Staufer-Open Runde 8

Noch immer nicht bezwungen und doch aus „mein Wohnzimmer“ verbannt!

Der Tisch mit der Kennzeichnung „Nr.1“ war für unseren Starter im B-Open Ulrich Junger bereits von Start des Turniers an bis ganz zuletzt das geworden, was „Downing Street Nr.10“ für den britischen Premier oder eben „Airforce Nr.1“ für den US-Präsidenten darstellen: ein Ort der Präsenz, Heimat und Souveränität, an dem sich Emporkömmling um Emporkömmling die Klinke in die Hand gaben mit dem Vorsatz, unseren „Platzhirsch“ herauszufordern und vertreiben zu wollen, um am Ende aber einer nach dem anderen vom Hausherrn wieder selbst vor die Tür gesetzt zu werden.

Und obwohl Uli auch in der jüngsten Begegnung der Vorschlussrunde wieder nicht bezwungen wurde, muss er jetzt dennoch sein „Wohnzimmer“ räumen?! – Welch´ Unbill Caisas!

Da schreit es natürlich förmlich danach, dass Uli in der morgen Vormittag ausgespielten Finalrunde die uneingeschränkte Rückendeckung der Schachgöttin zurück erhält, um zu guter Letzt doch wieder triumphal „heimkehren“ zu dürfen!:P Angesichts der entsprechenden Auslosung, die Uli die Nr.22 der Setzliste beschert hat (Helmut Reitz, SV Würzburg, Jg.55, DWZ 1839), sieht das nach einer durchaus lösbaren Aufgabe aus; allerdings muss Uli dabei nun wieder die schwarzen Steine führen.

Einen Sieg Ulis vorausgesetzt bleibt er zur Erringung des Turniersiegs dennoch mindestens auf die Schützenhilfe von – und das ist nun das etwas delikate an der Sache, denn Uli hatte ja in der Startrunde für den Fehlstart ihres Sprößlings gesorgt – Simona Gheng angewiesen, die nun ebenfalls mit Schwarz gegen den führenden Dangelmayer anzutreten hat. Sollte Gheng gewinnen, dürfte sie selbst die Nase vorne haben; im Moment liegt sie bereits 1,5 Buchholzpunkte vor unserem Protagonisten. Daher dürfte Uli wohl nur noch in dem Fall eine Chance auf den Turniersieg haben, wenn die Partie am Spitzenbrett remis ausgeht und Uli seine eigene Partie zu gewinnen vermag. Angesichts dessen, dass Uli alle acht Runden am Spitzenbrett gespielt hat, sollte es doch eigentlich eine schachlich gerechte Sache sein, zumindest als Zweitplatzierter dort am Ende wenigstens symbolisch (bzw. vor der Siegerehrung) wieder platz nehmen zu dürfen, hat er dem Geschehen an der Spitze doch so lange seinen Stempel aufzudrücken vermocht.

Im A-Open hat es unser Starter Hartmut Hehn wieder einmal geschafft, seinen von der Papierform her etwas stärkeren Gegner zu neutralisieren. In der morgigen Schlussrunde spielt Hartmut nun mit dem zugelosten Franz-Josef Weber (WD Ulm, DWZ 2081) zum wiederholten Male gegen einen Gegner der gewohnten beachtlichen Güteklasse.

Von einiger Bedeutung für das letztliche Endklassement an der Tabellenspitze war natürlich, was sich in der heutigen abendlichen Vorschlussrunde ereignet hat …

Hier wäre wohl zunächst zu konstatieren, dass es dem Setzlistenersten GM Sergey Fedorchuk, der zuletzt durch einen Sieg wieder zur absoluten Spitze aufschließen konnte, nicht gelungen ist, den mit einem halben Punkt Vorsprung allein führenden GM Vladimir Burmakin zu bezwingen; in einem remisig erscheinenden Turmendspiel trennten sich beide im dreißigsten Zug remis. Zum Führenden ganz aufzuschließen vermochte alleine der lettische GM Normunds Miezis, der seine Weißpartie gegen die württembergische Hoffnung IM Frank Zeller für sich entscheiden konnte. Da sich der Berichterstatter bislang nur dessen Partie aus Runde fünf näher angeschaut hat (die inzwischen ja aufgrund ihres kuriosen Ausgangs in unserer Rubrik „Partieanalysen“ vorgestellt wurde), bleibt es für den Berichterstatter Spekulation, ob Schachgöttin Caissa nun doch zum Schluss gekommen war, dass sie ihn in dieser Partie doch allzu sehr übervorteilt hat. Trösten sollte unser Landsmannschafts-Aushängeschild auch, dass er da nicht dermaßen ärgerlich verloren hat wie der Vorjahressieger in der besagten Partie, wenngleich er zeitweise doch recht gut zu stehen gekommen war.

Da die beiden vor der Schlussrunde mit einem halben Punkt Vorsprung allein Führenden bereits in Runde 5 aufeinandergetroffen waren (die Partie endete remis), kommt es nun gewissermaßen zu einem Fernduell; GM Burmakin hat nun mit Weiß an Brett 1 gegen den an Nr.2 gesetzten GM Evgeny Vorobiov anzutreten, GM Miezis an Brett 2 mit Schwarz gegen den an Nr. 6 gesetzten deutschen GM Henrik Teske. Sollten diese beiden Partien remis enden, haben aber noch alle Beteiligten in fünf weiteren Begegnungen der Verfolger mit 6 Punkten die Möglichkeit, zu den beiden mit 6,5 Punkten Führenden aufzuschließen. Wer und wieviele dieser Spieler dann nach Buchholzwertung die Nase am Ende ganz vorn haben könnten, vermag zumindest der Berichterstatter mangels Expertise in der Buchholzberechnung nicht zu sagen – außer, dass für viel Spannung in der Schlussrunde gesorgt sein dürfte.

Erwähnenswert bleibt am Ende vielleicht noch, dass DIE deutsche Zukunftshoffnung Vincent Keymer (DWZ 2438, Jg 2004(!)) in der Vorschlussrunde nun endgültig ausgebremst wurde – und das von einem Amateur, der lediglich in der Gütekategorie unserer eigenen Vereinsspitzen zu verorten ist.

Bleibt vielleicht nur noch zu erwähnen, dass die morgige Schlussrunde laut Vorabausschreibung um 9:30 Uhr beginnt und alle SVE-Mitglieder und -Sympathisanten das Daumendrücken nicht vergessen sollten …

Nachgereicht noch ein Bild der Protagonisten:

v.l.n.r: Uli Junger, Hartmut Hehn, Rainer Wolf, Rainer Weber

 

 

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