Wie schon berichtet nutzt der eine unserer Teilnehmer Ulrich „Uli“ Junger in der diesjährigen Auflage des Staufer-Opens die Gegebenheiten des Reglements und seiner Ratingzahlen, um diesmal im B-Open zu starten und damit rein sportlich gesehen die Herausforderung anzunehmen, mal ganz weit vorne mitspielen zu wollen.
Die Aussicht auf entsprechenden sportlichen Erfolg ist also wohl nur die die eine Seite der Medaille – die andere eben die, dass man sich damit letztlich doch auch einige Last aufbürdet; schließlich möchte man ja seiner hohen Setzlistenposition (Uli ist im B-Turnier gar an Nr.1 gesetzt) und Favoritenrolle auch gerecht werden, während die Konkurrenz – und darunter sicherlich auch das eine oder andere aufstrebende Talent auf dem aufsteigenden Karriereast – heiß darauf sein dürfte, dem Favoriten ein Bein zu stellen. Letztlich wird Uli auch nicht viel an Punkten abgeben dürfen, möchte er aus dem Turnier nicht mit einem mehr oder weniger großen Ratingminus hervorgehen.
Offenbar kommt Uli mit der skizzierten Rolle und Bürde aber ganz gut zurecht – zumindest bis dato. In der nachfolgend gezeigten Startrundenpartie kam Uli jedenfalls schon mal denkbar gut und mit nicht allzu viel Aufwand ins Turnier. Uli´s noch recht junger Gegner (Jg.99), einer der – soweit der Berichterstatter weiß – allesamt ebenfalls dem Schachspiel frönenden Sprößlinge der bekannten württembergischen Schachgröße FM Josef Gheng bzw. des Schachehepaars Josef und Simona Gheng, dürfte wohl nicht umbedingt damit gerechnet haben, in der schulfreien Ferienzeit sogleich doch eine Lehrlektion erteilt zu bekommen …
[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2017.01.02"]
[Round "1"]
[White "Junger, Ulrich"]
[Black "Gheng, Christian"]
[Result "1-0"]
[ECO "A05"]
[PlyCount "67"]
[SourceDate "2017.01.02"]
1. Nf3 c5 {"Sizilianisch gefällig?" ...} 2. e4 {... "nun gut" ...} d6 3. g3 {
(!) ..."aber nur nach meinem Gusto!" Altersweise tut Uli - selbst sicherlich
ohnehin nicht umbedingt der theoriebeflissenste - dem Nachwuchsspieler nicht
den Gefallen, die Partie in Mainstream-Gewässer zu steuern} Nf6 4. d3 g6 5.
Bg2 Bg7 6. O-O O-O 7. Nbd2 Nc6 8. c3 Bd7 9. Qe2 $5 {[%cal Gd3d4]} ({Ein Blick
ins Chessbase-Livebook verrät, dass auf die e-Linie für gewöhnlich der Turm
gestellt wird:} 9. Re1 {Aber vielleicht könnte man die Stellung nach einem
Wegzug des Sf3 ja auch mit f2-f4 spielen!?}) 9... e5 $146 {[%csl Gd4]} ({In
einer der beiden offenbar einzigen Partien, in der die gegenwärtige
Brettstellung schon mal zu sehen war,, reagierte Schwarz mit dem naheliegenden
und sicherlich guten} 9... b5 {[%csl Gg7][%cal Gb5b4] , um recht typisch für
einen geschlossenen Sizilianer insbesondere auf dem Damenflügel nach Spiel zu
suchen}) 10. Nc4 ({zunächst} 10. a4 $5 {gefällt dem Berichterstatter einen
Tick besser}) 10... Be6 ({eigentlich sprach nichts gegen} 10... b5 $1 $11 {
zumal dann} 11. Nxd6 $2 {sich nach} Qb8 $1 {sogleich als Reinfall entpuppen
würde}) 11. Ng5 $5 {Ob Uli mit seiner mittlerweile Jahrzehnte langen
Erfahrung wohl schon "riechen" konnte, was nun folgen würde?} (11. a4 {war
wieder die naheliegende und sicherlich auch gute Alternative}) 11... Bxc4 $6 {
man darf wohl annehmen, dass Uli bei seinem Springerausfall auf genau diesen
schwächlichen Zug gehofft hat. Nach den weiteren Geschehnissen dieser Partie
dürfte er jedenfalls letztlich gelernt haben, dass es nicht immer vorteilhaft
sein muss, dem Gegner einen Doppelbauern zu bescheren ...} ({richtig war
sicherlich} 11... Bg4 $11 {, wonach Schwarz auch nach} 12. f3 Bc8 {[%cal Gh7h6]
mit seiner Stellung sicherlich recht zufrieden sein darf}) 12. dxc4 $14 {[%csl
Rd6][%cal Gf1d1] der rückständige schwarze d-Bauer bietet dem Anziehenden
nun ein treffliches Spielziel, während sich für den Nachziehenden ein
königsindisches Gegenspiel am Königsflügel nicht rasch genug aufziehen
lassen wird ...} h6 13. Nf3 Ne8 14. Be3 $1 f5 15. Rad1 {[%csl Gd1,Gd8][%cal
Gf5f4,Ge3c5] drohend Lxc5} Qe7 {[%cal Gf5f4]} 16. exf5 $1 {Uli findet wieder
den richtigen Plan ...} gxf5 17. Nh4 $1 {[%cal Rh4g6]} Kh7 $2 {... der nach
diesem oberflächlichen Zug, der beweist, dass der Nachziehende den vollen
taktischen Gehalt der Stellung nicht zu erfassen vermochte, nun überraschend
schnell einen glasklaren Gewinnweg ebnet ...} (17... Qf6 {war nach
Computermeinung der einzige Zug, mit dem Schwarz noch auf eine Rettung hoffen
konnte, wenngleich seine Stellung wenig beneidenswert bliebe}) 18. Nxf5 $1 $18
{dürfte dem Teenie wohl einen leichten Adrenalinschub beschert haben. Die
Maschine zeigt hier bereits ganze vier Bauerneinheiten Vorteil an, wobei für
den jungen Gegner bis zum Ende der Partie eine mögliche Rettung dann auch in
weiter Ferne geblieben ist ...} ({nicht verschwiegen werden soll, dass das
profane} 18. Qc2 $1 {genauso gut war}) 18... Rxf5 19. Be4 {[%csl Ge4,Gh7]} Qf6
20. g4 $1 {die eigentliche Pointe des vorigen Figurenopfers, womit Weiß
gewissermaßen überreiche und bereits entscheidende materielle Zinsen
einfährt ...} Ne7 21. Qd3 (21. gxf5 {möchte die Maschine spielen, doch Uli
strebt nach Damentausch, was jegliche Überlegungen des Nachziehenden,
nachfolgend vielleicht noch im Trüben fischen zu können, ausschließen soll .
..}) 21... Rb8 22. Bxf5+ Nxf5 23. Qxf5+ {der damit verbundene Damentausch
verringert den möglichen Vorteil zwar nach Computermeinung um fast eine
Bauerneinheit, aber Uli lag mit seiner Einschätzung völlig richtig, dass
eine Qualität und ein Bauer mehr in der Folge immer noch locker ausreichen,
wie er in der Folge auch überzeugend nachzuweisen wusste ...} (23. gxf5) 23...
Qxf5 24. gxf5 Bf6 {[%cal Ge8g7,Gg7f5] rasch wird sich zeigen, dass der auf den
ersten Blick schwächliche weiße Bauer f5 angesichts der Gegebenheiten
keineswegs zu erobern ist ...} 25. f4 $1 {[%csl Gf1,Gf5][%cal Ge8g7,Gf4e5]} Kg7
{... was hiermit wohl auch der Nachziehende erkannte haben dürfte} 26. Kf2 $5
Rd8 $6 {unterstreicht wohl die Ratlosigkeit des jungen Gegners} 27. Kf3 {[%csl
Ge4,Ge5][%cal Ge5e4] Weiß hat alle Zeit der Welt, um letztlich im Zuge
weiteren Abtauschs sein materielles Übergewicht endgültig zur Geltung zu
bringen ...} exf4 28. Bxf4 {[%csl Gd1,Gd6,Gf4]} Bg5 29. Bxg5 hxg5 30. Kg4 Kf6 (
{auch mit} 30... Nf6+ 31. Kxg5 Kf7 {[%cal Gd8g8] und nun etwa} 32. Kf4 {ließe
sich für Schwarz (gar)nichts mehr reißen}) 31. Rfe1 {[%cal Ge1e6]} Ng7 32.
Rd5 {[%csl Gf5][%cal Gg7f5,Ge1f1]} a6 33. Red1 {[%csl Rd6][%cal Gf6e7,Gg4g5]}
Ne8 34. Rxc5 {[%csl Gd1,Gd8] und der Teenie sah nun doch die Ausweglosigkeit
weiteren Widerstands ein} 1-0