Verbandsliga Runde 4: Demonstration der Stärke

Zum letzten Verbandsspiel des Jahres hatte der SVE den Tabellenführer aus Pfullingen zu Gast.

Verbandsliga Süd 2017/18    Runde 4:  SVE   –   SF Pfullingen   5,5:2,5

Die Echaztäler mussten zwar zwei Stammspieler ersetzen, konnten aber an den letzten beiden Brettern mehr als adäquaten Ersatz dafür aufbieten – insofern wäre ein knapper Ausgang durchaus denkbar gewesen.

Dietmar Kessler (rechts) mit 3 Mehrbauern gegen eine Figur auf der Suche nach der Gewinnfortsetzung

Es kam indes ganz anders: wie schon im Vorjahr hatte der SVE das Match jederzeit im Griff und hätte durchaus noch höher gewinnen können. Ein kaum je gefährdetes Remis steuerte Kapitän Bernd Grill (1) bei, der sich sehr solide aufbaute und kein unnötiges Risiko eingehen wollte. Wenig später ging der Gastgeber dann in Führung: Ralf Warthmann (4) spielte eine fulminante Angriffspartie und zertrümmerte die gegnerische Stellung frühzeitig mit einem Springeropfer auf f7. Nachdem Schwarz die Eröffnung ungewohnt nachlässig gespielt hatte, war diese Partie gefühlt nach zwölf Zügen schon entschieden – den weiteren Widerstand hätte sich Schwarz praktisch sparen können. Auch Michael Mehrer (8) bestrafte eine Ungenauigkeit seines Gegners: nach eher verhaltener Eröffnung „vergaß“ Schwarz einen wichtigen Zwischentausch und beließ den gefährlichen Läufer des Anziehenden auf dem Brett, der ihn fortan verfolgen sollte. Trotz zwei, drei verpasster Chancen, die Partie früher zu entscheiden, brannte nie wirklich etwas an – ein verdienter Sieg. Werner Junger (5) konnte mittels Dauerschach seine etwas gefährdete Stellung ins Remis retten, wonach das Match gefühlt schon zu unsern Gunsten entschieden war, da alle anderen Partien (mit Ausnahme von einer) sicherlich nicht schlechter standen aus unserer Sicht. Den nächsten Punkt steuerte Michael Rupp (2) bei, der nach einer unsäglich langen Durststrecke endlich wieder einmal einen ganzen Zähler einstreichen konnte. In einer strategisch komplexen Partie hatte er einfach das bessere Stellungsgefühl und war in den kritischen Momenten wacher. Den Vogel schoss diesmal Uli Junger (6) ab, der sich in Gewinnstellung einzügig mattsetzen ließ. Vorausgegangen waren zwei beiderseitige Fehler: nach einem schlechten Zug konnte Schwarz ein Remis durch Zugwiederholung erzwingen und verschmähte dies zugunsten einer Fortsetzung, die zum Verlust führen sollte. Stattdessen revanchierte sich der Ebersbacher nochmals und verlor vollkommen überflüssigerweise diese Partie. Auch die Gäste verteilten Geschenke: an Brett 7 gelang es dem Pfullinger nicht, die etwas sonderbar anmutende Spielweise von Hartmut Hehn (7) in Frage zu stellen,  bis ein Qualitätsopfer von Schwarz, das objektiv betrachtet eher fragwürdig war, zu einer Stellung führte, in der Weiß die Übersicht verlor und mit einem Fehlzug die unklare Stellung praktisch einstellte. Die Verwertung des Vorteils gelang Hartmut souverän und ohne nennenswerte Probleme. An Brett 3 gab es wieder einmal eine typische Partie von Dietmar Kessler (3) zu bewundern: nach fragwürdiger Eröffnungsstrategie des Anziehenden hätte eine konkretere Spielweise den weißen Aufbau stark in Frage gestellt. So entstand stattdessen eine ordentliche Stellung für Weiß, die nach einem echten Fehlzug von Dietmar noch erheblich besser wurde. In seiner unnachahmlichen Manier glich er jedoch – auch dank gegnerischer Mithilfe – mit einem unglaublichen Springermanöver (b8-a6-c7-e6-g7-h5!) aus. Es enstand bald darauf ein Endspiel mit drei Bauern gegen Leichtfigur, in dem die Siegeschancen ausschließlich bei Schwarz lagen. Leider rettete sich Weiß ins Remis, nachdem beide nicht immer die besten Züge gefunden hatten. Schwamm drüber – auch so fiel der Sieg deutlich und vollkommen verdient aus.

Neuer Tabellenführer sind nun die Schachfreunde Deizisau mit 7 Punkten. Der SVE belegt im Moment Rang 2 vor den punktgleichen Pfullingern, die eine erheblich schlechtere Bilanz an Brettpunkten aufweisen. Ebenfalls noch gut im Rennen ist der bislang erstaunlich stark auftrumpfende Aufsteiger aus Tettnang mit 5 Punkten. Der SVE kann mit der bisherigen Saison trotz der ärgerlichen Niederlage gegen Reutlingen bisher vollauf zufrieden sein. Der erste Gegner im neuen Jahr wird Nürtingen sein, wo am 14. Januar auswärts wieder eine hohe Hürde auf uns wartet.

[Hinweis 04.12. 18:30: die Partien sind nun nach Login für Vereinsmitglieder wie immer gepostet und online nachspiel- oder downloadbar unter „Partien – Analysen“. Eine kommentierte Fassung sowie ein frei zugänglicher Artikel für die allgemeine Öffentlichkeit sollen binnen der nächsten Tage folgen; Mi.Rupp]

[Aktualisierung 05.12. 21:55: an zuvor genannter Stelle angehängt nun eine von mir analysierte Fassung aller acht Partien für Vereinsmitglieder; Mi.Rupp]

 

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