Bezirksliga B 2022/2023 Runde 6:
SVE II – SV Nürtingen II 3,5:4,5
Eine weitere Begegnung mit Spielern an allen acht Brettern und sogar eine richtig knappe Sache! Es hätte nicht mehr viel Gegengewicht auf der Waagschale gefehlt, um ein Unentschieden oder sogar den Sieg zu erringen. Die bislang beste Mannschaftsleistung dieser Saison!
Lehrgeld bezahlen musste als erstes Manuel Roosz (7), der zwar den Weg in den slawischen Aufbau fand, aber durch einen fehlgeleiteten Abtausch den Angriff des Gegners allzu sehr ins Rollen brachte. Durch den Entwicklungsvorsprung waren die gegnerischen Figuren in der Überzahl und der Angriff auf den König war schnell nicht mehr aufzuhalten. Allerdings auch eine besonders eindrückliche Erfahrung, die sein Spiel mit dieser Eröffnung sicher verbessern wird.
Martin Koser (8) fiel eine Figur einem taktischen Missverständnis zum Opfer, das schon vielen passiert ist und noch vielen passieren wird. Trotzdem kämpfte er noch weiter, bis zum bitteren Ende, für den Materialverlust war aber leider keine Kompensation zu finden und auch ein erhoffter Fehler vonseiten des Kontrahenten blieb aus.
Eine Weile danach kam es dann für Manuel Zöller (5) zur Punkteteilung. Er findet sich in der Slawischen Verteidigung nur geringfügig besser als sein Namensvetter zwei Bretter weiter zurecht und war sich sehr unschlüssig darüber, wie der Weg aus der Eröffnung für die Leichtfiguren aussehen sollte. Die überlegene Figurenkoordination des Gegners brachte diesem einen spürbaren dynamischen Vorteil – doch ein Abtausch zu viel ließ ihn verpuffen. Die Annahme des von Manuel Z. gestellten Remisangebots verhinderte die Notwendigkeit, Verteidigungskünste unter Beweis stellen zu müssen.
Den ersten Sieg erspielte sich Jan Hoyler (3), der durch eine Eröffnungsungenauigkeit des Gegners ein Loch in dessen Damenflügel reißen und sogleich mit rasantem Angriff spielen konnte. Mit dem resultierenden Qualitätsgewinn in der Tasche und noch immer glänzender Positionierung der verbleibenden Figuren war es danach nur noch eine Frage der Zeit, bis der Punkt eingeholt war.
In Bedrängnis in sowohl Raum als auch Zeit kam Nikola Karacic (1). Bedrängnis in Sachen Raum ist bei seinem Spielstil nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, hat er sich mit den schwarzen Steinen doch auch diesmal bewusst für eine gedrungenere Aufstellung auf den ersten drei Reihen entschieden. Mit Fortschreiten der Partie wurde die Verteidigung gegen das aktivere weiße Spiel allerdings immer zeitraubender, und da der 40. Zug noch nicht erreicht war, lebte Nikola bald nur noch von den 30 zusätzlichen Sekunden pro Zug – hier braucht es nur einen Moment der Unachtsamkeit (inmitten einer Variantenberechnung fühlt sich so mancher Schachspieler wie von der Zeit losgelöst), um durch den Ablauf der Uhr zu verlieren, wie es dann auch geschah. Kleines Trostpflaster: Die mitunter düster aussehende Stellung hätte sich mit dem letzten, um eine halbe Sekunde verspäteten Zug wohl sogar noch stabilisiert.
Der Sieg von Theodor Häberle (4) war eine schöne Demonstration der Stärke immaterieller Vorteile – in diesem Fall ein mächtiger Fianchetto-Läufer, aber vielleicht noch viel mehr die Bauernstruktur, mit einer halboffenen, einem schwachen Bauern zugewandten d-Linie. Bis zum Fall dieses Bauern blieb das Material gleich. Die daraufhin eindringenden Turm und Dame brachen der gegnerischen Stellung mit gleichzeitigem Angriff auf König und die Hinterflanken der Bauerndreiecke an beiden Flügeln schließlich das Genick.
Uwe Bucher (2) fand sich in nach dem Öffnen mehrerer Linien in einer komplizierten, dynamischen Stellung wieder, mit Druck auf den gegnerischen König und vielleicht einer Chance, seine Königsbauern zu Freibauern zu machen – doch das gegnerische Angriffspotential war mindestens genauso hoch. Eine hochwichtige Figurenfesselung hätte den Verlust des allzuweit vorne im Angriff stehenden Läufers gerade so noch verhindern können. Nach diesem schweren Schlag war an ein Vorrücken der Bauern nicht mehr zu denken. Auch nach einem Qualitätsopfer des Gegners war es noch immer eine Verteidigung in Unterzahl, die nicht mehr zu halten war.
Einen weiteren Punkt holte Hans Leutz (6), chronologisch gesehen zuletzt, auch wenn man mit diesem Sieg schon lange vorher gerechnet hatte. Die Richtung gab ein früher Qualitätsgewinn vor, um diesen konsequent zu verwerten, war allerdings noch einiges an Ausdauer vonnöten, denn der Gegner wehrte sich mit allen Mitteln. Erst musste seine Dame vom Königsflügel vertrieben werden; dann wurden nach und nach die Figuren abgetauscht. Der Turm, dessen Gegenspieler im anderen Lager nicht mehr vorhanden war, konnte mit allen Freiheiten seine Angriffsziele aussuchen um sich im Finale dann doch auch abzutauschen, um dem König den Pfad zur todsicheren Umwandlung des Bauern zu ebnen.
Auch wenn der zum Greifen nahe Mannschaftspunkt entglitten ist; mit Leistungen wie dieser ist in den letzten Runden der Saison vielleicht noch etwas drin.