Bernd Grill ist Deutscher Vizemeister der Lehrer 2017

„Der stellt ja gar nichts ein …“ (Bernd Grill / FM Torsten Lang)

Gleich beginnt die siebte und letzte Runde der Deutschen Lehrermeisterschaften, die heuer erstmalig im Anschluss an den Schulschachkongress ausgetragen wurden. Mein Blick schweift aus dem Fenster und nimmt den prasselnden Regen in Trier stoisch zur Kenntnis. Ich sitze an Brett 2 mit den weißen Steinen; neben mir am Spitzenbrett spielt mit den weißen Steinen FM Torsten Lang, mein Gegner aus der ersten Runde. Dieser führt das Feld mit 5,5 Punkten an, während ich 5,0 Punkte aufweisen kann – alle anderen sind schon abgeschlagen. Das Turnier ist praktisch entschieden, da der Führende bereits alle gefährlichen Gegner hatte und in der letzten Runde wohl kaum gegen einen 250 Punkte schwächeren Gegner noch etwas anbrennen lassen wird. Ich bin mir dessen mir bewusst und starte noch einen kleinen Plausch mit dem Führenden.

Rückblende: Als wir in der ersten Runde an Brett 6 aufeinander trafen, stellte ich schnell fest, dass die Auslosung wohl kaum nach Spielstärke erfolgt sein konnte, sondern zufällig erfolgte, da ich nicht davon ausging, mit meiner Spielstärke nur an Position 6 aufgestellt zu sein. Ich kannte meinen Gegner nicht und dasselbe ließ sich auch von ihm behaupten. Ich beginne also ahnungslos mit der Partie – in dem Glauben, das typische Fallobst der ersten Runde vorgesetzt zu bekommen – und wundere mich schnell, dass mein Gegner überhaupt nichts einstellt und keine offensichtlichen Fehler begeht. Ich war die ganze Partie über am Drücker, schaffte es aber leider nicht, die vorteilhafte Stellung zu verwerten und musste letztlich ins Remis einwilligen. Ich war natürlich einigermaßen enttäuscht, hatte ich doch gleich in der ersten Runde gegen einen „Patzer“ etwas liegen lassen. Erst vor der 2. Runde wurde ich dessen gewahr, dass ich gerade eben gegen einen ehemaligen deutschen Schnellschachmeister mit einer nicht ganz schlechten, aktuellen DWZ von 2296 angetreten war.

Als es vor der letzten Runde zu dem eingangs geschilderten Szenario kam, entspann sich also ein Gespräch, in dem ich zugab, mich in der ersten Runde gewundert zu haben und ständig an das obige Zitat dachte – woraufhin er mir erzählte, dass er genau dasselbe dachte!

Die erste Runde endete – wie bereits geschildert – remis. In der zweiten Runde besiegte ich Frank Grube (Unna / 1843) relativ problemlos, und auch in Runde 3 sprang ein weiterer ungefährdeter Sieg gegen Andreas Christensen (Hamburg  / 1797) heraus. Während FIDE-Meister Lang jedoch das ganze Turnier über souverän auftrumpfte und nur gegen mich überhaupt jemals schlecht zu stehen schien, strapazierte ich mein Glück in den nächsten Runden erheblich: gegen Frank Buchenau (Hannover / 2241) stand ich schlecht und konnte nur dank seiner fragwürdigen Bemühungen, auf meine schlechte Bedenkzeit zu spielen, das Blatt wenden und trotz knapper Zeit noch gewinnen. Auch gegen Jochen Terhorst (Wittlich / 2117) stand ich schlecht und profitierte von einem Figureneinsteller: der Gegner wollte eine Springergabel mit Schach auf einem gedeckten Feld geben, hatte aber diesen schon berührt, konnte somit den angegriffenen Läufer nicht mehr retten und büßte eine Figur ein. In Runde 6 ging der entscheidende halbe Punkt verloren: gegen Daniel Schalow (Baumberg / 2037) konnte ich eine strategisch vorteilhafte Stellung mit gutem Springer gegen schlechten Läufer nicht zum Sieg verdichten und musste in die Punkteteilung einwilligen. Die letzte und ncht mehr sonderlich wichtige Partie gegen Claudius Gottstein (Barnstorf / keine DWZ-Angabe) konnte ich problemlos gewinnen, aber es half nichts mehr. Selbst 6,0 Punkte reichten also wieder einmal nicht für den Titel …

Die 7. Runde brachte erwartungsgemäß keine Überraschungen mehr, so dass ich zum wiederholten Male Vizemeister wurde. Deutscher Meister wurde somit FIDE-Meister Torsten Lang vom Schachklub Landau/Pfalz. Mein zweiter Titel nach 2014 muss hingegen weiter warten.

 

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