Bei der am vergangenen Freitag ausgetragenen Vereinsmeisterschaft, die ab nächstem Jahr wieder im regulären Turnierschachmodus ausgetragen werden wird, spielten die Teilnehmer jeweils eine Schnell- und eine Blitzpartie gegeneinander, wobei sich der niedriger gesetzte Spieler aussuchen durfte, in welcher der beiden Partien er die weißen Steine führen wollte. Unter den fünf Teilnehmern kristallisierte sich schnell heraus, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bernd Grill und Nils Wurmbauer geben würde.
Luca Rulhof und Manuel Zöller (der vorzeitig gehen musste)
machen sich ihr Bild von den Verwicklungen in der Schnellpartie
Besagte Schnellpartie entschied Bernd Grill mit Weiß nach den folgenden haarsträubenden Komplikationen, die einen Albtraum bei 15 Minuten Bedenkzeit darstellen, für sich:
In dieser messerscharfen Stellung aus dem Noteboom-System folgte 16. d5xe6 f7xe6 17. c4-c5! (dagegen würde 17. Sd4xe6? an 17… Dd8-f6 scheitern). Nach der Antwort 17… 0-0! folgte das trotz des Entwicklungsrückstands konsequente 18. c5-c6, das Schwarz mit 18… Sd7-b6 hätte beantworten sollen. Er konnte jedoch der Versuchung nicht widerstehen und zog stattdessen 18… Dd8-f6?, was auf die kaltblütige Antwort 19. c6xb7! traf. Nach 19… Df6xf2+ 20. Ke1-d1 Df2xe3 (etwas besser, aber immer noch problematisch für Schwarz wäre 20… Sd7-c5! 21. Da4-a2! Df2xe3 22. Da2-d2 De3xd2+ 23. Kd1xd2 Sc5xb7 gewesen) 21. Sd4-c2! Tf8xf1+ 22. Th1xf1 De3-d3+ 23. Kd1-e1 Dd3-c3+ 24. Kg1-f2 versuchte Schwarz mit 24… Dc3-c5+ die Flucht des weißen Königs zu verhindern, doch nach 25. Sc2-e3 Ta8-f8+ 26. Kf2-e2 De5-h5+ 27. Ke2-e1 hatte Schwarz sein Pulver verschossen und musste bald aufgeben.
Die übrigen Teilnehmer Jan Hoyler, Uwe Bucher und Luca Rulhof vermochten den beiden Titelaspiranten keine Punkte abzuknöpfen, weshalb der anstehenden Blitzpartie im zweiten Teil eine große Bedeutung zukam. Diese konnte Nils nach einer Unachtsamkeit des Favoriten für sich entscheiden und den Score ausgleichen, da beide ihre weiteren Blitzpartien gegen die übrigen Teilnehmer gewinnen konnten.
Es ging also in den Stichkampf mit zwei weiteren Blitzpartien: die erste konnte Bernd Grill mit Schwarz für sich entscheiden und stand in der zweiten Partie ebenfalls sehr gut, verlor aber überraschend. Zwei weitere Partien wurden also ausgespielt: diesmal ging Nils Wurmbauer mit einem Sieg in Führung, der aber postwendend von Bernd Grill, wenn auch knapp, ausgeglichen werden konnte. So musste (bereits nach Mitternacht) eine Armageddon-Partie über den Ausgang dieses fast schon monumentalen Duells entscheiden: das Los bescherte Nils Wurmbauer die weißen Steine, der mit sechs Minuten gegen fünf gewinnen musste. In einer scharfen Winawer-Variante wehrte der an diesem Abend groß aufspielende Youngster den schwarzen Ansturm erfolgreich ab und gewann die alles entscheidende Partie. Er krönte sich damit verdient zum ersten Mal zum Vereinsmeister der Vereinsgeschichte!
Herzlichen Glückwunsch!