Verbandsliga Süd 2024/25 Runde 5:
SF Mengen – SVE 2,5:5,5
Auch diese Saison blieb uns das Lospech wieder einmal treu: neben den klassischen fünf Auswärtsspielen geht es traditionell im Januar immer zu einem der am weitesten entfernten Gegner – letztes Jahr war es Markdorf, heuer ging es bei trübem Hochnebel auf der ganzen zweistündigen Fahrt nach Mengen in Oberschwaben. Dennoch war klar, dass diese Aufgabe absolut ernst genommen werden musste, wenn die Ambitionen auf den Aufstieg keinen Dämpfer erhalten sollten. Immerhin standen die Gastgeber trotz starker Gegner bisher auf Platz drei der Tabelle und hatten im Falle von Niederlagen bisher stets nur knapp verloren. Da uns dieser Gegner in der jüngeren Vergangenheit zudem mächtig ärgern konnte, waren wir gewarnt. Außerdem war der Spielverlauf nicht ganz so einseitig wie einen das Endergebnis vielleicht glauben machen könnte.
Zum Auftakt spielte Nils Wurmbauer (4) unentschieden, konnte aber froh sein über das gegnerische Remisangebot, das er ohne zu zögern annahm. Bei noch vollem Brett hätte Weiß einen recht klaren Plan zur Verfügung gehabt, um zumindest leichten Druck auszuüben, während Nils‘ hinter den eigenen Bauern eingesperrter Läufer die schwächste Figur auf dem Brett darstellte. Am Spitzenbrett hatte der formschwache Bernd Grill (1) seine Partie gegen den Topscorer des Gegners primär auf Sicherheit ausgerichtet, aber dennoch einen Bauern geopfert. Den Nachweis der Kompensation drohte er bald schuldig zu bleiben, doch dank eines schwachen gegnerischen Zuges konnte er die Partie wieder ausgeglichen gestalten und das avisierte Remis sichern. Dann gab es unerwartet frohe Kunde, die sich keiner wirklich erklären konnte, wenn er nicht daneben am Brett stand. Uli Junger (8) erlangte aus der Eröffnung heraus mit Schwarz eine sichere, aber passive Stellung, in welcher er vom Ausgleich doch spürbar entfernt war, als Folgendes geschah:
Soeben hatte Uli mit 26… b4-b3 versucht, das Geschehen zu vereinfachen, doch so simpel geht das nicht: es folgte zunächst 27. Lf2xc5, worauf 27… b3xa2?? an 28. Lc5xd6+ nebst 29. Tc4xa4 scheitern würde. Daher antwortete Schwarz mit 27… Tc6xc5 und hätte nach dem starken 28. c2xb3! entweder zu dem verzweifelten 28… a4xb3 29. Tc4xc5 Ld6xc5 30. Sd2xb3 oder 28… Tc5xc4+ greifen müssen – offensichtlich in der vagen Hoffnung auf 29. b3xc4, wonach Schwarz mit 29… Ld6-c5 Gegenspiel erlangt. Viel stärker wäre aber stattdessen 29. Sd2xc4 a4xb3 30. a2-a3, was Schwarz früher oder später den b-Bauer kostet.
Stattdessen verwechselte Weiß offenbar seine geplante Zugfolge und spielte an dieser Stelle den absolut grässlichen Patzer 28. Tc4xc5??, wonach der Zwischenzug 28… b3xa2 für klare Verhältnisse sorgte.
Dank dieses äußerst glücklichen Punktgewinns konnte der SVE den weiteren Partien deutlich beruhigter entgegensehen, da etliche Duelle auf eine Punkteteilung hinausliefen. So war Werner Junger (6) mit Schwarz zwar ohne Probleme aus der Eröffnung gekommen, vermochte aber nicht, aus seiner besseren Stellung entscheidend Kapital zu schlagen und musste die Stellung ins Remis austrudeln lassen. Mit den schwarzen Steinen spielend, gelang es auch Michael Rupp (2) in einem gehaltvollen Mittelspiel, seinen Gegner im Zaum zu halten und ein relativ ungefährdetes Remis zu erreichen, auch wenn er eine unerwartete Variante aufs Brett bekommen hatte. Hartmut Hehn (5) wurde im Mittelspiel dagegen klar in die Defensive gedrängt und taumelte am Rande des Abgrunds. Er wehrte sich jedoch verbissen mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen und erreichte doch noch ein unentschiedenes Bauernendspiel, das jeder Partei zum Schluss eine Dame und damit das Remis bescherte. Beim Stande von 3,5:2,5 für den SVE war die Spannung kaum auszuhalten, da das komplizierte Endspiel am Brett von Michael Mehrer (7) trotz eines (verdoppelten) Mehrbauern zunächst alles andere als klar in der Beurteilung war. Dann konnte sein Gegner jedoch der Verlockung, mit dem eigenen Freibauer möglichst früh vorzupreschen, nicht widerstehen – das gab Michael die Gelegenheit, seinen Läufer zu opfern, mit dem eigenen König in die gegnerische Stellung einzudringen und die völlig unkoordinierten Kräfte des Gegners (Springer und König) mit Hilfe eines Freibauern und weiteren leicht anzugreifenden Bauern hoffnungslos zu überdehnen. Dank dieses eminent wichtigen Sieges, der das Match zu unseren Gunsten entschied, konnte Dietmar Kessler (3) risikolos auf Sieg spielen, auch wenn die Stellung objektiv eher zum Remis tendierte. Da sein Gegner sehr schnell zog, lebte Dietmar über weite Strecken der Partie bald nur noch vom Zeitbonus pro Zug – was ihn aber letztlich nicht daran hinderte, mit der für ihn so typischen Zähigkeit und Findigkeit den Gegner erfolgreich und fast schon stoisch niederzuringen. Der Lohn der Mühen: er bewahrt damit seine makellose Bilanz von 5 Punkten aus 5 Partien und gehört derzeit zu den wichtigsten Stützen der Mannschaft. Im Großen und Ganzen lieferte die Erste damit ein Match ab, in welchem den Gastgebern nur wenige Chancen eingeräumt wurden und das letztlich doch relativ ungefährdet gewonnen werden konnte. Die notwendige Prise Glück war freilich dennoch dabei …
Hier das Endergebnis in der Übersicht:
Brett | SF Mengen 1 | SV Ebersbach 1 | Brettpunkte | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Strathmann, Sacha | Grill, Bernd | 1/2 : 1/2 | ||
2 | Baur, Frank | Rupp, Michael | 1/2 : 1/2 | ||
3 | Blazevic, Darko | Kessler, Dietmar | 0:1 | ||
4 | Dr. Baur, Volker | Wurmbauer, Nils | 1/2 : 1/2 | ||
5 | Schmid, Tim | Hehn, Hartmut | 1/2 : 1/2 | ||
6 | Härle, Rudolf | Junger, Werner | 1/2 : 1/2 | ||
7 | Kandel, Harald | Mehrer, Michael | 0:1 | ||
8 | Shanovskyi, Ruslan | Junger, Ulrich | 0:1 | ||
Gesamtergebnis | 2,5:5,5 |
Dank dieses weiteren Sieges kann der ärgste Konkurrent um den Aufstieg, die Zweite des SK Bebenhausen, zunächst auf Distanz gehalten werden. Mit 10:0 Mannschaftspunkten zementiert der SVE die Tabellenführung und darf der nächsten schweren Auswärtspartie in Pfullingen am 9. Februar zuversichtlich entgegen sehen. Die Gastgeber haben ein schweres Restprogramm vor sich und können noch in den Abstiegsstrudel geraten, weshalb davon auszugehen ist, dass sie sich verbissen zur Wehr setzen werden. Ein Nachlassen darf man sich daher nicht erlauben, denn bis zum Saisonende stehen schließlich immer noch vier kraftraubende Matches an.