Bezirksblitzeinzelmeisterschaft in Wendlingen

Bernd Grill gewinnt den Titel !!

Die in Wendlingen ausgetragene Bezirkseinzelblitzmeisterschaft war stark und mit 20 Teilnehmern so umfangreich besetzt wie lange nicht, selbst wenn Titelverteidiger Georg Braun (Bebenhausen) diesmal fehlte. Mit Prof. Bernhard Weigand, Sascha Mareck und Arnd-Rüdiger Schwarz hatte Nürtingen drei ihrer stärksten Spieler aufgeboten, und auch Wernau war mit Wilhelm Haas und Axel Naumann stark vertreten. Der SVE hatte Hartmut Hehn und den Titelfavoriten aufgeboten: Bernd Grill (noch DWZ 2212, da das gruselig verlaufene Turnier von Pfarrkirchen noch nicht in der Datenbank war) führte die Setzliste an, auch wenn sein Abschneiden bei der württembergischen Mannschaftsblitz im März ernüchternd war.

Aufgrund der Setzliste und der geraden Teilnehmerzahl hatte Bernd alle Gegner in aufsteigender Spielstärke vorgesetzt bekommen. So machten die 12/12 zu Beginn natürlich schon etwas her, aber die stärksten Gegner kamen ja erst noch. Nach der ersten (und einzigen), aber vollkommen verdienten Niederlage gegen Arnd-Rüdiger Schwarz folgten zwei weitere eher schmeichelhafte Punkteteilungen, ehe wieder ein voller Zähler verbucht werden konnte. Die Situation vor der letzten Runde war an Spannung nicht zu überbieten: Bernd Grill (-2) spielte gegen Bernhard Weigand (-2,5), aber auch Arnd-Rüdiger Schwarz (der gegen die Nr. 18 der Setzliste spielte) konnte natürlich noch mit ebenfalls 2,5 abgegebenen Punkten gewinnen. In einem taktischen Scharmützel bewies Bernd gegen Bernhard Weigand die bessere Variantenberechnung und siegte nach einem Abspiel, das beide in dem jeweiligen Glauben, es sei gut für sie, bewusst angestrebt hatten. So erwies sich der Sieg von Arnd-Rüdiger Schwarz nur als gut genug für den zweiten Rang. Der zweite Starter des SVE, Hartmut Hehn, landete im Mittelfeld der Tabelle.

Die ersten drei Ränge belegten somit Bernd Grill (17) vor den beiden Nürtingern Arnd-Rüdiger Schwarz (16,5) und Bernhard Weigand (15,5). Diese drei Spieler sind somit für die nächsthöhere Ebene qualifziert. Nach etlichen Jahren, in denen das Spitzenbrett des SVE das Turnier meist auf dem zweiten oder dritten Rang beendete, klappte es also heuer endlich einmal wieder mit dem Titel. Die württembergische Einzelmeisterschaft findet am 1. Juli in Spraitbach statt.

[Nachtrag 17:55: nachdem mir unser neuer Bezirksmeister inzwischen drei Partien/Partiefragmente zukommen lassen hat, können diese nun der Öffentlichkeit nachfolgend etwas kommentiert präsentiert werden; Mi.Rupp]

[Event "Bezirksblitzeinzelmeisterschaft"] [Site "?"] [Date "2017.04.22"] [Round "?"] [White "Grill, B."] [Black "Schwenk, A."] [Result "1-0"] [ECO "A45"] [Annotator "Mi. Rupp"] [PlyCount "61"] {Die vorliegende Partie gegen einen recht starken Gegner mit über 2000 DWZ ist Bernd bestens gelungen ...} 1. d4 Nf6 2. Bg5 Ne4 3. Bf4 d5 4. e3 Bf5 5. f3 Nf6 6. g4 Bg6 7. h4 h6 8. Bd3 Bxd3 9. Qxd3 c6 (9... c5 $142 10. Qb5+ Qd7 11. Qxc5 $4 e5 {[%csl Rc5,Rf4] Grill}) 10. Nd2 e6 11. Ne2 Qa5 12. Kf2 Nbd7 13. a3 Be7 14. c4 Qd8 (14... Qa6 $5) 15. Bg3 c5 $5 {ambitioniert, aber spielbar, sofern man danach die genau richtigen Züge findet ...} 16. cxd5 $14 exd5 17. Nf4 c4 $1 18. Qc2 Bd6 $1 19. Rae1 Qc7 20. g5 $1 Ng8 $1 21. g6 $5 {objektiv gesehen nicht umbedingt der beste, aber zumindest wohl der Zug, nach dem der Nachziehende am ehesten etwas falsch zu machen vermag ...} f6 $2 {eigentlich tatsächlich bereits der partieentscheidende Fehler, da so nun auf e6 eine verheerende Felderschwäche entsteht ...} ({richtig war} 21... Ne7 22. gxf7+ Kxf7 $13) 22. Kg2 $1 {[%csl Rd5][%cal Rf4e6,Rf4d5] danach ist der weiße Stellungsvorteil bereits klar entscheidend} Bxf4 $6 ({das geringste Übel bestand wohl tatsächlich noch im traurigen} 22... Ne7 {[%csl Gd5]} 23. Ne6 Qb6 24. Nxg7+ Kd8) ({auch} 22... Nb6 {[%csl Gd5]} 23. Ne6 $18 {[%csl Rc7,Ye1,Ye8, Gg7] war keineswegs besser}) 23. Bxf4 Qb6 24. e4 $1 $18 {[%csl Ge1,Ge8] Nach dieser Stellungsöffnung ist der schwarze Monarch, wo er auch hinzugehen vermag, der Gewalt der weißen Streitkräfte hoffnungslos ausgeliefert ...} Qxd4 ({nach} 24... O-O-O $6 25. exd5 {geriete der schwarze König erst recht vom Regen in die Traufe} ({selbst brachial} 25. Nxc4 {wäre problemlos möglich })) (24... Ne7 25. exd5 {war auch nicht besser}) 25. exd5+ Kd8 26. Re4 $1 Qxd5 27. Nxc4 ({oder auch} 27. Rhe1 {[%cal Re4e8]}) 27... Ne7 28. Rd1 Qf5 29. Bc7+ { [%csl Gf5][%cal Gd8c8,Gd8e8,Gc4d6] nur einer von vielen Gewinnzügen, aber ein schöner 1:0 Schwarz gab völlig zurecht auf, ohne sich nach} Kxc7 30. Ne3+ {[%csl Yc2,Rc7,Rf5]} {und nun z.B.} Qc5 31. Rxd7+ {weiter vorführen zu lassen} 1-0 [Event "Bezirksblitzeinzelmeisterschaft"] [Site "?"] [Date "2017.04.22"] [Round "?"] [White "N, N."] [Black "Grill, B."] [Result "0-1"] [ECO "A41"] [Annotator "Mi. Rupp"] [PlyCount "16"] {Doch einigermaßen indisponiert zeigte sich der von der Papierform her gar nicht so schwache (und auch nicht allzu junge) Gegner (DWZ ca. 2000) in der folgenden desaströsen Begegnung ...} 1. d4 d6 2. c4 e5 3. dxe5 dxe5 4. Qc2 $6 Nc6 $15 5. a3 $2 {Weiß vernachlässigt weiterhin sträflich die eigene Figurenentwicklung ...} Nd4 $1 $17 {dieser "Nicht-Entwicklungszug" ist dagegen wohl begründet ...} 6. Qd1 $2 ({einzig noch halbwegs spielbar war} 6. Qd3 $8 $17 {; es könnte etwas folgen wie} Nf6 {[%cal Rc8f5]} 7. Nc3 Bf5 8. e4 Nxe4 $1 9. Nxe4 Qh4 10. Nf3 Qxe4+ 11. Qxe4 Bxe4 12. Nxd4 exd4 {mit gesundem Mehrbauer}) 6... Bf5 $1 $19 {[%cal Rd4c2] Computerprogramme zeigen hier bereits annähernd vier Bauerneinheiten schwarzen Vorteil; der Rest ist nun entsprechend also bereits Makulatur ...} 7. e4 Bxe4 8. Bd3 Bxg2 {[%csl Rh1] und nach einigen weiteren belanglosen Zügen ...} 0-1 [Event "Bezirksblitzeinzelmeisterschaft"] [Site "?"] [Date "2017.04.22"] [Round "19"] [White "Grill, B."] [Black "Weigand, B."] [Result "1-0"] [ECO "B39"] [Annotator "Mi. Rupp"] [PlyCount "53"] {Nachfolgend nun noch die entscheidende Partie der Schlussrunde! Wie unser Protagonist ja in seinem Turnierbericht bereits schrieb, war die spannende Konstellation vor dieser Schlussrundenpartie die, dass er mit einem halben Punkt Vorsprung vor den beiden Nürtingern Prof. Bernhard Weigand und Arnd-Rüdiger Schwarz führte, wobei erstgenannter es nun entsprechend noch persönlich in der Hand hatte, den führenden Ebersbacher noch abzufangen und so den Titel womöglich gar noch selbst zu erringen...} 1. e4 c5 2. Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 g6 5. c4 Bg7 6. Be3 Nf6 7. Nc3 Ng4 $5 {ein seit langem bekannter Seitenweg an dieser Stelle ...} 8. Qxg4 Nxd4 9. Qd1 $1 Ne6 (9... e5 $5 {[%csl Yd4,Rd5] hat hier auch seine Anhänger, aber keine bessere Bilanz}) 10. Rc1 {[%csl Gc3,Gg7]} Qa5 11. Bd3 d6 ({hier allerdings bevorzugen die meisten Schwarzen} 11... b6 {[%cal Gc8b7]}) 12. O-O g5 $5 {möchte weißes f2-f4 nebst -f5 unterbinden} ({der hier oder auch schon im vorigen Zug mögliche Bauerngewinn nach} 12... Bxc3 $6 13. Rxc3 Qxa2 {war natürlich zumindest sehr riskant für den Nachziehenden}) 13. a3 Qe5 14. b4 Bd7 15. Nd5 b6 (15... O-O $2 {[%csl Re7]} 16. Nxe7+) 16. c5 (16. g3 $5 {[%cal Gf2f4] nebst f4 sieht auch gut aus, wobei die schwarze Dame aber momentan noch ein Fluchtfeld auf b2 hätte}) 16... dxc5 17. bxc5 bxc5 18. Bxc5 Nxc5 19. Rxc5 O-O 20. Qc2 $6 {dieser logisch aussehende Zug scheint den leichten weißen Stellungsvorteil wieder zu verlieren ...} (20. Qc1 $1 $14 {[%csl Gg5] präferiert hier etwas meine Engine; in manchen Varianten könnte es eine Rolle spielen, dass die weiße Dame von hier aus den schwarzen g-Bauern beäugt, wie z.B. nach} Rac8 21. Nc7 $1 {[%csl Re5,Rg5]}) 20... Rac8 21. Rc1 Rxc5 22. Qxc5 {So weit so gut. Die Möglichkeit, gleiches Spiel zu erreichen in greifbarer Nähe (was aber ja im Turnierkontext für ihn nicht mehr zum Titelgewinn gereicht hätte), griff der Nürtinger nun stattdessen kräftig daneben ...} Rc8 $4 ({richtig war} 22... e6 $1 $11 {mit gleichen Chancen nach etwa} 23. Qxa7 exd5 24. Qxd7 dxe4 25. Re1 f5) 23. Nxe7+ $1 $18 {Wie der Berichterstatter zwischenzeitlich erfahren hat, gab der Nürtinger an dieser Stelle noch keineswegs auf, wie er zunächst angenommen hatte, denn der Nachziehende war vielmehr offenbar davon ausgegangen, dass Bernd mit diesem Zug in die gestellte Falle gestolpert sei ...} Qxe7 24. Qxe7 Rxc1+ 25. Bf1 Bb5 {[%csl Rf1,Rg1] So war es also geplant! Allerdings hat der Nürtinger da einfach nicht weit genug gerechnet, wie dies Bernd mit dem Spielen seines Springerschach bereits getan hatte ...} 26. Qd8+ $1 ({nicht, dass Schwarz nach einem anderen Zug wie} 26. h4 {bereits wirklich besser oder gar gewinnträchtig zu stehen gekommen wäre, aber der Partiezug ist noch viel besser ...}) 26... Bf8 (26... Be8 27. Qxe8+ Bf8 {wäre natürlich auch hoffnungslos}) 27. Qxg5+ {[%csl Rc1,Rg8] mit Schachgebot und Doppelangriff! Tja, da da hatte der Gegner dann vielleicht auch ein bisschen Pech gehabt; wer anderen eine Grube graben möchte, fällt bisweilen dann halt ...} 1-0

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