Unerklärlicher Aussetzer kostet den Gesamtsieg

Verbandsliga Süd 2022/23   Runde 5:
SC Weiße Dame Ulm   –   SVE   4:4

Letztlich leistungsgerecht, aber trotzdem mit einem ärgerlichen Punktverlust trennte man sich wieder von den Münsterstädtern, die in dieser Saison bislang auch nur mäßig in die Spur finden.

Bernd Grill (1) bekam sehr zeitig eine Remisofferte, die er zunächst ablehnte. Er hatte allerdings ein Detail seiner Eröffnungsvorbereitung verwechselt und sich dann noch einen strategisch fragwürdigen Zug erlaubt, der ihm zum Zeitpunkt der diesmal selbst offerierten Punkteteilung schon eine schlechtere Stellung eingebracht hatte – dennoch wurde die Punkteteilung akzeptiert. Seine überlegene Spielstärke bewies Dietmar Kessler (3) in einer Partie, in der er beständig kleine strategische Vorteile anhäufte und letztlich ohne Ersatz für den Gegner eine Qualität einheimste – ein ungefährdeter Sieg mit Mattfinale. Dann ging leider die hochkomplexe Partie von Michael Rupp (2) verloren. Sein Turm sah sich zwar zwei gegnerischen Leichtfiguren gegenüber, aber dass deren Aktivität so groß war, dass selbst drei zusätzliche Bauern nicht ausreichten, war schon überraschend. Dann passierte eine halbe Ewigkeit lang nichts, ehe Manuel Zöller (8) seinem signifikant stärker eingeschätzten Gegner standhielt und einen halben Zähler holte. Einen bangen Moment hatte er zu überstehen, doch der Gegner versäumte es, diesen auszubeuten und musste letztlich in die Punkteteilung einwilligen. Für eine Beruhigung der angespannten Nerven sorgte Nils Wurmbauer (4), der in einer komplizierten Stellung den Überblick behielt und in ein gewonnenes Turmendspiel abwickeln konnte. Die drei danach noch laufenden Partien gingen allesamt länger als 15 Uhr und waren dementsprechend gehaltvoll: Uwe Bucher (7) hatte zwar lange Zeit einen Bauern weniger, aber dafür totale Kontrolle über die einzige offene Linie erlangt. Sein Gegner brauchte lange, um die Fesseln abzustreifen, gewann aber letztlich doch die Oberhand. Als dieser schließlich am Ende der Partie die Wahl zwischen einer Patt- und einer Mattoption hatte, entschied er sich leider für die letztere. Beim Stand von 3:3 war also wieder alles offen: die beiden noch laufenden Partien der Gebrüder Junger hätten kaum mehr Drama bieten können. Werner Junger hatte zwischenzeitlich einen Bauern eingebüßt und folgende Stellung erreicht:

Objektiv hat Weiß kaum etwas vorzuweisen für den Minusbauern. Er sollte hier wohl am besten fortsetzen mit 26. Tc1xc8 Tf8xc8 27. Lf3xe4 f5xe4 28. De2-h5, um den schwarzen König noch zu belästigen. Stattdessen geschah 26. De2-a6?, was die weiße Stellung nach 26… Tc8xc1 27. Tf1xc1 De5-b2! 28. Tc1-f1 Se4-d2 noch erheblich verschlechtert hätte, da auf 29. Da6-e2 das starke 29… f5-f4! möglich ist. Auf 30. e3xf4 geschähe nämlich 30… Db2-c3 mit Entfesselung der Dame und tödlichem Doppelangriff.
Glücklicherweise ließ der Gegner diese Möglichkeit aus und setzte stattdessen fort mit 26… Tc8-c7?! und ließ auf 27. Da6-a3 auch noch 27… Tf8-c8?! anstelle des besseren 27… Se4-c5 folgen. Werner setzte danach fort mit 28. Tc1xc7 De5xc7 29. Lf3xe4 d5xe4 30. Tf1-d1! und hatte bereits volle Kompensation für den Bauer, die nach dem klaren Fehler 30… a7-a5?, was den b-Bauer auf verhängnisvolle Weise schwächt, und der Zugfolge 31. Da3-b2+ Kh8-g8 32. Db2-f6! zu einer kräftigen Initiative ausgebaut werden konnte. Schwarz wehrte sich gut und wäre fast in ein unentschiedenes Endspiel entwischt – aber eben nur fast!

Dieser relativ glückliche volle Punkt hätte zum Gesamtsieg reichen sollen, doch Uli Junger (6) wurde zum tragischen Helden: in einem elementar unentschiedenen Turmendspiel mit Minusbauer stellte er völlig unerklärlich einen weiteren Bauer ein und musste den Widerstand bald darauf beenden. So endete dieser dramatische Kampf doch noch mit einem Unentschieden, das keinem Team so richtig weiterhilft. In drei Wochen geht es für den SVE, der derzeit mit 5:5 Punkten im Mittelfeld dümpelt, dann zuhause gegen die langjährigen Rivalen aus Langenau.

Hier noch das Endergebnis in der Übersicht:

Br. SC Weiße Dame Ulm 1 SV Ebersbach 1 4:4
1 Fleischer, Frank Grill, Bernd ½:½
2 Weber, Franz-Josef Rupp, Michael 1:0
3 Portnov, Dmytro Kessler, Dietmar 0:1
4 Berning, Boris Wurmbauer, Nils 0:1
5 Heinrich, Alexander Junger, Werner 0:1
6 Wolf, Rainer Junger, Ulrich 1:0
7 Kill, Matthias Bucher, Uwe 1:0
8 Locher, Klaus Zöller, Manuel ½:½

 

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