Verdiente Niederlage gegen starke Gäste

Beitragsbild: Bernd Grill verbuchte mit Schwarz ein (fast) stressfreies Remis am Spitzenbrett

Verbandsliga Süd 2023/24   Runde 6:
SVE   –   SV Nürtingen   3:5

Den mutmaßlich stärksten Gegner der Saison erwartete die Erste des SVE zur 6. Runde der Verbandsliga. Dass die Gäste bislang so formschwach aufgetreten waren und tabellarisch deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben, machte sie nur noch gefährlicher: ein weiteres Abrutschen in der Tabelle sollte mit einem Sieg gegen unser Team unbedingt verhindert werden, weshalb beide Mannschaften in Bestbesetzung antraten.

Zu Beginn sah es noch nach einer relativ unklaren Angelegenheit aus, da sich im Großen und Ganzen die schlechten und guten Stellungen in etwa die Waage hielten. Daran änderte sich zunächst nichts, denn am Spitzenbrett erreichte Bernd Grill (1) mit Schwarz gegen einen starken Gegner mühelos eine ausgeglichene Stellung und sicherte sich ein frühzeitiges Remis, das allerdings durch ein seinerseits ausgeschlagenes Remisangebot zwischenzeitlich kurz gefährdet war. Michael Mehrer (7) musste sich dagegen eher glücklich schätzen, dass er für seine recht ungenau behandelte Eröffnung nicht bestraft wurde und trotz eines Minusbauern für spärliche Kompensation die Punkteteilung erreichte. Hartmut Hehn (8) dagegen spielte eine Partie mit dem Prädikat „à la Carlsen“: nach einer völlig harmlosen Eröffnung häufte er dank des planlosen gegnerischen Spiels immer mehr kleine Vorteile an und gewann dank der überlegenen Spielstärke souverän und ungefährdet. Das war es dann aber auch mit der Herrlichkeit, denn an keinem einzigen weiteren Brett sah es zu diesem Zeitpunkt noch besonders vielversprechend aus: trotz des starken Gegners experimentierte Werner Junger (5) mit einer ihm praktisch unbekannten Eröffnung herum und wurde gnadenlos vom groß auftrumpfenden Gegner ohne den Hauch einer Chance überspielt. Dazu gesellte sich eine weitere, aber diesmal überflüssige Niederlage von Uli Junger (6), dem gleich zwei fatale Entscheidungen zum Verhängnis wurden: der erste Fehler machte aus einer klar guten Stellung eine ausgeglichene, während der zweite Lapsus auf einem Rechenfehler beruhte, der ihn umgehend die Partie kostete. Die spannendste Partie des Tages mit einem ganz und gar ungewöhnlichen Scharmützel spielte Dietmar Kessler (3), der nun wirklich nicht für schneidend scharfe Duelle bekannt ist:

In dieser Stellung plante Dietmar zurecht ein kompliziertes Opfer, fand aber leider nicht die beste Umsetzung, die in 21… Sa4-c3!! bestanden hätte. Nach etwa 22. Tc1xc3?, was zunächst wie eine Widerlegung aussieht, folgt das unerwartete 22… Da7-b6!!, was vorübergehend eine ganze Figur opfert, aber Weiß mit lauter hängenden Steinen auf c3, c6 und indirekt auch d3 zurücklässt, wenn der Turm wegzieht. Schwarz stünde in dieser Variante fast schon auf Gewinn. Klar besser ist daher 22. Sc6xa7 Lg7-d4+ 23. Kg1-f1 Sc3xd1, aber nach 24. Te1xd1 Ld4xc5 25. Sa7xc8 Ta8xc8 26. Ld3xf5 g6xf5 kann nur Schwarz auf Sieg spielen.

Es geschah stattdessen das kaum weniger spektakuläre, aber objektiv leider schwächere 21… Sa4xc5!?, wonach trotz der irren Verwicklungen in Form von 22. Sc6xa7 Sc5xd3 23. Tc1xc8 Ta8xc8 24. Sa7xc8 eine praktisch ausgeglichene Stellung nach 24… Td8xc8 entsteht. Allerdings hätte Schwarz mit dem scharfsinnigen 24… Sd3xe1 25. Dd1xe1 b4-b3!! immer noch Gewinnversuche unternehmen können, zum Beispiel: 26. g2-g4?! b3-b2 27. g4xf5 Td8xd2! oder 26. Ld2-c3 Td8xc8 27. Lc3xg7 Sf5xg7, obwohl ein Remis das wahrscheinlichste Ergebnis bleibt.

Stattdessen wurde Dietmar in den anschließenden Komplikationen klar überspielt und konnte nur dank eines groben gegnerischen Schnitzers die Partie doch noch ins Remis retten. Nils Wurmbauer (4) kam aus der Eröffnung mit einer ordentlichen Stellung, verstand aber die strategischen Besonderheiten nicht so gut wie der Gegner und wurde letztlich ein Opfer überlegener gegnerischer Spielstärke und Erfahrung. Damit war der Kampf de facto entschieden, weshalb Michael Rupp (2) das dritte Remisangebot des Gegners annahm, nachdem er die Stonewall-Bastionen des Gegners nicht hatte stürmen können. Zuvor hatte er zwei Gelegenheiten ausgelassen, die wohl etwas versprochen hätten, aber am Gesamtergebnis hätte selbst ein Sieg bekanntlich nichts mehr geändert.

Michael Rupp mühte sich redlich, vermochte die soliden Verteidigungsbastionen
des Gegners aber nicht erfolgreich zu erschüttern

Hier das Endergebnis in der Übersicht:

Br. SV Ebersbach 1 SV Nürtingen 1 3:5
1 Grill, Bernd Mehne, Claudius ½:½
2 Rupp, Michael Weigand, Bernhard ½:½
3 Kessler, Dietmar Mareck, Sascha ½:½
4 Wurmbauer, Nils Aring, Gerd 0:1
5 Junger, Werner Schwarz, Arnd-Rüdiger 0:1
6 Junger, Ulrich Templin, Klaus Dieter 0:1
7 Mehrer, Michael Hanak, Thomas ½:½
8 Hehn, Hartmut Rohr, Andreas 1:0

Man muss er klar benennen, dass die Gäste vom Neckar an diesem Tag die deutlich bessere Leistung abrufen konnten und unterm Strich eine verdiente Niederlage für unser Team stand. Die letztlich zu leicht verloren gegangenen Punkte an den mittleren Brettern entschieden den Kampf zugunsten der Gäste, die sich kaum eine Blöße gaben und die sich ihnen bietenden Chancen insgesamt gut nutzten. Diese Niederlage wirft den SVE auf Rang 3 der Tabelle zurück, aber an der Spitze bleibt es sehr eng, zumal auch Tabellenführer Wernau nur zu einem Unentschieden gegen die Gäste aus Ulm kam. Als nächster Gegner wartet der Tabellenvorletzte aus Rangendingen auf den SVE. Dann tritt man auswärts am 25. Februar an. Zwei Tage zuvor geht es im Finale des Bezirks-Viererpokals zuhause gegen die Zweite von Bebenhausen, wo der Einzug ins württembergische Turnier auf dem Spiel steht. Spielbeginn ist um 19 Uhr.

Nachzutragen ist noch, dass sich Favorit Bernd Grill den Sieg beim Februar-Monatsblitz holte. Er gewann mit makellosen 7 aus 7, obwohl ihm das Los gegen die drei stärksten Gegner jeweils die schwarzen Steine bescherte. Er leistete sich nur einen nennenswerten Patzer (der folgenlos blieb) und dominierte das Geschehen. Die Verfolger Werner Junger, Nils Wurmbauer und Nikola Karacic holten jeweils 5 Zähler.

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