Zwei SVE-Teilnehmer beim „4. Esslinger Schachopen“

Absolute Spitzenplatzierung in der Schlussrunde verpasst

Vom letzten Donnerstag bis einschließlich heute nahmen die letzten Tage zwei unserer Spieler beim „Esslinger Open“ teil, das heuer zum vierten Mal von der Schachabteilung des TSV RSK Esslingen ausgerichtet wurde.

Blick in den Turniersaal: vorne Hartmut Hehn

Hartmut Hehn spielte dabei im insgesamt 65 Spieler zählenden stärkeren A-Open mit.

Nils Wurmbauer zog es dagegen nach seinem nicht so sonderlichen Abschneiden vor ein paar Wochen bei der Württembergischen Jugendmeisterschaft, wo für ihn nicht allzu viel zusammengelaufen war, dagegen vor, im B-Turnier teilzunehmen, welches auf eine Teilnehmer-DWZ von maximal 1800 limitiert ist und wo er mit seiner Rating unter den hier insgesamt 83 Teilnehmern zumindest zum erweiterten Favoritenkreis zählte. In beiden Turnieren waren von den jeweiligen Teilnehmern insgesamt sieben Runden zu absolvieren.

 

Der Turnierstart gelang unseren Teinehmern zunächst optimal; so konnten beide ihre Auftaktbegegnungen gewinnen. In Runde zwei lief es dann aber nicht mehr so gut; trotz gewissen Favoritenstatus konnte Nils als Anziehender gegen seine gleichfalls noch junge Gegnerin nichts aus der Eröffnung herausholen. Schließlich unterbreitete ihm diese ein Remisangebot, das wirklich gut getimed war. Leider akzeptierte Nils dieses, anstatt just zu diesem Zeitpunkt das einzige Mal in der Partie merklich in Vorteil kommen zu können; mit dem richtigen Zug hätte forciert in wenigen Zügen ein Bauer gewonnen werden können, für den sich für die gegnerische Seite keinerlei Kompensation eingestellt hätte. Noch dicker sollte es für unseren zweiten Starter im A-Turnier kommen. Gegen den favorisierten gegnerischen Fidemeister war Hartmut im Laufe des Mittelspiels zu einer wirklich vielversprechenden Stellung gelangt, nachdem der Gegner zuvor seine anfangs leicht vorteilhafte Stellung wieder verspielt hatte. Leider unterlief Hartmut wenige Züge vor der Zeitkontrolle ein böser Lapsus, der die auf der Gewinnschwelle befindliche Partie umgehend ruinierte, so dass letztlich noch der ganze Punkt verloren ging.

Nun konnten sich aber beide unsere Protagonisten umgehend wieder fangen; Hartmut zunächst mit einem Remis und dann seiner zweiten Gewinnpartie, Nils gar mit zwei Siegen in Folge. Entsprechend vermochte sich Letzerer stets im zuvorderst platzierten Teilnehmerfeld zu halten – auch dann noch, als er mit anschließend zwei Remisen etwas an Fahrt einbüßte, denn auch die engste Konkurrenz kam nun jeweils nicht über eine Punkteteilung hinaus. So fand sich Nils vor der siebten und letzten Runde mit 4,5/6 mit über einem halben Dutzend weiterer Spieler punktemäßig gleichauf an der absoluten Tabellenspitze (nach Buchholzwertung auf Rang 2) liegend. Hartmut Hehn hatte im A-Turnier dagegen mit zunächst einer zweiten Niederlage und einem darauf folgenden Remis noch etwas mehr an Pace verloren und pendelte sich so bei einer 50%-Punktausbeute ein.

Nils in der Endphase seiner Gewinnpartie der vierten Runde

Für unseren Youngster Nils Wurmbauer war im B-Turnier, einen Sieg in der Schlussrunde vorausgesetzt, also noch alles drin – unter Umständen sogar noch der Turniersieg. Dies dann auch hinzukriegen, war freilich als Nachziehender gegen einen Senior und damit „alten Hasen“, der die zweithöchste Elozahl aller Teilnehmer aufwies, freilich als eher alles andere als einfach zu bewerkstelligen einzuschätzen – was sich letztlich auch so bewahrheiten sollte. Gegen den etwas ungewöhnlichen weißen Aufbau, der ein Doppelfianchetto beinhaltete, fand Nils in der Eröffnungsphase – nicht zum ersten Mal während des Turniersverlaufs – nicht immer die passendsten Züge. Die zwischenzeitlich einzige gegnerische Ungenauigkeit, die der Partie durchaus noch einen recht anderen Verlauf hätte geben können, ließ Nils leider ungeahndet, so dass sich dann doch der schon frühzeitiger zu beobachtende Stellungstrend weiter verstärkte und objektiv betrachtet in einen letztlich verdient zu bezeichnenden gegnerischen Sieg mündete.

Anbetrachts dessen, wie dicht gedrängt die Lage an der Tabellenspitze vor der Schlussrunde war, büßte Nils nun entsprechend noch einige Ränge ein. Schlussendlich führt er im Endklassement mit der insgesamt zweitbesten Buchholzwertung auf dem 11. Gesamtrang den Pulk der Spieler mit der Gesamtpunktausbeute von 4,5/7 an. Den Gesamtsieg nach Buchholzwertung konnte am Ende Alexander Jannes (SC Tamm) vor Nils´ Schlussrundenbezwinger Hans Schreiber (SV Dicker Turm Esslingen) und zwei weiteren noch punktgleichen Spielern erringen.

 

Erfreulich ist jedenfalls noch, dass im A-Turnier unser Teilnehmer Hartmut Hehn in einer etwas längeren Partie seinen Gegner noch niederringen konnte, nachdem dieser in einem Endspiel mit jeweils einem Turm und drei Bauern just mit der Unterbreitung eines Remisangebots einen schlechten Turmzug gemacht hatte. Glücklicherweise schlug dieses Hartmut aus, um stattdessen in sicherer Weise doch noch den ganzen Punkt unter Dach und Fach zu bringen [die entscheidende Phase der Partie ist zwischenzeitlich weiter unten angehängt!] und so sein persönliches Turnier noch mit einem insgesamt dritten vollen Erfolgserlebnis abschließen zu können. Mit der Punktebilanz von 4/7 und Gesamtrang 23 konnte Hartmut so noch ein absolut ordentliches Ergebnis direkt im Bereich seiner Vorabeinstufung erzielen.

Den Gesamtsieg errang hier der aus Bulgarien stammende, vorab an Position eins gesetzte Turnierfavorit und einzige Großmeister im Starterfeld Nikolai Ninov, der als einziger 6/7 verbuchen kann.

[Der Link zur Turnier-Basisseite: https://www.rsk-schach.de/open-2019/]

Abschließend noch die entscheidende Phase aus Hartmut´s Schlussrundenpartie sowie eine von Nils´drei Gewinnpartien (Runde 3):

[Event "Esslinger Open"] [Site "?"] [Date "2019.04.24"] [Round "7"] [White "Hehn, Hartmut"] [Black "Schmidt, Markus"] [Result "1-0"] [Annotator "Mi. Rupp"] [SetUp "1"] [FEN "4k3/2r4p/6p1/1P6/3p1p2/7P/6P1/3R2K1 w - - 0 45"] [PlyCount "25"] [EventDate "2019.??.??"] 45. Rxd4 Rc5 $2 {Diesen suboptimalen Turmzug verband der Gegner mit einem Remisangebot; hatte er zwischenzeitlich bereits bemerkt, das der nicht so gut ist?} (45... Rc1+ $1 {nebst Tb1 war wohl die sauberste Lösung, wonach der weiße Turm nicht wie in der Partie in der Lage ist, den eigenen Freibauer zu pushen}) ({Selbst das weniger aktive} 45... Rb7 {hätte wohl für die Punkteteilung gereicht}) 46. Rb4 $1 {den größten Trumpf gilt es natürlich zu behalten und entsprechend nicht etwa den gegnerischen f-Bauer zu nehmen} g5 $2 {wahrscheinlich besiegelt aber erst dieser zweite falsche Zug endgültig die schwarze Niederlage} ({Die Engine schlägt als vielleicht bestes stattdessen} 46... f3 $5 {vor. Das direkte} 47. b6 {ist dann jedenfalls nicht gut genug nach} Rc1+ $1 {und nun etwa} 48. Kf2 fxg2 $8 49. Kxg2 Rc8 $8 50. b7 Rb8 $11 {Wahrscheinlich kann aber Schwarz auch bei anderen weißen 47.Zügen die Partie halten, denn der schwarze König findet dann mit 47...Kc8 die Zeit, die Rolle des Freibauernblockeurs zu übernehmen}) 47. b6 $1 $18 Rc8 $8 { Sonst läuft der weiße Freibauer durch} 48. Kf2 Kd7 49. b7 $1 {der konnte natürlich auch zugs zuvor bereits erfolgen, musste aber spätestens jetzt gespielt werden} Rb8 {die allzu passive Stellung des schwarzen Turms als Blockeur entscheidet nun klar ...} 50. Kf3 Ke6 {wendet sich der König der Beseitigung des weißen Freibauern zu, räumt in der Zwischenzeit der weiße König die schwarzen Königsflügelbauern ab} (50... h5 {hilft auch nicht nach} 51. Ke4 Ke6 52. Rb6+ Kd7 53. Kf5) 51. Kg4 Ke5 ({Etwas zäher, aber gleichfalls hoffnungslos war hier} 51... h6 {. Einer der Wege nach Romm könnte dann so aussehen:} 52. Kh5 {spielen} Kf6 53. Rb6+ ({natürlich nicht} 53. Kxh6 $4 Rh8#) 53... Kg7 54. Rg6+ Kf8 55. Kxh6 Rxb7 56. Kxg5 Rf7 57. Rf6) 52. Kxg5 Rg8+ 53. Kh6 {der weiße König steht zwar am Brettrand, aber noch weit davon entfernt, mattgefährdet zu sein} Rb8 {sonst läuft ja wieder der Freibauer durch} 54. Kxh7 Kf5 55. Kg7 Ke6 (55... Kg5 56. Kf7 {nebst Königsmarsch nach c7}) 56. h4 Kf5 57. h5 1-0
[Event "Esslinger Open"] [Site "?"] [Date "2019.04.21"] [Round "3"] [White "Kurz, Julian"] [Black "Wurmbauer, Nils"] [Result "0-1"] [ECO "A00"] [Annotator "Mi. Rupp"] [PlyCount "44"] [EventDate "2019.??.??"] 1. b4 {Damit konnte der Gegner Nils nicht so wirklich auf dem falschen Fuß erwischen, denn der Zug wurde ihm schon mal in einer anderen "langen" Partie vorgesetzt, wie sich der Berichterstatter erinnern kann ...} e5 2. Bb2 Bxb4 { ...und ihm dann posthum auch diesen Weg noch beschrieben hat (Nils hatte hier seinerzeit ...d6 gespielt} 3. Bxe5 Nf6 4. e3 Nc6 {Zumindest ein bestimmter Eröffnungsexperte will diesen Zug prinzipiell lieber erst nach einem zuvorigen Vorrücken des schwarzen c-Bauern spielen} ({Öfter wird hier das neutralere} 4... O-O {gezogen}) 5. Bb2 O-O 6. Nf3 d5 $15 {die Stellung findet sich noch 25 Mal im Chessbase-Livebook} 7. Bb5 $146 (7. c4 {sowie 7.Le2 sind hier stattdessen die klaren Hauptzüge und wohl auch besser}) 7... Qd6 $2 { ein Fehler, der die Qualität (und am Ende durchaus auch die ganze Partie) hätte kosten können ... (und dabei ein nicht untypisches Beispiel dafür, woran es bei Nils´ Spiel mitunter noch etwas hapert)} (7... Bd6 $142 $5 8. Bxc6 $6 bxc6) 8. O-O $2 {verpasst damit die eingeräumte taktische Chance} (8. c3 $1 Bc5 9. d4 Bb6 10. Ba3 $1 $16 {und die Partie hätte aller Wahrscheinlich nach einen anderen Ausgang genommen}) 8... Bg4 $2 {räumt Weiß eine entsprechende zweite (wenngleich diesmal nicht ganz so folgenreiche) Chance zum Qualitätsgewinn ein ...} 9. Be2 $6 {...die der so neuerlich verpasste} ({ Wieder richtig war also} 9. c3 $1 {, wobei sich mit} Bxf3 {der Schaden nun etwas mehr beschränken lässt:} (9... Bc5 10. d4 $16 Bb6 11. Ba3) 10. gxf3 ( 10. Qxf3 Ne5 $13 {und Schwarz steht in der Folge gegen ein weißes La3 dann ... c5 zur Verfügung}) 10... Ba5 11. Ba3 Qe6 12. Bxf8 Rxf8 $14 {aufgrund der doch etwas geschwächten weißen Königsstellung verfügt Schwarz hier wohl über einige, wenngleich wohl nicht ganz genügende Kompensation}) 9... Rfe8 $15 10. c4 $6 {nicht gänzlich unproblematisch} Bxf3 ({gut war auch} 10... dxc4) 11. Bxf3 dxc4 12. Qc2 $2 ({nur mit} 12. a3 Bc5 13. Qa4 $15 {käme Weiß wohl zum Rückgewinn seines Bauern}) 12... Ne5 $1 $17 {Nun kommt Weiß nicht mehr zum Rückgewinn seines zuvor aufgezogenen Bauern} 13. Bxb7 $2 {Weiß versucht so, sich materiell schadlos zu halten, doch dies ist viel zu riskant, vermag nun doch auch der zweite schwarze Turm effektiv ins Spiel zu kommen ...} (13. Bxe5 Qxe5 14. Nc3) 13... Rab8 14. Bf3 (14. Be4 $2 Neg4 $1 $19) ({Vielleicht wäre aber} 14. f4 $5 Nd3 15. Bxf6 (15. Bf3 $6 Bxd2 $1 $19) 15... Qxf6 16. Bd5 $8 Qxa1 17. Bxc4 {noch das geringste Übel gewesen, wenngleich auch hier eine weiße Rettung wohl mehr als fraglich geblieben wäre}) 14... Nxf3+ $1 15. gxf3 Rb5 $5 (15... Qc6 {oder ...De6 waren wohl noch präziser, aber der Partiezug ist auch gut}) 16. Nc3 $2 {an sich verständlich, so die Entwicklung abschließen zu wollen, doch die Mobilisierung kommt zu spät und geht nun im schwarzen Angriffswirbel unter ...} (16. Qxc4 {war zu versuchen:} Rg5+ 17. Kh1 Rh5 {und nun steht Weiß im Gegensatz zur Partie noch} 18. Qf4 $8 $17 {zur Verfügung, wenngleich die weiße Stellung auch dann schlecht genug bliebe}) 16... Rg5+ $1 {der präziseste von drei zur Verfügungs stehenden gewinnträchtigen Zügen} 17. Kh1 Rh5 $1 $19 18. f4 $8 Ng4 $1 {nun ist die Beseitigung des "letzten Feigenblatts" nicht mehr zu verhindern ...} (18... Qc6+ 19. f3 {hätte nach} Ng4 $1 {auch gereicht, aber Nils´ Zug ist am kräftigsten ...}) 19. Qd1 Rxh2+ {nun zeigt die Engine ein forciertes Matt in acht Zügen an ...} 20. Kg1 Qg6 $1 {wieder am präzisesten und der einzige Zug, bei dem der Computer bereits einen forcierten Matthorizont anzeigt ..} 21. Qxg4 $6 {Hilft auch nicht mehr, so noch die Dame gegen die Übermacht der schwarzen Angreifer verkaufen zu wollen, da am Ende einer zu viel übrig bleibt ...} (21. f5 {hätte das Matt am längsten hinausgezögert:} Rg2+ $1 22. Kh1 (22. Kxg2 Nxe3+) 22... Qg5 {[%eval 32758,0]}) 21... Qxg4+ 22. Kxh2 Re6 $1 {und Matt im nächsten Zug ist nicht mehr abzuwenden} 0-1

 

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