Die erste Schachaufgabe im neuen Jahr hat unsere erste Mannschaft letztlich erfolgreich gemeistert, wenngleich man wohl noch nicht wirklich von einer richtigen Trendwende gegenüber den eher stagnablen Leistungen der letzten paar Runden sprechen kann. Beim Betrachten des an und für sich deutlichen Ergebnisses muss man sich schließlich gewahr sein, dass man gegen den bis dato Tabellenletzten gespielt hatte (insofern wohl der richtige Gegner, um ordentlich ins neue Jahr reinzukommen), der sich dazu noch durch eigenes Zutun um zwei Spieler personell dezimiert hatte. Insofern ist die daraus resultierende Bilanz von 3,5:2,5 bei den tatsächlich ausgespielten Partien wohl doch nicht so wirklich befriedigend. Auch, wenn wir in keiner Partie Gefahr liefen, dass etwas hätte anbrennen können und man entsprechend wohl zumindest von einer „soliden Mannschaftsleistung“ sprechen kann, werden wir sicherlich noch mehr als lediglich eine Schippe drauflegen müssen, um am nächsten Spieltag mit einer entsprechend noch überzeugenderen Leistung Tabellenführer Pfullingen in Schwierigkeiten bringen zu können.
Unterm Strich fehlt also wohl nach wie vor ein Stück weit die benötigte Durchschlagskraft, um auch heuer wieder auch noch am Ende ganz vorne um die Meisterschaft mitspielen zu können. Insofern ist die nachfolgend vorgestellte Partie des Berichterstatters vielleicht auch ein recht typisches Muster für den gegenwärtigen Status quo der Mannschaft – nicht so schlecht, aber halt auch noch nicht gut genug …
[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2017.01.23"]
[Round "?"]
[White "Schmidt, Martin"]
[Black "Rupp, Michael"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "C77"]
[Annotator "Mi.Rupp"]
[PlyCount "47"]
{In dieser Partie traf ich auf denselben Gegner wie im Vorjahr, jedoch nun mit
vertauschten Farben. Entsprechend kurios und pikant nun insbesondere
Schmidt´s Eröffnungswahl ...} 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. d3
$5 {[%csl Ye4] Nanu?! Im letzten Jahr hatten wir beide genau diese
Variante und Stellung ebenfalls auf dem Brett - aber eben mit vertauschten
Farben (!) Vielleicht wollte mir der Hohentübinger vorführen, wie man
diese Variante richtig spielt; schließlich war ich seinerzeit schon bald in
ziemliche Schwierigkeiten geraten (der Berichterstatter berichtete in dieser
Rubrik). In dieser Hinsicht muss der Berichterstatter dem Gegner dann wohl am
Ende auch einen Punktsieg zugestehen, vermochte Erstgenannter jedenfalls in
der vorliegenden Partie nicht, den Anziehenden in irgendwelche Schwierigkeiten
zu bringen ... Objektiv gesehen ist dieser Zug natürlich nich besser als
die -zig tausendfach schon gespielte Hauptfortsetzung 5.0-0, doch kann Weiß
damit jedenfalls jede Menge recht ausgelutschter Theorievarianten des
Geschlossenen oder Offenen Spaniers umschiffen und so die Partie in noch
weniger erforschte Gefilde steuern} d6 ({erst in dieser Saison zwei Runden
zuvor hatte ich an dieser Stelle wie auch im Vorjahr Schmidt} 5... Bc5 {
gespielt gehabt, um letztlich gegen Thomas Erker (SG Fils-Lauter) böse unter
die Räder zu kommen (auch hierüber berichtete der Berichterstatter in dieser
Rubrik). Das hatte zwar wohl weniger mit der Variante als solche als vielmehr
mit meiner Interpretation derselbigen zu tun, doch da wohl damit zu rechnen
war, dass sich Schmidt diese in dieser Rubrik vorgestellte Partie genauer
angeschaut hatte (was er eigenen Aussage nach aber nicht hat, da er davon
nicht gewusst hätte), wollte es der Berichterstatter nun mal anders versuchen
...}) 6. c3 g6 {ich wusste, dass diesen Zug in ihren jeweiligen
Repertoirebüchern sowohl GM Victor Bologan, als auch der zypriotische
Analytiker Nikolaos Ntirlis erörtert haben, wobei insbesondere Letztgenannter
diese Vorgehensweise explizit empfohlen hat ...} (6... Be7 {ist hier
natürlich auch möglich, doch steht dann der Läufer sicherlich zumindest
eine ganze Weile lang wenig aktiv (wobei er das in der Partie dann eigentlich
auch nicht tat...)}) 7. O-O Bg7 8. Re1 O-O 9. Nbd2 {die letzten Züge folgten
soweit alle der Hauptlinie ...} Nh5 $5 {[%cal Yh5f4,Gf7f5] der
Berichterstatter spielte den Zug, hinsichtlich dessen er sich bei einer
zuvorigen Beschäftigung mit der Variante gefragt hatte, warum der von den
beiden schon angesprochenen Autoren nicht weiter erwähnt wurde, wie ich mich
während der Partie (zurecht) noch dunkel erinnern zu können glaubte.
Auch im Nachhinein sieht der Zug für mich noch recht naheliegend und dabei
aktiv aus, auch wenn er in der Praxis bisher offenbar nur selten gespielt
wurde ...} ({GM Bologan geht an dieser Stelle lediglich auf} 9... b5 {ein, was
Ntirlis dagegen wegen} 10. Bc2 ({bei} 10. Bb3 {empfehlen beide Autoren nach
bekanntem Muster} Na5 11. Bc2 c5) 10... Nb8 {das Beste laut Ntirlis} 11. a4 Bb7
12. b4 Nbd7 13. Nb3 {[%cal Gb3a5] für den Anziehenden einen Tick besser hält}
) ({Ntirlis gibt dagegen} 9... Re8 {ein Rufzeichen und beruft sich dabei auf
eine entsprechende Analyse des rumänischen GM Mihail Marin. Mir dagegen
leuchtet es nicht so recht ein, weshalb Schwarz mit diesem Zug bereits zu
erkennen geben sollte, auf einen späteren Aufzug seines f-Bauern verzichten
zu wollen}) 10. Nf1 (10. d4 $2 exd4 11. Bxc6 dxc3 $1 {wäre für Weiß hier
nicht angängig}) (10. g3 $6 {[%csl Yc8,Gf4,Gh5][%cal Yc8g4,Yg4h3] , um den
schwarzen Springer nicht auf das Wunschfeld f4 kommen zu lassen, sieht
angesichts der dann doch ernsthaft geschwächten weißen Felder und des
entsprechend dann erstarkenden weißfeldrigen Läufers des Nachziehenden wohl
eher weniger vertrauenserweckend aus}) 10... h6 {[%csl Gc1,Gf3,Gg5] ein
prophylaktischer Zug, der sicherlich kaum falsch sein kann} (10... Bd7 {ist
hier der am häufigsten gewählte Zug, was dem Berichterstatter aber
schlichtweg zu schlapp aussah}) (10... f5 $6 {sah mir möglicherweise doch
etwas verfrüht aus, wobei meine Engine mit} 11. exf5 Bxf5 12. Bg5 $5 $14 {
diese Auffassung offenbar teilt} ({nicht zu fürchten war dagegen das mich
etwas beunruhigende} 12. Ng5 $6 {[%csl Gf7,Gg5][%cal Rg2g4,Ga4b3] anbetrachts
von} d5 13. g4 $2 Nf4 {[%csl Rg5][%cal Gg4f5,Gd8g5]})) (10... Nf4 {wäre wohl
auch sogleich spielbar, doch erschien es mir etwas schneidig nach 11.d4 oder
11.Lxf4 nebst d4}) 11. Be3 $146 {den scheint hier bisher noch niemand gespielt
zu haben} ({offenbar wurde in zwei Partien hier} 11. h3 {gespielt}) (11. d4 {
sowie 11.Se3 wurden offenbar je einmal irgendwo gesehen}) 11... Qf6 $5 {[%cal
Gh5f4] soll insbesondere die Option eröffnen, nach einem Sprung des Rappen
nach f4 mit der Dame wiedernehmen zu können, um so mehr Einfluss auf das Feld
d4 und so das gesammte Zentrum wahren zu können} (11... Nf4 {würde Weiß
jedenfalls ermöglichen, sofort} 12. d4 {spielen zu können, wenngleich das
Weiß erstmal wohl auch nicht wirklich etwas verspricht}) 12. Qd2 {[%csl Rh6]}
(12. d4 {wäre natürlich auch hier spielbar, doch sieht das nach} Bg4 {[%cal
Gg4f3] doch ganz ordentlich für Schwarz aus}) 12... Bg4 $6 {[%cal Ge3h6,Gg4f3]
das sah mir am elegantesten aus, um die weiße Drohung Lxh6 zu bedienen, doch
hatte ich zum Zeitpunkt, als ich den Zug aufs Brett brachte, ehrlich gesagt
noch nicht die Notwendigkeit der etwas traurigen Antwort auf den folgenden
weißen Partiezug erkannt ...} ({im Nachhinein würde ich hier} 12... Nf4 {
vorziehen. Wenn Weiß dann den gut stehenden Springer mit} 13. Bxf4 {tauscht,
würde nach} exf4 {[%csl Ge3,Rf1,Gg3] dieser Bauer jedenfalls vorläufig den
weißen Sf1 nicht gut zu stehen kommen lassen, wenngleich Weiß nach} 14. d4 {
immerhin dann im Zentrum besser Fuß zu fassen vermag, was letztlich auch der
Grund dafür war, den Partiezug vorzuziehen ...}) 13. Bd1 $1 {[%csl Yf3] sieht
zwar bieder aus, ist aber zweifellos richtig, zumal der Läufer gleich wieder
deutlich wirksamer zu stehen kommt} Bxf3 $1 {so das Läuferpaar abzugeben und
gleichzeitig den weißen Läuer besser zu stellen, war zuvor nicht eingeplant
und kann natürlich durchaus als ein gewisses Zugeständnis angesehen werden,
wenngleich die schwarze Stellung in der Folge dennoch noch recht solide bleibt
...} ({eigentlich war hier stattdessen} 13... Nf4 $6 {vorgesehen, doch dann
kann Weiß wegen den ungedeckten Lg4 das taktische} 14. Nxe5 $1 $16 {[%csl Rf4,
Rg4][%cal Gc6e5,Ge3f4,Yd6e5,Yd1g4] spielen, was wohl tatsächlich immmer einen
Bauern gewinnt, am wenigsten offensichtlich vielleicht in der Fassung} Nxe5 15.
Bxf4 (15. Bxg4 $2 Nfxd3 $15) 15... Nxd3 {[%cal Gd2d3,Gf6f4]} 16. Bxh6 $1 Bxh6
17. Qxd3) (13... Kh7 $6 14. Ng5+ $1 {[%csl Rg4]} hxg5 15. Bxg4 {[%csl Rg5]
gefiel mir aufgrund des nun doch wackligen Bauern g5 wohl nicht ganz zu
Unrecht nicht so recht, woran auch} Nf4 $14 {nach} 16. g3 {nicht prinzipiell
etwas ändern würde, auch wenn der Springer vielleicht zunächst nicht
unmittelbar bedroht ist, fiele nach dessen Schlagen doch auch der weiße Le3
zum Opfer} Ne6 17. Bxe6) (13... g5 $2 14. Nxg5 $16 {[%csl Rg4,Gh5][%cal Gg4d1,
Gd2d1] wäre natürlich erst recht nicht gut für den Nachziehenden}) 14. Bxf3
{[%cal Gf3h5]} Nf4 15. Ng3 (15. Bxf4 exf4 {[%cal Gc6e5]} 16. d4 {[%csl Yd4,Ge3,
Ye4,Gf1,Gf4,Gg3] wäre vielleicht auch ein bisschen besser für Weiß,
wenngleich sich ein Vorteil aufgrund seines hier wieder schlecht stehenden
Springers recht überschaubar bleiben dürfte}) 15... Rad8 $5 {[%csl Gd2] wohl
nicht so einfach zu sagen, wo Schwarz hier genau seine Türme postieren sollte.
So wie es am Ende der Partie kam, erwies sich der Zug eines Turmes genau
hierhin jedenfalls als durchaus sinnvoll ...} (15... Nd8 {[%csl Gf4][%cal
Gd8e6]} 16. Bxf4 $14) 16. Ne2 {[%cal Re2f4] Weiß möchte verständlicherweise
den gut stehenden schwarzen Rappen loswerden, ohne das Läuferpaar aufgeben zu
müssen, doch hat Schwarz darauf nun eine zufriedenstellende Parade ...} Nh3+
$1 17. Kf1 (17. Kh1 {ziehen meine Engines einen Tick vor, doch sollte das
letztlich kaum einen Unterschied machen}) (17. gxh3 $2 Qxf3 {[%csl Yf3,Rh3]
wäre sicherlich nicht so gut für den Anziehenden}) 17... Kh7 (17... Ng5 {
möchte der Computer hier sofort ziehen, doch wollte ich mich mit dem
Partiezug zumindest noch vorerst darum herumdrücken, beurteilen zu müssen,
ob der Tausch} 18. Bxg5 $5 {womöglich doch den Anziehenden leicht begünstigt,
da die schwarze Bauernstruktur dann wohl doch zumindest etwas an Elastizität
verlöre}) 18. Bg4 {nötigt den Nachziehenden nun doch zu dem Zug, den er
unmittelbar davor zumindest nicht freiwillig spielen wollte. Letztlich zeigte
sich aber wohl, dass der Läufer hier nicht umbedingt besser steht als zuvor
auf f3 ...} Ng5 19. h4 $1 {den möchte auch mein Computerprogramm spielen} (19.
Bxg5 Qxg5 20. Qxg5 $8 hxg5 $11 {[%cal Gf7f5] dürfte Weiß in der Tat nichts
bringen, stünde Schwarz nun doch der aktive Zug ...f5 zur Verfügung}) 19...
Ne6 {[%csl Rh4]} 20. g3 ({Allein} 20. h5 $1 $14 {[%csl Ye3,Yg4][%cal Gd3d4]
dürfte Weiß hier leichten Vorteil versprechen. Vielleicht könnte Weiß dann
den Plan anstreben, nach g2-g3 seinen König nach g2 zustellen, um einen Turm
auf die h-Linie zu transferieren}) 20... d5 $1 $11 {[%csl Gd2,Gd8][%cal Rd5e4]
so kann Schwarz aus der vorigen Ablenkung des weißfeldrigen Läufers und
seinem Turmzug auf die d-Linie nun doch Nutzen ziehen} 21. exd5 Rxd5 {[%cal
Ge5e4,Gf8d8]} 22. Qc2 Rfd8 {[%csl Rd3]} ({erwogen hatte ich insbesondere auch}
22... h5 $5 23. Bh3 Bh6 $5 {[%cal Rh6e3] dieser Läufer stand zuvor sicherlich
eher passiver als sein weißer Kollege, weshalb dieser Abtausch recht
naheliegend wirkt} 24. Bxh6 Kxh6 25. Bg2 {nun steht dieser Läufer wieder
besser als zuvor, weswegen ich auch von diesem ganzen Manöver letztlich
Abstand nahm, wenngleich die Stellung nach} Rd6 $11 {gänzlich ausgeglichen
sein sollte}) 23. Rad1 a5 $5 {[%csl Yb4,Yc6][%cal Gd3d4,Yc3d4,Ye5d4] mit der
Idee gespielt, nach weißem d3-d4 und nachfolgendem Bauerntausch auf d4 ggf. ..
.Sb4 zu spielen, ohne dass nach einem Wegzug der dann angegriffenen Dame
dieser Springer dann ungedeckt stünde. Da ich aber nun dennoch nicht in
der Lage war, hier einen Plan zu entdecken, mit dem man die schwarze Stellung
verstärken könnte, um in der Folge aktiv auf mehr spielen zu können und ich
angesichts des Gesamtstandes mit den vorab geschenkten zwei Punkten kein
unnötiges Risiko eingehen wollte, bot ich hier im Sinne der Mannschaftsraison
remis, was der Gegner ziemlich schnell annahm.} (23... h5 {wollte ich nicht
spielen, da nach} 24. Bh3 {[%cal Yh3g2] der Läufer schneller auf die bessere
lange Diagonale gelangt, wofür sich Weiß aber wohl dennoch nicht viel kaufen
könnte; man sehe:} R5d6 $11 {[%cal Gg7h6]} (24... Bh6 {[%csl Gf1,Gf6][%cal
Rh6e3]} 25. Bxh6 Kxh6 26. Bxe6 $1 fxe6 (26... Qxe6 $2 27. Nf4 $16) 27. Ng1 $1
$14 Kg7 28. Kg2 {[%cal Gg1h3,Gh3g5]})) (23... Ne7 {mit der Idee ...Sf5 schlug
nach der Partie Mannschaftskollege Werner Junger vor, doch nach} 24. d4 {[%csl
Gc2,Gh7][%cal Ye7f5,Yg4f5] schätzte ich wohl zurecht die Stellung als eher
leicht besser für Weiß ein}) {½:½} 24. Kg2 $1 {[%cal Gg4f3] nebst Lf3
würde Weiß nun wohl leichten Vorteil sichern, wobei sich sein Vorteil aber
wohl noch auf eine eher akademische Dimension beschränken dürfte} 1/2-1/2