Obwohl er in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu den stärksten Meistern der Welt zählte, ist Großmeister Samuel Reshevsky wie kaum ein anderer dafür bekannt gewesen, gewonnene Stellungen noch zu verderben. In dieser Begegnung ließ er die Chance auf einen Glanzzug aus und musste am Ende eine unnötige Punkteteilung quittieren.
Reshevsky – Fine, Hamilton 1941
Weiß am Zug
In dieser zweifellos für Weiß sehr günstigen Stellung spielte Samuel Reshevsky das objektiv nicht so schlechte 48. Lf8-d6+!? Sf6-e8 49. Ld6-e5, wonach er mittelfristig auch auf Gewinn stehen sollte – dennoch schaffte er es später nicht, seinen Gegner Reuben Fine niederzuringen. Mit 48. Lf8-h6+ Sf6-e8 49. Tc1-c7 ließe sich nach 49… Dd7-e6 auch kein Gewinn erzwingen, weshalb sich der Anziehende wohl rasch mit der pragmatischen Partiefortsetzung zufrieden gab. Er ahnte wohl kaum, dass sich die ganze Prozedur hätte abkürzen lassen …
=========================== LÖSUNG ============================
Mit dem Knalleffekt 48. Df3xd5!! hätte Weiß die Angelegenheit sofort zu seinen Gunsten entscheiden können, da die einstehende Dame wegen 49. Lf8-h6+ mit anschließendem Matt weder vom Springer noch von der Dame geschlagen werden darf. Weiß hätte damit nicht nur einen wichtigen Bauer gewonnen, sondern droht in erster Linie mit 49. Lf8-e7+ Kg8-g7 50. Le7xf6+ mit wahlweise Damengewinn oder Matt in spätestens drei weiteren Zügen. Nach 48… Dd7xa4 gewinnt die Variante 49. Lf8-h6+ Sf6-e8 50. Tc1-e1 rasch, da auf 50… Sf5xh6 die Folge 51. Te1xe8+ Kg8-g7 52. Dd5-e5+ Tf7-f6 53. Tc8-c7+ Sh6-f7 54. Tc7xf7+! zum Matt führt. Dass Schwarz nach dem Damenopfer im 48. Zug klar auf Verlust steht, belegt auch die Tatsache, dass der Computer als relativ beste Fortsetzung für Schwarz den einer Resignation gleichkommenden Zug 48… Sf6-e8 angibt, der nach dem Damentausch einfach eine Figur einbüßen würde.