Die Seuche an den Fingern

Verbandsliga Süd   2018/19   Runde 3:

SVE   –   SV Nürtingen    3,5:4,5

Erstmals in Stammbesetzung angetreten hatte sich die 1. Mannschaft diesmal natürlich ein besseres Ergebnis erhofft als in den Runden zuvor. Anlass zu großer Hoffnung gab es allerdings recht frühzeitig keine.

Bernd Grill (1) bekam mit Schwarz von seinem Gegner eine absolut harmlose Variante vorgesetzt und nahm das offerierte Remisangebot des Gegners nach gerade einmal 13 Zügen an. In einer gehaltvollen strategischen Partie entstand bei Dietmar Kessler (3) eine Stellung mit einer ungewöhnlichen Bauernstruktur. Trotz der Komplexität der Stellung war das Gleichgewicht allerdings nie ernsthaft gefährdet und der Remisschluss die logische Konsequenz. Sehr viel ärgerlicher war die Punkteteilung von Werner Junger (5), der aus sicherer Eröffnung heraus mit Schwarz seinem Gegner nach einer Unachtsamkeit blank eine Qualität abluchsen konnte. Ein einziger unachtsamer Zug genügte allerdings, um völlig unnötigerweise ein Opfer zuzulassen, das dem Gegner dann trotz eines Minusturms ein Dauerschach sicherte. Drei Partien mit Schwarz remis gehalten – das liest sich zunächst einmal nicht schlecht, doch die meisten unserer Weißpartien schienen ebenfalls nicht viel herzugeben. Hartmut Hehn (7) entschied sich in der Schlüsselstellung der Partie für die falsche Fortsetzung und musste sich fortan der gegnerischen Initiative erwehren. In schlechter Stellung überschritt er dann versehentlich die Bedenkzeit, doch war seine Position in jedem Fall schon als verloren zu bewerten. Ralf Warthmann (4) spielte auf Angriff, doch fehlte diesem angesichts zu vieler abgetauschter Figuren die Durchschlagskraft. Der Gegner nahm Ralfs Bauernschwächen geschickt aufs Korn und wehrte nicht nur die Drohungen gegen den eigenen König aufmerksam ab, sondern ließ dabei einmal auch noch eine Fortsetzung aus, die für den Gewinn reichen sollte. Stattdessen unterlief ihm später ein völlig unerklärlicher und schrecklicher Fehler, der Ralfs kritische Stellung sofort in eine zwingend gewonnene Position verwandelte – ein Geschenk, das uns nochmals Hoffnung machte. Diese wurde weiter genährt, als auch Michael Mehrer (8) in wenig verheißungsvoller Stellung einen gegnerischen Zug vorgesetzt bekam, der die Warnleuchte der Engines sofort rot ausschlagen ließ und einen leichten Gewinn ermöglichte. Der Gegner hatte es zuvor versäumt, kräftigere Züge zu spielen, geriet dabei in Zeitnot und ruinierte seine gute Position binnen kürzester Zeit. Doch trotz dieser Geschenke reichte die gezeigte Leistung heute einfach nicht aus: Michael Rupp (2) bekam eine Eröffnung aufs Brett, mit der er überhaupt nicht gerechnet hatte, verzettelte sich alsbald, stand nach 15 Zügen mit Weiß bereits signifikant schlechter und verlor rasch einen Bauer. Bezeichnenderweise ließ er später zu allem Überfluss noch eine Remischance aus und musste bald darauf eine Niederlage quittieren. Die einzige noch laufende Partie musste also die Entscheidung bringen, doch war diese quasi schon lange vor dem tatsächlichen Partieende gefallen: durch ein Versehen stellte Uli Junger (6) ausgangs der Eröffnung kompensationslos zweizügig einen Bauer ein und verlor praktisch chancenlos.

Durch die dritte Niederlage in Folge mit 3,5:4,5 ziert der SVE nun als einziges noch punktloses Team das Tabellenende der Verbandsliga. Dabei blieb die Erste heute weit hinter ihren Möglichkeiten und hätte ohne die Geschenke der Gegner durchaus höher verlieren können. Mit anderen Worten: gegen den nächsten Gegner aus Pfullingen (erneut ein Heimspiel) muss am 18. November jedenfalls eine deutlich bessere Leistung her, wenn das Abstiegsgespenst nicht demnächst im Filstal herumspuken soll.

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