Verbandsliga Runde 6: Dem Aufsteiger die Grenzen aufgezeigt

Verbandsliga 2017/18   Runde 6:

SC Tettnang   –   SVE   1,5 : 6,5

Premiere für den SVE: erstmalig (zumindest soweit sich der Berichterstatter erinnern kann) ging es Richtung Bodensee nach Tettnang, wo uns der bislang keck aufspielende Meister der letztjährigen Landesliga Oberschwaben – ein für uns unbeschriebenes Blatt – empfing. Nach überraschend gut verlaufener Anreise ohne Wetterkapriolen oder Staus waren wir gespannt auf das heutige Abschneiden, musste unser Team doch krankheitsbedingt gleich zwei Stammspieler ersetzen. Der Überraschungsdritte der aktuellen Tabelle war für uns schwer einzuschätzen, doch auch die Gastgeber mussten den Ausfall zweier Stammkräfte hinnehmen.

Trotzdem machte unser Team, das sich momentan in bestechender Verfassung befindet, da weiter, wo es gegen Nürtingen aufgehört hatte, zumal auch die Ersatzspieler keineswegs enttäuschten. Eine erste Punkteteilung gab es am Brett von Michael Mehrer (6): in nicht sonderlich aufregender Stellung akzeptierte der Gegner den angebotenen Friedensschluss. Wenig später gab es ein weiteres Remis am Brett von Nikola Karacic (7), der aus einer vorteilhaft anmutenden strategischen Stellung leider nicht viel herauszuholen vermochte und sich bald ebenfalls mit einem halben Zähler begnügte. In der Partie von Uwe Bucher (8) passierten recht sonderbare Dinge: nach wenig souveräner Eröffnungsbehandlung hatte Uwe die deutlich schlechtere Stellung, hielt aber den Laden irgendwie zusammen. Plötzlich ergab sich jedoch durch das ungenaue Spiel des Gegners die Gelegenheit zu einer selten schönen Kombination, die in ein leicht gewonnenes Endspiel mündete. „Uns Uwe“ ist ja bekannt dafür, dass er ganz gerne mal Remis spielt, aber diese Chance ließ er sich nicht nehmen!

Kapitän Bernd Grill (1) übersah trotz langer Berechnung ausgangs der Eröffnung einen recht einfachen Konter des Gegners und musste fortan verzweifelt spärliche Kompensation für einen Minusbauer finden. Ein recht frühes Remisangebot seinerseits wurde abgelehnt, doch die gar nicht so einfach zu führende Verteidigung kostete den Gegner ebenfalls viel Zeit, so dass dieser fünf Züge später seinerseits doch lieber die Reißlinie zog und selbst die Punkteteilung offerierte, die auch angenommen wurde. Ralf Warthmann (4) unterstrich seine glänzende Form erneut und schlug, sobald sich die erste Chance dazu ergab, gleich wieder zu. In einer scharfen Stellung hatte der Gegner eine Riposte von Ralf nicht genügend gewürdigt und sah sich fortan nicht in der Lage, die schlechtere Stellung noch zu halten. Dietmar Kessler (3) hatte wie schon vor drei Wochen zunächst spürbaren Vorteil, ließ den Gegner aber wieder in die Partie zurück. Glücklicherweise erwies sich Dietmar diesmal als der Spieler, der die folgenden Verwicklungen genauer berechnete und dennoch verdient gewann. Am ehesten kritisch stand Michael Rupp (2), der sich eines heftigen gegnerischen Angriffs zu erwehren hatte. In einer bestimmten Stellung traf der Gegner in Zeitnot eine Entscheidung, die sich vermutlich als suboptimal erwies. Bei besserem Spiel wäre die schwarze Stellung wenig beneidenswert gewesen – so hingegen konnte Michael die Damen tauschen, den Angriff abschlagen und seinen strukturellen Vorteil allmählich ausbeuten und siegen. Werner Junger (5) spielte zwar fast genauso lang, hatte den Gegner aber dagegen stets gut im Griff. Sein Angriff erwies sich bei entgegengesetzten Rochaden als der wesentlich schnellere und effektivere. Kurz vor der Zeitkontrolle war der schwarze Monarch bereits seines gesamten Bauernschutzes beraubt und fiel dem weißen Wirbelwind rasch zum Opfer – die Partie des Tages. Insgesamt leisteten die Gastgeber zu wenig Widerstand, um unser Team ernsthaft zu gefährden – daher auch das erneut deutliche Ergebnis.

Von den bislang ausgetragenen 48 Partien in dieser Saison hat der SVE bislang erst vier (!) verloren. Logische Konsequenz ist eine Brettpunktzahl, die sich wahrlich sehen lassen kann (34,5). Da unser letzter Gegner aus Nürtingen sich offenbar berappeln und unserem Konkurrenten aus Deizisau ein 4:4 abtrotzen konnte, grüßt der SVE nun als Tabellenführer. Dass die anderen Teams außer Deizisau in das Aufstiegsrennen eingreifen können ist zwar noch möglich, aber doch eher unwahrscheinlich.

Somit kommt es am 4. März zum vermutlich vorentscheidenden Showdown gegen die punktgleichen Gäste aus Deizisau. Dem Sieger dieses Matches steht das Tor zur Oberliga weit offen – im Falle eines 4:4 behielte der SVE angesichts des großen Vorsprungs an Brettpunkten weiterhin die Favoritenrolle, müsste aber gegen die letzten beiden Gegner aus Dornstetten-Pfalzgrafenweiler und Langenau punkten. Zuschauer sind natürlich wie immer willkommen – und wer würde sich dieses Match entgehen lassen wollen?!

 

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