Das Kandidatenturnier in Zürich 1953 gehört zu den bedeutendsten Turnieren der Schachgeschichte. Aus dem erlesenen Teilnehmerfeld wurde ein Turniersieger ermittelt, der das Recht erhielt, im Jahr darauf Weltmeister Mikhail Botwinnik um die Schachkrone herauszufordern. Das Turnier geriet zu einer Sternstunde für Vasily Smyslov, der mit 18 Punkten aus 28 Partien überlegen siegte und mit zwei Punkten Vorsprung vor einem punktgleichen Trio (David Bronstein, Samuel Reshevsky und Paul Keres) triumphierte. In dieser Partie aus der 11. Runde hätten die Weichen für den weiteren Verlauf des Turniers allerdings auch anders gestellt werden können.
Smyslov – Bronstein, Zürich 1953
Schwarz am Zug
Der künftige Weltmeister Vasily Smyslov (1957 – 1958) hatte hier soeben anstelle des recht offensichtlichen 1. Sh4-f3 das arglose 1. e2-e4?? gewählt.
In dieser komplizierten Stellung hat Weiß momentan eine Figur für zwei Bauern. David Bronstein setzte hier erwartungsgemäß mit 1… Sg4xf2? fort, womit er sich einen dritten Bauer und ordentliches Spiel für die Minusfigur sicherte – die Partie endete nach 40 Zügen remis. Smyslovs letzten Zug hätte Bronstein allerdings gebührend bestrafen können …
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Beide Spieler schienen ahnungslos zu sein, dass das unerwartete 1… Le7-a3!! dem Nachziehenden sofort gewinnbringenden Vorteil gesichert hätte. Nach 2. Dd1xg4 La3xb2 3. Sb1-a3 Lb2xa3 hätte Weiß einfach eine Figur weniger, doch auch 2. Lb2xa3 Dd8xh4 3. Tf1-e1 Dh4xf2+ 4. Kg1-h1 Df2-h4+ ist für Schwarz gewonnen, wenn er den richtigen Plan findet: 5. Kh1-g1 Dh4-h2+ 6. Kg1-f1 Sd7-e5! 7. La3xf8 Ta8xf8 ist entscheidend, da das für Weiß verheerende 8… f7-f5 mit fataler Öffnung der exponierten f-Linie nicht zu verhindern ist.
Wer weiß, welchen Verlauf das Turnier genommen hätte, wenn Bronstein diese Partie gewonnen hätte?! Auf jeden Fall erwies sich Smyslov 1954 als würdiger Herausforderer für Botwinnik, denn das Match um den WM-Thron endete nach 24 Partien bekanntlich unentschieden – worauf Botwinnik den Titel behielt.