Ältester Großmeister der Welt verstorben

Der älteste noch lebende Schachgroßmeister der Welt, Juri Awerbach (1922 – 2022), ist im Alter von 100 Jahren am Samstag, den 7. Mai 2022 verstorben. Berühmt wurde er vor allem als Endspieltheoretiker, doch auch eines der bekanntesten und bis heute für Schwarz am gefährlichsten eingeschätzten Systeme der Königsindischen Verteidigung (1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 5. Le2 0-0 6. Lg5) trägt seinen Namen. Er zählte in den 1950er-Jahren zu den zehn besten Spielern der Welt und gewann 1954 die Meisterschaft der Sowjetunion, die in jenen Tagen so stark besetzt war, dass lediglich Weltmeisterschaften und die Qualifikationsturniere dafür noch schwieriger zu bestreiten waren.

Einen unvergesslichen Schlusszug zauberte er bei genau diesem Turnier gegen Efim Geller in der nachfolgenden Stellung aufs Brett. Sehen Sie, was er mit den schwarzen Steinen hier zog?

 

Geller – Awerbach, UdSSR-Meisterschaft, Kiew 1954
Schwarz am Zug

Die schwarzen Freibauern sehen nicht nur gefährlich aus, sondern entscheiden augenblicklich die Partie, wenn Schwarz den Gewinnzug findet. Awerbach hatte mit dieser Anforderung keine Mühe und spielte das elektrisierende 46… Td8-d1!!. Efim Geller gab nach diesem Hinlenkungsopfer sofort auf, denn nach der offensichtlichen Zugfolge 47. Te1xd1 c3-c2 sind die schwarzen Bauern nicht aufzuhalten.

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Awerbachs unermessliche Beiträge zum königlichen Spiel werden auch nach seinem Ableben weiter einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Möge er in Frieden ruhen.

 

Der älteste noch lebende Großmeister ist nun Aleksandar Matanovic (*1930), der vor allem als Herausgeber des seinerzeit enorm einflussreichen und wichtigen Informator bekannt wurde.

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