Seniorenmeisterschaft und Viererpokal im Doppelpack erfolgreich bestritten

Das gab es auch noch nie in der nunmehr 76-jährigen Vereinsgeschichte, dass zwei Mannschaftskämpfe in zwei verschiedenen Turnieren am selben Tag ausgetragen wurden: zuerst ging es morgens bei der Seniorenmannschaftsmeisterschaft gegen Ludwigsburg zur Sache, und anschließend kreuzte man nachmittags die Klingen mit Pfullingen um den Einzug ins Finale des Bezirkspokals. Außerdem wurde an zwei verschiedenen Orten gespielt: da unser Spiellokal morgens nicht zur Verfügung stand, wich man notgedrungen auf den Mühlradsaal in der Seniorenwohnanlage aus, was zugegebenermaßen nicht die schlechteste Alternative darstellte. Mittags ging es dann wieder am gewohnten Ort zur Sache.

Unser Seniorenteam Ü50 bekam es mit den Gästen aus Ludwigsburg zu tun, die sich als der erwartet schwere Gegner erwiesen. Obwohl diese nur zu dritt angetreten waren (Uli Junger siegte an Brett 2 somit kampflos), musste hart um das Unentschieden gekämpft werden. Hartmut Hehn (3) geriet frühzeitig in eine passive Stellung und konnte dem gegnerischen Plan, die Stellung ungehindert zu verstärken und letztlich einen gewinnbringenden Bauernhebel nach angemessener Vorbereitung durchzudrücken, nichts entgegensetzen und verlor. Am Spitzenbrett erhielt Werner Junger (1) dagegen mit Schwarz eine ordentliche Stellung, vermochte aber leider nicht, diese zum Gewinn zu verdichten, so dass unterm Strich die Punkteteilung stand.

Werner Junger mühte sich redlich,
konnte aber die Punkteteilung letztlich nicht vermeiden

Eine unerwartete Wendung nahm dagegen die Partie von Uwe Bucher (4), der aus einer passiven Stellung heraus von einem gegnerischen Fehler profitierte und so doch noch ins Remis abwickeln konnte. Trotz des Vorsprungs zu Beginn war dies alles in allem ein eher schmeichelhaftes Remis, aber die kämpferische Leistung wurde eben doch belohnt. Mit 3:1 Mannschaftspunkten spielt der SVE in diesem Turnierformat also weiterhin oben mit.

Hier das Endergebnis in der Übersicht:

Br. SV Ebersbach 1 SG Ludwigsburg 1 2:2
1 Junger, Werner Vaysberg, Alexander ½:½
2 Junger, Ulrich Jerie, Sven +:-
3 Hehn, Hartmut Schaffert, Walter 0:1
4 Bucher, Uwe Kolb, Wolfgang ½:½

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Wichtiger in sportlicher Hinsicht war aber wohl das Turnier nachmittags, da mit einem weiteren Gewinn nach dem überraschenden Auftaktsieg in Bebenhausen bereits das Finale des Bezirkspokals erreicht wäre. Allerdings war unserem Team gleichwohl klar, dass die in der Oberliga spielenden Gäste aus Pfullingen auch ohne ihr bestes Aufgebot kein leichtgewichtiger Kontrahent sein würden.

Zu Beginn konnte man noch nicht ahnen, dass Nils die
bislang wohl
beste Partie seines Lebens spielen sollte 

Der Kampf ließ sich überhaupt nicht gut an, denn Uli Junger (4) geriet in eine strategisch minderwertige Stellung und musste schon bald ohne allzu großen Kampf die Segel streichen – eine schwere Hypothek, aber zumindest die beiden Weißpartien machten Hoffnung, da unsere Spieler hier das Geschehen diktierten. Held des Tages war einmal mehr Nils Wurmbauer (2), der vielleicht die bisher stärkste Partie seines Lebens spielte. Er dominierte die Partie gegen den wesentlich stärker eingeschätzten Gegner und spielte diesen nach allen Regeln der Kunst an die Wand. Die riskante Strategie des Gegners, auf Kosten von Schwächungen und Entwicklungsrückstand das gegnerische Läuferpaar zu halbieren, erwies sich rasch als Bumerang. In der folgenden Stellung bewies Nils sein gewachsenes Spielverständnis:

Hier ließ sich Nils nicht dazu verleiten, auf c6 zu nehmen, sondern spielte stattdessen 18. Th1-g1 und setzte nach 18… Tg8xg1 19. Td1xg1 Lc8-e6 (sofort verlieren würde 19… a6xb5? wegen 20. Tg1-g8+ gefolgt von dem Damenzug nach h8 und einem Springerzug nach d5) mit 20. Tg1-g8+ Lg7-f8 fort.

An dieser Stelle zeigt der gnadenlose Computer an, dass 21. Sc3-d5!! die Partie sofort beendet hätte, aber verständlicherweise vermied Nils das Geflecht an komplizierten Varianten nach 21… f7-f6!? 22. Tg8-h8! oder 21… Le6xd5 22. e4xd5, selbst wenn diese gewinnbringend waren.
Die einzige Ungenauigkeit leistete er sich hier also mit dem optisch beeindruckenden 21. Dd4-h8?!, aber für signifikanten Vorteil reichte es natürlich immer noch – zumal die Frage erlaubt sei, wann man schon mal zwei Schwerfiguren auf der gegnerischen Grundreihe nach 21 Zügen hat, wenn der Kontrahent noch nicht mal rochiert hat?! Nach 21… Dd8-e7 22. Lb5xc6+ b7xc6 sackte Nils kurzerhand einen Bauer mit dem materialistischen 23. Dh8xh5 ein und behielt mühelos die Oberhand, da Schwarz weiterhin elend steht. Die ermüdende Verteidigung kostete Schwarz zudem viel Kraft, so dass er schon bald nach einem weiteren Fehler die Segel streichen musste. Ein beeindruckender Wirbelwind unseres Youngsters!

Werner Junger (3) erlangte aus der Eröffnung heraus eine strategisch klar vorteilhafte Stellung, ließ aber bei der Verdichtung des Vorteils die notwendige Akkuratesse vermissen und musste Gegenspiel zulassen, das fast noch für ein gegnerisches Remis ausgereicht hätte. Dennoch gelang es ihm (auch dank gegnerischer Mithilfe) den Vorteil doch zum Gewinn zu verdichten, so dass zumindest einmal das Unentschieden fürs Team gesichert war. Somit hing alles am Spitzenbrett, wo der derzeit formschwache Bernd Grill (1) mit Schwarz gegen nominell unterlegene Konkurrenz an die Verteidigung einer Bauernschwäche gebunden war und kritisch stand. Dabei verteidigte er sich recht gut, doch einmal hätte Weiß mit einer zu schwer zu findenden Idee klaren Vorteil erlangen können – und stellte stattdessen, knapp an Bedenkzeit, einen Bauer ein. Die Partie hätte dennoch remis enden sollen, da die Verwertung des Mehrbauern alles andere als leicht gewesen wäre. Danach erlaubte sich Weiß auch noch einen Verlustzug, der ungesühnt blieb – und anschließend leistete sich Schwarz einen Fehlzug, der zum Glück ebenfalls nicht bestraft wurde. Der Höhepunkt der Komödie an Fehlern bestand dann darin, dass Weiß in nur minimal schlechterer und keineswegs komplexer Stellung die Bedenkzeit überschritt – ohne Worte! So fand dieser wechselhaft verlaufene Kampf also ein unerwartet glückliches Ende.

Hier noch das Endergebnis in der Übersicht:

Br. SV Ebersbach 1 SF Pfullingen 1 3:1
1 Grill, Bernd Finke, Dominik 1:0
2 Wurmbauer, Nils Altenhof, Martin 1:0
3 Junger, Werner Nagelsdiek, Michael 1:0
4 Junger, Ulrich Güss, Cornel-Andreas 0:1

Alles in allem entschied eine gewisse Portion Glück (speziell am Spitzenbrett) über den Ausgang des Kampfes, mit dem wir das Finalticket lösen konnten. Dort erwartet uns die Zweite von Bebenhausen, die sich gegen unseren Angstgegner Neckartenzlingen im anderen Halbfinale durchsetzen konnte. Diese wird sich mit Sicherheit als ein ernstzunehmender Gegner erweisen. Der Termin steht noch nicht fest, aber gemäß den Regularien hat der SVE erneut ein Heimspiel.

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