Reutlinger Open, Schlussrunde: zu passiv agiert

In der heutigen nachmittäglichen Schlussrunde beim 23.Reutlinger Open traf unser Youngster Nils Wurmbauer zwar – wie zuvor angekündigt – nun auf seinen nominell schwächsten Gegner, doch der war mit seiner DWZ damit dennoch auf Augenhöhe angesiedelt – und hat als Gewächs Jahrgang `02 sicherlich auch noch nicht das Ende der Rating-Fahnenstange erreicht.

Der Gegner spielte als Anziehender Spanisch; Nils entschloss sich für die Berliner Verteidigung 3…Sf6, der der Kontrahent mit 4.d3 begegnete. So richtig gut gelang Nils die Eröffnungsphase aber nicht; später litt er infolge dessen insbesondere an seinem deplatzierten Springer auf d8, der lange nicht mehr ziehen konnte und so auch den Ta8 nicht ins Spiel gelangen ließ. Der Gegner büßte zwar zwischenzeitlich mal durch einen schwächlichen Zug seinen gesamten Stellungsvorteil ein, doch da Nils weiterhin unterm Strich einfach zu passiv agierte, bekam der Gegner die Stellung wieder in den Griff. Allerdings baute er noch ein zweites Mal einen schwächlichen Zug ein, der Nils wohl das einzige Mal in der gesamten Partie die Möglichkeit verschaffte, Vorteil erzielen zu können – und das immerhin im Ausmaß von etwas über einer Bauerneinheit nach Engineeinschätzung. Leider verpasste unser junger Protagonist diese einzige Kontermöglichkeit wie auch in der Folge wohl noch die eine oder andere Schummelchance, mit aktiverem Spiel noch im Trüben fischen zu können. So entschied letztlich der gegnerische Bauerndurchbruch im Zentrum, der dem Gegenüber einen gedeckten Freibauer bescherte, und ihm nicht zuletzt deswegen dann bald entscheidend Oberwasser verschaffte. In einem klar verlorenen Doppelturmendspiel mit zwei Minusbauern quittierte Nils schließlich im 46.Zug seine Niederlage.

 

Die doppelte Niederlage am Schlussrundentag dürfte natürlich für unseren Youngster ziemlich enttäuschend gewesen sein, zumal sich in beiden Partien realistische Chancen auf ein anderes Ergebnis aufgetan hatten. Auch wenn das sich entsprechend nachteilig auf Nils´ Performance und Endplatzierung niedergeschlagen hat, wird er wegen der insgesamt bis auf die Schlussrunde nominell überlegenen Gegnerschaft mit den letztlich erzielten 2,5/7 dennoch noch ein moderateres Ratingplus mit aus dem Turnier nehmen können, wie auch der inzwischen vom Veranstalter geposteten inoffiziellen Ratingauswertung entnommen werden kann. Noch wertvoller dürften da freilich die gemachten Erfahrungen und insbesondere unterlaufenen Fehler und verpassten Chancen sein; im Alter von dreizehn Jahren ist halt die Phase des Lehrgeldbezahlens noch nicht abgeschlossen, die halt einfach auch dazugehört und letztlich auch wichtig ist. Insofern gilt es nun, die gespielten Partien nochmals in aller Ruhe auf Basis der Partieanalysen des Berichterstatters gründlich anzuschauen und die richtigen Schlüsse für die Zukunft daraus zu ziehen.

Was das Klassement an der Turnierspitze angeht, haben sich im Teilnehmerfeld – das dieses Jahr in der Spitze mit gerade einmal drei Titelträgern doch eher schwächlich besetzt war (so wäre der Berichterstatter mit seiner Rating da bereits an Position drei gesetzt gewesen) – letztlich die beiden klaren Turnierfavoriten mit einem ganzen Punkt Vorsprung durchgesetzt. Es gewann nach Buchholzwertung der für den veranstaltenden Verein spielende bulgarische GM Nikolai Ninov (gegen den der Berichterstatter in der abgelaufenen Ligasaison recht glücklich noch ein Remis zu erreichen vermochte) vor dem zweitgesetzten ukrainischen FM Nazar Ustianovich, die jeweils mit der Gesamtbilanz 6,5/7 lediglich einen halben Punkt abgaben, nachdem diese in der vorletzten Runde als bis dato Führende gegeneinander gelost geworden waren.

[umfangreiche Ergebnislisten sind inzwischen auf der Turnierseite http://www.reutlingen.schachvereine.de/turniere/reutlinger-open/23-reutlinger-open/ einsehbar]

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