wochenende vor Ostern veranstaltete der TV Tegernsee zum vierten Mal sein alljährliches Open, das heuer erstmalig im bildschönen Saal des „KULTUR im Oberbräu“ zu Holzkirchen ausgetragen wurde. Insgesamt 139 Teilnehmer allen Alters fanden sich zu dem mustergültig organisierten Turnier ein.
Hartmut Hehn spielte kurz nach seinem 60. Geburtstag unterm Strich ein sehr gutes Turnier mit viel Energie. In der ersten Runde hätte er zwar fast ein Remis gegen ein sehr viel schwächeres Jungtalent zugestehen müssen, aber danach schlug er etliche gleich stark eingeschätzte Gegner und hätte sein Turnier mit einem besseren Ergebnis in der 5. Runde gegen IM Thomas Reich noch veredeln können. Die Chance dazu wäre durchaus vorhanden gewesen …
Man mag sich gar nicht ausmalen, wie das ohnehin schon gute Turnier für Hartmut hätte weitergehen können, wenn er hier mit Schwarz in hoher Zeitnot nicht 36… Sd6-b5?, sondern 36… d4-d3! gezogen hätte, womit der e-Bauer gefesselt und Weiß spürbar in die Defensive gedrängt wird. So ging diese Partie leider nach zehn weiteren Zügen verloren – schade, denn er hatte dem hohen Favoriten lange ordentlich Paroli geboten.
Spielte ein gutes Turnier: Hartmut Hehn
Ein Remis gegen Tingrui Shen in der Schlussrunde war ebenfalls als Achtungserfolg zu werten, denn der deutlich stärker eingeschätzte, aber erst im Jahr 2013 geborene Jugendspieler hatte auch schon an der Europameisterschaft der U12 teilgenommen.
Hartmuts Bilanz: 5 aus 7 und ein satter Zuwachs von 19 DWZ-Punkten.
Ebenfalls am Start (hier auf der Bühne in Runde 5): Bernd Grill
Der zweite Teilnehmer des SVE, Spitzenspieler Bernd Grill, startete ebenfalls ordentlich mit 4,5 Punkten aus den ersten 5 Partien, hatte aber dann klassisches Lospech: trotz möglicher anderer Gegner wurde er mit Schwarz gegen den einzigen Großmeister im Feld, den für den SV Deggendorf spielenden Egor Krivoborodov gelost. Hätte er diese Partie remis gehalten, dann wäre die Chance auf ein sehr gutes Abschneiden möglich gewesen: nachdem er im Mittelspiel überspielt worden war, rettete er sich in folgende Stellung:
Hier ließ Bernd im Eifer des Gefechts die erste klare Remischance aus, denn nach 41… f6-f5! wäre der Remisschluss unvermeidlich gewesen. Eine weitere Möglichkeit wurde später ebenfalls versiebt, so dass es kam, wie es kommen musste: nach 109 Zügen verlor er das Ringen mit der Seeschlange und wurde doch noch besiegt. Der Großmeister gewann das Turnier letztlich mit 6,5 Punkten aus 7 Partien.
Das Bild des Turniers aus der Vorschlussrunde: der Turniersaal ist bereits komplett leergefegt,
während die letzten beiden Mohikaner in 109 Zügen auf der Bühne um Sieg und Remis ringen
Durch ein schmeichelhaftes Remis in der letzten Runde sicherte er sich zumindest ebenfalls 5 Punkte, blieb aber mit seiner Wertungszahl auf unverändertem Niveau. Dank der besseren Buchholzwertung landete Hartmut Hehn letztlich auf Platz 14 und damit fünf Ränge vor Bernd Grill (Platz 19).
Nachzutragen ist auch noch, dass Egor Kolmykov nach längerer Pause mal wieder in Erscheinung trat und beim B-Open des Grenke Chess-Festivals in Karlsruhe teilnahm. Er holte 5,5 Punkte aus 9 Partien und kann mit seinem Ergebnis durchaus zufrieden sein.
Egor Kolmykov