Verbandsliga Süd 2021/22 Runde 7:
SVE – SC Tettnang 4,5:3,5
Die nahezu in Bestbesetzung angetretenen Gäste aus Oberschwaben hatten sich offenbar etwas vorgenommen, denn der Kampf sollte letztlich eine ausgesprochen enge Angelegenheit werden, bei der die favorisierte Heimmannschaft des SVE ihr Glück an einem Brett kräftig strapazierte.
Ersatzspieler Uwe Bucher (7) begnügte sich mit den schwarzen Steinen trotz recht ordentlicher Stellung frühzeitig mit einer Punkteteilung, die sich letztlich in Gold aufwiegen ließ – nur konnte das zu diesem Zeitpunkt natürlich noch keiner ahnen. Leider verlor der zweite Ersatzspieler Hans Leutz (8) letztlich ein nicht einfach zu verteidigendes Endspiel, doch zeigte er, dass er noch immer gut auf diesem Niveau mitspielen kann. Den Ausgleich besorgte Michael Rupp (2) in einer stark geführten Partie: die fragwürdige gegnerische Strategie des voreiligen Flügelangriffs beantwortete er mit stoischer Gelassenheit. Danach fiel er über den in der Mitte gestrandeten König her und machte kurzen Prozess. Mehr als nur eine Randnotiz ist auch die Tatsache, dass Michael mit derzeit 4,5 Punkten aus fünf Partien die Scorerliste der Verbandsliga anführt. Man stelle sich nur einmal vor, das Missgeschick mit dem völlig unnötigen Dauerschach gegen Neckartenzlingen (siehe den letzten Bericht) wäre ihm nicht unterlaufen! Bernd Grill (1) mühte sich redlich in einer französischen Abtauschvariante, das Spiel zu verschärfen, als sein Gegner ohne große Not und aus heiterem Himmel eine Qualität opferte. Die Verwertung des materiellen Vorteils gestaltete sich jedoch schwierig, zumal bei herannahender Zeitnot beide Parteien nicht immer die besten Optionen wählten. Gegen Ende setzte sich dann doch die größere Spielstärke durch, aber mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit wäre für den Gegner durchaus ein Remis drin gewesen. Werner Junger (5) erwischte einen ganz schwachen Tag und ließ sich fast widerstandslos zusammenschieben – eine Partie, deren Ausgang sich früh andeutete. Unser aufstrebender Jugendspieler Nils Wurmbauer (3) befreite seine passive Stellung sehr umsichtig und glich nach und nach aus. Als der Anziehende die folgerichtige Punkteteilung zu Unrecht verschmähte, ergriff der Youngster schnell die Initiative und siegte recht problemlos, da sein Gegner den Überblick verlor und die einzigen Verteidigungszüge nicht fand. Das Schicksal des Matches hing jetzt an Brett 4, denn leider stand auch Uli Junger (6) nach einer eher fragwürdigen Eröffnungsstrategie schlecht und verlor schließlich auf absehbare Weise. Dass das Match letztlich an den SVE ging, ist ein ziemlich großes Wunder, denn Michael Mehrer (4) stand laut Computeranalyse zwischenzeitlich bei sieben (!) Bauerneinheiten weniger. Nach völlig missratener Eröffnung hatte alles lange Zeit auf einen schwarzen Sieg hingedeutet, doch Michael hielt die Partie kompliziert genug und verleitete seine Gegnerin zu einem unvorsichtigen und unnötigen Ausflug mit der Dame. Die kritische Stellung war nach dem 35. Zug von Weiß erreicht:
Die schwarze Dame hatte vor wenigen Zügen noch auf b6 gestanden, ließ sich jedoch von dem Verzehr eines ganz und gar unbedeutenden weißen Bauern auf h4 blenden und drohte nun ins Abseits zu geraten. Durch leichtsinninges Spiel war die Nachziehende völlig unnötig in diese heikle Situation gekommen, die jetzt ein paar umsichtige Züge erforderte, wenn Schwarz weiterhin auf Sieg spielen wollte. Notwendig war der komplette Rückzug mit 35… Dh4-d8!, was Schwarz immer noch gute Siegchancen verheißen hätte. Nach dem unvorsichtigen Partiezug 35… Dh4-h5? ließ sich Michael nicht zweimal bitten und antwortete natürlich mit 36. e4-e5!, womit die Kontrolle über das Schlüsselfeld c5 erlangt werden soll. Danach ist kein schwarzer Gewinn mehr in Sicht, zumal der vom Computer empfohlene Zug 36… a6-a5 in Zeitnot alles andere als leicht zu finden sein dürfte. Nach dem Partiezug 36… d6-d5?? war der Ofen dagegen schnell aus. Es folgte natürlich 37. Sd3-c5+ Kb7-c7 38. Dc4-b4 (das Schlagen auf a6 wäre genauso stark gewesen) mit gewonnener Stellung für Weiß, die sechs Züge später mit einem Matt gekrönt wurde.
Die Gastgeber hätten sich natürlich nicht beschweren dürfen, wenn diese Partie stattdessen und das Match gleich mit ihr verloren gegangen wäre. So aber lächelte uns die an diesem Tage offenbar gnädig gestimmte Schachgöttin milde zu. Dass die ersten vier Bretter allesamt an den SVE gingen, gab es in dieser Form auch noch selten zu bestaunen.
Hier das Endergebnis in der Übersicht:
Br. | SV Ebersbach 1 | – | SC Tettnang 1 | 4,5:3,5 |
---|---|---|---|---|
1 | Grill, Bernd | – | Kreuzahler, Marc | 1:0 |
2 | Rupp, Michael | – | Kohn, Thomas | 1:0 |
3 | Wurmbauer, Nils | – | Längl, Jürgen | 1:0 |
4 | Mehrer, Michael | – | Leser, Katrin | 1:0 |
5 | Junger, Werner | – | Kaiser, Marius | 0:1 |
6 | Junger, Ulrich | – | Barthelmann, Benno | 0:1 |
7 | Bucher, Uwe | – | Sterk, Jonas | ½:½ |
8 | Leutz, Hans | – | Gräber, Gero | 0:1 |
Weitere gute Nachrichten folgten später aus Rangendingen, wo die Jedesheimer (der härteste Konkurrent des SVE um den Aufstieg) nur zu einem Gesamtremis kamen. Damit haben die Oberschwaben aus Illertissen zwar immer noch die besseren Karten, doch müssen sie noch ein Match mehr nachholen, das auch erst einmal gewonnen werden muss.
Für den SVE geht es in zwei Wochen am 3. April gegen die SsG Fils-Lauter mit einem erneuten Heimspiel weiter. Gegen den Abstiegskandidaten sollte ein Sieg im Bereich des Möglichen sein.