In Simultanvorstellungen steigt wegen der verkürzten Bedenkzeit für den Meister die Wahrscheinlichkeit von Fehlern schnell an – so geschah es auch im nächsten Beispiel.
Torre Repetto – Parker, Simultanvorstellung, New York 1924
Weiß am Zug
Der mexikanische Meister Carlos Torre Repetto sollte sich ein Jahr nach dieser Partie unsterblich machen, als er beim Turnier in Moskau 1925 gegen Exweltmeister Dr. Emanuel Lasker mit Hilfe eines Damenopfers die Mutter aller Zwickmühlen aufs Brett zauberte und triumphal siegte.
In dieser Partie war ihm die Schachgöttin Caissa weniger wohlgesonnen, denn er gab diese Stellung auf. Offenbar fand Weiß keinen Weg, das verheerende Turmschach auf c1 zu verhindern. Stattdessen hätte der Anziehende den Spieß umdrehen und sogar gewinnen können.
Was hatte der mexikanische Meister übersehen?
============================= LÖSUNG ============================
Mit 1. Te6-d6!! hätte Weiß den gegnerischen Turm auf d8 überlasten und gleichzeitig das tödliche Schach auf c1 verhindern können, da nun einfach der schwarze Freibauer hinge. Nach 1… Td8xd6 (oder
1… c7xd6 2. f6-f7 mit leichtem Gewinn) 2. g7-g8=D+ Kc8-d7 3. Dg8-f7+ kann Weiß immer die neu entstandene Dame gegen einen der feindlichen Türme mit sehr leichtem Gewinn opfern, zum Beispiel: 3… Kd7-c6 4. Df7-e8+ Kc6-b6 5. De8-e3! Kb6-c6 (es drohte stark 6. b2-b4) 6. De3xc5+! Kc6xc5
7. f6-f7 Td6-f6 8. f7-f8=D Tf6xf8 9. Lh6xf8 mit weißer Mehrfigur.