Vom 18.-22.April wurde in der Jugendherberge Feldberg im Schwarzwald die diesjährige Württembergischen Jugendeinzelmeisterschaft in den Altersklassen U10-18 (m/w) ausgetragen, die jeweils in sieben Runden ausgespielt wurde.
Mit am Start vom SVE war mit Nils Wurmbauer unser frischgebackener U12-Bezirksmeister (der Berichterstatter informierte hierüber ja erst vor Kurzem), der in der Setzliste in dieser Altersklasse, in der insgesamt 24 Jungen und 8 Mädchen in einem gemeinsamen Teilnehmerfeld spielten, insgesamt an Position zwei gesetzt war.
Leider kam Nils denkbar schlecht aus den Startlöchern und unterlag so in der Startrunde trotz gar nicht mal so übelem Spiel (der Berichterstatter konnte inzwischen alle seine Partien persönlich anschauen) verdient dem wirklich stark agierenden Gegner (alle Teilnehmer bis auf ganz wenige Ausnahmen besaßen mehr als 1000 DWZ-Punkte). Nils verlor aber nicht die Fassung und vermochte entsprechend in Runde zwei in gutem Stil umgehend zurückzuschlagen. In den Runden drei und vier vermochte er dann jedoch nicht, gegen die nun wieder wirklich gut aufspielenden Gegner mehr als jeweils ein Remis zu erreichen, zumal Nils in der zweiten Partie in der Schlussstellung eigentlich auf Verlust stand. Insofern war nach etwas mehr als der Hälfte des Turniers schon abzusehen, dass für unseren Protagonisten der Zug bereits schon abgefahren war, um noch ganz vorne um den Turniersieg mitspielen zu können, obwohl bis dato eigentlich kaum mehr drin gewesen war, zumal zu diesem Zeitpunkt drei direkte männliche Konkurrenten erst einen halben Punkt abgegeben hatten.
Nils vermochte nun in den Runden fünf und sechs mit zwei Siegen nochmals einen Zwischenspurt hinzulegen und noch bis auf einen Punkt auf den bis dato alleine Führenden in der Jungenklasse aufzuschließen. Dieser musste nun in der Schlussrunde seine einzige Niederlage quittieren, hatte jedoch letztlich Glück im Unglück , da der einzige direkte Verfolger über einen halben Punkt nicht hinauskam, so dass er letztlich einen halben Buchholzpunkt über die Ziellinie retten konnte.
Entsprechend hätte Nils mit einem Schlussrundensieg zumindest nach Punkten noch komplett zu den besten Jungen aufschließen können, doch gegen einen sehr gut und aufmerksam agierenden Gegner war letztlich nicht mehr als ein Remis drin gewesen; in totremiser Stellung wurde letztlich der Punkt geteilt.
Nils konnte so also noch bis auf einen halben Punkt auf den letztlichen Jungenmeister aufschließen, doch unter den vier Spielern mit derselben Punktausbeute wies Nils letztlich die schlechteste Buchholzzahl auf und musste so letztlich nach Buchholzwertung trotz lediglich einem halben Punkt Rückstand auf den neuen Jungenmeister mit dem achten Rang Vorlieb nehmen.
Erwähnenswert im Zusammenhang mit der Gesamtwertung ist wohl noch, dass sich den Gesamtsieg in der Alterklasse U12 ein Mädchen sichern konnte; die Setzlistenerste Anna Sijia Liu (SV Stuttgart-Wolfbusch, DWZ 1503) konnte ihrer Favoritenrolle voll gerecht werden, spielte von Anfang an immer an vorderster Front und sicherte sich entsprechend mit 5,5/7 verdient mit einem Punkt Vorsprung den Mädchentitel.
Nils dürfte mit seiner Endplatzierung seine eigene Vorabwunschvorstellung zwar nicht erreicht haben, doch mit der resultierenden Punktbilanz von 4,5/7 kann man unter Berücksichtigung des Turnierverlaufs und der einzelnen Partieverläufe sowie der gezeigten Leistungen der Konkurrenten, die in ihren Partien gegen Nils nach Einschätzung des Berichterstatters von ihrer spielerischen Leistung her größtenteils doch über ihrer aktuellen Ratingszahl agierten, dann letztlich dennoch zufrieden sein. Hier konnte man also durchaus am demonstrierten Spielniveau erkennen, dass an diesem Turnier ausschließlich Spieler teilnahmen, die sich auf dem aufsteigenden Karriereast befinden.
… ach ja: im unter den Teilnehmern auch noch ausgespielten Blitzturnier sah das Endergebnis dann auch noch ein ganzes Stück freundlicher aus, denn da vermochte Nils den dritten Rang zu erringen!1
Ergänzung 24.04. 23:40: nachfolgend eine von Nils´ Partien von der Meisterschaft …
Ergänzung 06.05. 17:55: alle sieben von Nils gespielten Meisterschaftspartien sind nun (etwas mit Kommentaren und Varianten angereichert) für registrierte Vereinsmitglieder nach dem Login in der dann sichtbaren Rubrik „Partiendatenbanken“ nachspiel- und downloadbar; Mi.Rupp
[Event "WJEM 2017 U12"]
[Site "Feldberg"]
[Date "2017.04.19"]
[Round "2"]
[White "Wurmbauer, Nils"]
[Black "N, N."]
[Result "1-0"]
[ECO "C50"]
[Annotator "Mi. Rupp"]
[PlyCount "85"]
{Nils´ vielleicht beste Leistung bei der Meisterschaft war die Partie der
zweiten Runde ...} 1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bc4 Bc5 4. Nc3 Nf6 5. d3 {ja, mit so
einer Art von Eröffnungsspiel haben wohl viele von uns älteren Schächern
angefangen, aber auch gestandene Großmeister greifen mitunter auch heute noch
zu diesem schon uralten "Giuoco Pianissimo" (= "sehr ruhiges Spiel") ...} d6 6.
Bg5 {mit genau dieser wohl eher harmlos erscheinenden Eröffnung hatte sich
Nils erst kürzlich bei einem seiner bislang noch sporadischen Einsätze in
unserer Bezirksligamannschaft gegen einen erfahrenen 1900er eine
Gewinnstellung erspielt (wobei der gegnerische "alte Hase" noch ins Remis zu
entwischen vermochte)} Be6 $5 {ein eher seltener Zug an dieser Stelle, aber
keineswegs schlecht} ({die besagte Partie gegen den scheinbar übermächtigen
Gegner ging entlang der Hauptlinie weiter mit} 6... h6 7. Bxf6 Qxf6 8. Nd5 Qd8
9. c3) 7. Nd5 {der Hauptzug in dieser Nebenvariante} Bxd5 8. exd5 $5 ({doppelt
so viele Spieler (das bedeutet in dieser Stellung: zwei) nahmen hier dagegen
mit dem Läufer:} 8. Bxd5 h6 9. Bxc6+ bxc6 {und jetzt sollte Weiß vielleicht}
10. Bxf6 $146 Qxf6 11. c3 $14 {[%cal Gd3d4,Yd1a4] spielen}) 8... Nd4 $6 ({
richtiger war sicherlich} 8... Na5) 9. c3 ({ähnlich gut war} 9. Nxd4 Bxd4 10.
c3 $14) 9... Nf5 $6 ({vorzuziehen war} 9... Nxf3+ 10. Qxf3 $14 {trotz der nun
etwas unangenehmen Fesselung des Sf6 und der nun damit einhergehenden
Möglichkeit, Schwarz dort einen Doppelbauer verpassen zu können (was aber
wohl nicht so viel einbrächte), was dem gegnerischen Jungschächer sicherlich
missfiel}) 10. Bb5+ $6 {der Zeitaufwand hierfür lohnt an und für sich nicht
den erzielbaren Nutzen ...} ({stärker war} 10. Qa4+ $5 Kf8 (10... Qd7 $4 11.
Bb5 $18) 11. g4 $1 $16) 10... c6 $2 {da ist wohl fast zu vermuten, dass der
Gegenüber von seinem Trainer eingetrichtert bekam, dass es (fast) immer
schlecht ist, wenn man die Rochade aufgeben muss} ({richtig war} 10... Kf8 $14
{[%cal Gh7h6,Yf8g8,Yg8h7] nebst ggf. nachfolgender "künstlicher Rochade"}) 11.
dxc6 O-O ({schlauer war der Versuch} 11... Bxf2+ $5 {Nach} 12. Ke2 $1 {[%cal
Rc6c7]} (12. Kxf2 $2 Qb6+ {würde Schwarz annähernden Ausgleich sichern})
12... O-O {und nun vielleicht am einfachsten} 13. Bxf6 gxf6 (13... Qxf6 $2 14.
Kxf2 $18) 14. cxb7 Rb8 15. d4 {käme Schwarz dann aber auch nicht viel besser
als in der Partie zu stehen}) (11... bxc6 $2 12. Bxc6+ $18 {[%csl Ra8,Re8]
wäre dagegen natürlich schlecht für Schwarz}) 12. cxb7 {Weiß kann hier
problemlos so materialistisch agieren} Rb8 13. Ba4 $5 $16 ({den vorgepreschten
Bauern bewahren zu wollen wäre angesichts von z.B.} 13. Bc6 $6 Bxf2+ 14. Kxf2
Qb6+ $14 {eine schwächere Wahl gewesen}) 13... Rxb7 14. b4 $1 Bb6 15. O-O h6
16. Bd2 $1 (16. Nh4 $1 {wär ähnlich gut}) 16... e4 $5 {wohl des eigenen
Minusbauern gewahr sucht der Gegner verständlicherweise nach Kompensation ....
} 17. dxe4 ({möglich, aber wohl nicht stärker war} 17. Bc6 $5 Re7) 17... Nxe4
18. Bc6 $6 {sieht gut aus, räumt dem Nachziehenden aber eine Chance ein,
seinen Nachteil zu verringern} (18. Bc2) 18... Nxd2 $2 ({Schwarz verpasst hier
} 18... Nxf2 $1 {nur mit dem äußerst kaltblütigen} 19. Qb1 $1 {könnte
Weiß dann wohl Vorteil wahren ...} (19. Rxf2 Bxf2+ 20. Kxf2 Qb6+ 21. Nd4 $8
Nxd4 22. Bxb7 $8 $13 Nf5+ 23. Kf1 Qxb7) 19... Ne4+ $8 20. Kh1 $8 Nxd2 21. Nxd2
Rc7 $8 22. Qxf5 Rxc6 {und nun vielleicht am besten} 23. Ne4 d5 24. Rad1 d4 25.
cxd4 Bxd4 26. b5 $14) 19. Qxd2 $16 (19. Bxb7 Nxf1 20. Qxf1 {war auch möglich,
aber nicht besser}) 19... Rc7 20. Be4 $1 {Weiß hat nach wie vor einen
gesunden Mehrbauern und Schwarz gelang es in der Folge nicht, noch irgendwie
im Trüben fischen zu können - eher im Gegenteil ...} Qf6 21. Rac1 Qe6 $2 22.
Rfe1 $1 Rfc8 $2 23. g4 $5 (23. Bb7 $18 {war der einfachste Weg zu
entscheidendem Vorteil, doch Nils wollte einen noch größeren Fisch an Land
ziehen ...}) 23... Ne7 $2 ({umbedingt notwendig war} 23... Ne3 $8 {,
wenngleich Weiß auch hier nach} 24. Bf5 $1 {eine Qualität gewinnt und so
auch hier seinen Vorteil damit vergrößern kann}) 24. Bh7+ $1 $18 Kxh7 25.
Rxe6 fxe6 {zwar erhielt Schwarz für die Dame einiges Holz, aber es bröselt
halt gleich noch weiter ...} 26. Qxd6 {der Vorteil ist nun natürlich bereits
entscheidend und Nils bewältigte die anstehende technische Phase der
Vorteilsverwertung sehr ansprechend ...} Rf8 27. Qxe6 {materialistisch und ...
gut} Ng6 ({tappt nicht in die Falle} 27... Rxf3 $2 28. Qe4+ {[%csl Rf3,Rh7]})
28. Qe4 $1 {[%csl Ge4,Yf3,Gh7]} Re7 29. Qd3 Ref7 $2 {nun geht Schwarz an der
Fesselung vollends zugrunde ...} (29... Kg8 {[%cal Gd3g6,Gf8f3]}) 30. Ne5 $1
Rf6 31. Nd7 $1 {das allerstärkste} Kh8 (31... Rxf2 32. Nxf8+ {SCHACH!}) 32.
Nxf8 $1 Nxf8 33. Rc2 Ne6 34. Re2 $1 {[%cal Ge6f4,Ge2e8]} Kg8 $6 35. Qd5 $1 {
[%csl Gd5,Gg8] nun geht auch noch der gefesselte Springer verloren} Kh7 (35...
Kf7 36. Qd7+ {[%csl Re6]}) 36. Rxe6 Rxf2 37. Rxb6 $1 {das einfachste von
natürlich vielen Möglichkeiten} Rf8 38. Rb7 {Beim Spielen im Internet pflege
ich manchmal meinen Unmut über derart hanebüchenes Weiterspielen zu bekunden
mit "je schlechter der Spieler, desto verspäteter die Aufgabe"^^ ...} Kh8 39.
Qe5 Rg8 40. Rxa7 Kh7 41. Qf5+ Kh8 42. Qg6 $1 {totaler Zugzwang!} Rf8 {na,
wenigstens lässt er sich dann auch mattsetzen:} 43. Qxg7# 1-0