Vellmar Runde 6: ein einziger Fehltritt genügte …

Ja, manchmal ist Schachspielen (fast) so brutal wie Bergsteigen: man machte zuvor viele, mitunter auch weitaus schwierigere Schritte (bzw. Züge) richtig (und verteidigte so z.B. erfolgreich die Hehn-Oni-Zitadelle gegen noch größeres Kaliber) – und nur ein einziges Mal nicht gänzlich aufgepasst  …

Bild: Blick in den Turniersaal Richtung Bühne

… Wie schon wiederholt davor in diesem Turnier eigentlich wieder ziemlich gut in die Partie gekommen, beschränkte sich Hartmut wieder mit den schwarzen Steinen gegen einen von der Papierform her eine ganze Ecke stärkeren (Viel-)Spieler diesmal nicht nur wie rundens zuvor darauf, sich nach Rehakles-Manier „hinten reinzustellen“, sondern bemühte sich darum, selbst aktiv zu werden und so das Turnierglück selbst aktiv zwingen zu wollen. In dessen Zuge entschloss er sich dann schließlich zur Umsetzung eines – wie sich letztlich dann auch zeigte – riskanteren Spielplans bzw. Pfades, der aber durchaus gangbar gewesen wäre, aber eben wirklich ganz schmal gewesen ist. Ein Tritt (der dabei so absolut naheliegend und folgerichtig aussah) nicht richtig gesetzt genügte dann bereits zum umgehenden (Partie-)Absturz, da unser SVE-Protagonist einen tückischen taktischen (Stein-)Schlag übersehen hatte, den sicherlich durchaus auch so manch andere starke Spieler hätte übersehen können, nach dem der Ofen dann schnell aus war.

Das ist natürlich doch etwas tragisch und auch bitter, wenn man bereits in der vorletzten Runde befindlich zuvor 80% der Punkte geholt hatte und dann bereits nach 23 Zügen als wahrscheinlich einer der ersten den Turniersaal mit leeren Händen zu verlassen hat. Da Hartmut nun mit dieser doch etwas frustrierenden Niederlage im Hinterkopf nun noch rund fünf Stunden hätte totschlagen müssen vor der an und für sich um 15:00 Uhr noch anstehenden Schlussrunde, er aber auch noch einen langen Nachhauseweg hat und morgen auch wieder früh auf der Arbeitsmatte zu stehen hat, entschloss sich unser zur Stunde wohl auch noch etwas frustrierte Held dazu, sich vom Turnier nun bereits abzumelden (zumal mit seinem Ausscheiden die Teilnehmerzahl im A-Open nun auch gerade wird) und sich auf den Nachhauseweg zu machen, wofür er sich insbesondere auch bei den mitfiebernden Sympathisanten entschuldigen möchte!

Mit dem schließlich daraus resultierenden Zweidrittel-Erfolgsscore von 4/6 gegen von der Papierform her überwiegend stärkere Gegnerschaft [Nachtrag 23:45: wie der Turnierseite mittlerweile zu entnehmen ist, entspricht dies einer Elo-Performance von 2271] kann Hartmut an und für sich letztlich dennoch sehr zufrieden nach Hause fahren, hat er doch auch wiederholt zu beweisen vermocht, dass er selbst als mittlerweile Ü50 selbst mit Konkurrenz von Oberliganiveau immer noch ganz gut mitzuhalten vermag.

Bereits in rund drei Wochen wird Hartmut aber schon wieder an einem anderen Open an den Start gehen, für das er sich bereits vor geraumer Zeit angemeldet hat. Um einige Spielpraxis und Erfahrung reicher darf man sicherlich gespannt sein, ob Hartmut dann wieder für einiges Aufsehen sorgen kann, wie ihm dies die letzten Tage geglückt ist.

[die unglückliche Niederlage der aktuellen Runde soll dennoch noch bald nachgereicht werden, zumal Hartmut bis zum entsprechenden tragischen Zeitpunkt auch in dieser Partie eine gute Leistung abgeliefert hatte]

[Nachtrag 21:40: so: die Partie ist nun soweit fertig kommentiert! Vielleicht sollte der Berichterstatter nach nochmaliger eingehender Analyse sich insofern ein bisschen revidieren, dass wirklich nur „ein einziger Fehltritt“ den Ausgang der Partie entschieden habe; jedenfalls sollte das nicht im Sinne von „ein einziger Zug“ verstanden werden, denn ein bisschen war unser in dieser Partie etwas unglücklich agierende Protagonist mit dem einen oder anderen Zug schon auch darauf zugesteuert. Wie auch immer; der werte Leser kann das nun gleich ja selbst bewerten …]

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Bei einem siebenrundigen Turnier kommt insbesondere der Vorschlussrunde meist eine besondere Bedeutung zu. Tatsächlich wäre es so gewesen, dass Hartmut mit einem Sieg in dieser Runde gleichauf nach Punkten mit fünf weiteren Spielen an der Tabellenspitze gestanden wäre und damit um den Turniersieg hätte mitspielen können. Ja, okay: "hätte, wenn und aber". Man darf aber sicherlich so weit gehen, konstatieren zu dürfen, dass nach dem Eröffnungsverlauf durchaus auch ein gegenteiliger Partieausgang im Bereich des Möglichen lag; der Berichterstatter denkt da insbesondere an die positionelle Chance im 12.Zug ... 1.Nf3 g6 Eigentlich hatte Hartmut zuvor mal geäußert, auf 1.Sf3 mit 1...f5 reagieren zu wollen, doch der Berichterstatter hatte ihm noch am späten Abend die Information zugespielt, dass Chandler dies erst vor kurzem mal mit 2.e4!? fxe4 3.Ng5 beantwortet hatte, um in der Folge gegen einen Gegner mit FM-Titel zu remisieren. Zumal keine Zeit mehr war, sich gezielt darauf vorzubereiten, entschloss sich Hartmut nach ein paar Minuten des Nachdenkens entsprechend von dieser Linie abzuweichen und auf "Repertoireplan B" auszuweichen ... 2.e4 Bg7 3.Bc4 das stellte sicherlich eine gewisse Überraschung dar, wobei für diesen Zug im Chessbase-Live-Book kein so besonders guter Erfolgsscore ausgewiesen wird e6!? ja: insbesondere diese Idee kam dem Berichterstatter beim Betrachten der Brettstellung ebenfalls in den Sinn. Warum nicht den Läufer sogleich kalt zu stellen versuchen und dafür vom normalen Spielmuster, das ...d6 vorsieht, abweichen?! 4.Nc3 Ne7 5.d3 bei nur vier Nennungen in o. g. Referenz zweimal auch von Vorläufern gespielt d5N kurioserweise spielten die beiden Vorläufer diesen auf der Hand liegenden Zug an dieser Stelle zumindest noch nicht 6.Bb3 der Zwischentausch 6.exd5 exd5 dürfte die schwarzen Spielmöglichkeiten wohl eher erweitern 6...d4!? dass der dagegen kam (und das auch noch ziemlich bald), überraschte den live zuschauenden Berichterstatter doch etwas und ließ ihn die Brauen heben. Grundsätzlich wäre ich nämlich nicht interessiert daran, dem momentan doch ziemlich auf Granit (oder sollte man angesichts der schwarzen Bauern hier besser von Basalt reden?) beißenden weißen Läufer b3 Steine aus dem Weg zu räumen. Da aber ja immerhin noch einer auf e6 steht, ist das aber wohl dennoch so in Ordnung, zumal Schwarz so immerhin Raum am Damenflügel gewinnen kann (was Hartmut später mal leider nicht so optimal genutzt hat) ... Der Berichterstatter zumindest hätte auf zuvor geäußerter Überlegung aufbauend hier wohl eher 6...0-0 oder vielleicht auch 6...h6 gespielt, auch wenn letztgenannter Zug meiner Engine weniger gefällt als der Partiezug 7.Ne2 c5 8.0-0 Nbc6 9.a3 sicherlich gegen etwaiges ...Sa5 nebst etwaigem Abtausch des Lb3 gerichtet (der noch eine gewichtige Rolle spielen wird, was nicht umbedingt nötig war) 0-0 an dieser Stelle kann Schwarz mit seiner Stellung sicherlich zufrieden sein; auch die übertragungsbegleitende Online-Engine "Stockfish 8" sah an dieser Stelle keinerlei weißen Vorteil ... 10.Ne1!? nach längerem Nachdenken gespielt, denn in der Tat ist es wohl nicht einfach, einen gescheiten Plan für den Anziehenden zu entwickeln. Der folgende umgesetzte entwickelte sich letztlich zu einem durchschlagenden Erfolg, wobei es aber keineswegs so hätte kommen müssen ... Kh8!? geht dem aus der Ferne wirkenden Heckenschützen auf b3 aus dem Weg, zumal Hartmut hier bereits mit dem gleich noch folgenden Zug liebäugelte ... kann gut sein, dass Hartmut hier 10...b5!? gezogen hätte, wäre da nicht die Möglichkeit 11.a4 wonach das wünschenswerte ...a6 wegen des ungedeckten Ta8 natürlich nicht ginge. Der Computer möchte dann aber einfach mit b4 reagieren, um dann noch sogleich ... Sa5 folgen zu lassen, um dabei minimalen schwarzen Vorteil auszuweisen 11.f4 eben dafür musste zuvor der Sf3 weichen f5!? eine mögliche, aber irgendwo auch etwas verpflichtende Reaktion, zumal diese letztlich auch den Interessen des Lb3 entgegen kommt ... neutraler war da jedenfalls 11...Bd7 (!), was den klaren Spielplan ...b5 nahelegt, mit dem Ziel, anschließend dann noch ...c4 durchdrücken zu wollen, wie man das mit vertauschten Farben z. B. aus dem Königsindischen Bajonett-Angriff kennt 12.Nf3?! diesen Zug an dieser Stelle zu spielen, scheint mir letztlich sogar eine kleine Ungenauigkeit darzustellen, die Hartmut wohl die beste Chance der Partie eröffnet hätte, auf ein anderes Ergebnis zuzusteuern ... h6? ...die Hartmut damit leider verpasste Kann wohl gut sein, dass die Partie ganz anders hätte enden können, wenn Hartmut hier stattdessen 12...fxe4! 13.dxe4 keineswegs besser wäre 13.Ng5?! e3! 14.Bxe6 Qe8! 13...b5 gespielt hätte, was drohte, den Lb3 nun wieder mittels ...c4 kaltzustellen. Die Reaktion 14.a4?! jedenfalls überzeugte dann (wie wohl anderes ebenfalls) nicht, da nach c4 15.axb5 cxb3 16.bxc6 bxc2 Weiß den die Dame angreifenden Bauer wegen der nachfolgenden Bauerngabel ...d3 gar nicht nehmen könnte 13.Ng3! das erste Mal, dass der Computer nun die Chancen von Weiß etwas besser bewertet. Hier nun missfiel unserem SVE-Protagonisten wohl insbesondere die Vorstellung, dass der Anziehende e5 folgen lassen könnte, wonach sein Fianchettoläufer gar nicht mehr gut aussehen würde, was wohl die folgende Reaktion erklärt e5?! möchte die geschilderte positionelle Drohung e4-e5 gewissermaßen radikal aus der Stellung nehmen, doch damit begibt sich der Nachziehende auf eine allzu fragwürdige Gratwanderung ... wieder wäre 13...Bd7 mit dem Plan . ..b5 folgen zu lassen, wohl gesünder gewesen 14.fxe5 noch besser war 14.Nxe5! Nxe5 15.fxe5 Da er wegen des ansonsten einstehenden h-Bauern nicht gut auf e5 nehmen kann, muss Schwarz nach Kompensation suchen, die sich nach fxe4 16.Nxe4 Nf5 (noch das beste) 17.Bf4± aber nicht einstellt g5? wäre dann zwar wünschenswert, aber nicht angängig wegen 18.Bxg5! 14...f4! 15.Ne2 g5 16.h4! ob der Kontrahent zu diesem Zeitpunkt bereits die partieentscheidende taktische Möglichkeit entdeckt hatte? Nxe5?! Das sieht wohl logisch aus, steuert aber tatsächlich auf den entscheidenden Absturz zu eine noch recht gut begehbare Alternativroute bestand hier stattdessen in 16...Ng6! 17.hxg5 hxg5 18.Nexd4!? 18.e6 Qe7∞ 18...Nxd4! 18...cxd4? würde glänzend mit 19.Nh4‼+- beantwortet 19.Nh4 Nxb3 20.Nxg6+ Kg8 21.cxb3 und nach Re8! würde Schwarz gut dastehen 17.hxg5 Hand aufs Herz: wer hätte sich nun selbst nach mehrminütigem Nachdenken nicht zu Hartmuts Zugfolge entschlossen, die doch (scheinbar) auf der Hand liegt?! Nxf3+? mit diesem in Verbindung mit dem nachfolgenden scheinbar logischen Zug nimmt das Verhängnis endgültig seinen Lauf ... notwendig war stattdessen 17...N7g6 18.gxh6 Nxf3+ 19.Rxf3 und nun vielleicht am besten Be5 19...Bxh6 ginge vielleicht auch 20.Qf1 Qg5 und Schwarz hat wohl einige Kompensation sogleich 20...Bg4? wäre dagegen verfrüht wegen 21.Nxf4!+- Bxf4 22.Rxf4 Nxf4 23.Bxf4 Qf6 24.g3 18.Rxf3 hxg5 Ob es Hartmut inzwischen entdeckt hatte? Der Gegner zeigte sich jedenfalls (leider) taktisch auf der Höhe ... 19.Nxf4‼+- eine klare und bereits partieentscheidende Widerlegung ... 19.Rh3+!? Bxh3 20.Nxf4± war zwar auch vorteilhaft, aber wäre wohl noch nicht umbedingt entscheidend gewesen 19...Qd6 natürlich nach längerem Nachdenken gespielt, wobei Hartmut da sicherlich bereits gemerkt hatte, dass wohl nicht mehr viel zu retten war. Andere Züge waren tatsächlich nicht mehr besser der Springer war tatsächlich nicht zu nehmen mit 19...gxf4?! wegen des zugegebenermaßen schönen Räumungsopfer 20.Rh3+! 20.Rxf4+- reichte auch 20...Bxh3 20...Bh6 21.Rxh6+ Kg7 22.Qh5 verzögerte lediglich die Mattsetzung 21.Qh5+ und Matt im nächsten Zug 20.Nh5 zwar hat Weiß momentan eigentlich "nur" einen Mehrbauer, aber weitere materielle Verluste sind nicht mehr zu vermeiden ... Be6 jetzt ist es entschieden zu spät, den heimlichen Matchwinner noch beseitigen zu wollen ... 20...Qg6 war auch nicht mehr besser: 21.Nxg7 Kxg7 22.Rxf8 Kxf8 23.Qf3+ Ke8 24.Qg3 g4?! 25.Qe5 21.Bxe6 Qxe6 22.Bxg5 der ging auch zugs zuvor Ng6 23.Rh3 1:0 Hartmut gab völlig zurecht auf, da nach dem an und für sich erzwungenen ...Kg8 nach 24. Sxg7 Kxg7 25.Lh6+ auch noch eine Qualität flöten ginge bei fortgesetztem weißen Angriff 1–0
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Chandler,P-Hehn,H-1–02017B06Vellmarer Schachtage6

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