Hmm … wo soll der Berichterstatter denn da nun am besten anfangen? Vielleicht dann doch erst mal mit dem Erfreulichen …
… So haben unsere beiden Jüngeren im B-Turnier ihre Favoritenrolle erfolgreich ausfüllen und entsprechend ihre Partien für sich entscheiden können! Nils konnte schon in der Eröffnung einen kleinen Clou landen, indem er für seinen Mut, nach dem Muster des „Gebratenen-Leber-Angriffs“ (bzw. „fried liver attack“ – tatsächlich keine skurrile Eigenwortschöpfung eines womöglich zu früherer Stunde bereits angeheiterten Berichterstatters) mutig in der Manier eines Pferdemetzgers seinen Springer mit 7.Sg5xf7! zu opfern [DIA li.] belohnt wurde, denn seine tatsächlich noch um rund ein Jahr jüngere Kontrahentin bekam dann offenbar etwas kalte Füße, ihren Springer nach 8.Df3+ [DIA re.] partout mit 8…Ke6 verteidigen zu wollen, was aber eben die kritische Fortsetzung gewesen wäre. Stattdessen wählte sie 8…Ke8?, wonach die ganze Angelegenheit nach 9.Lxd5 mit Mehrbauer und besserer Stellung für unseren Nachwuchsschächer bereits einigermaßen geregelt war. Dennoch musste Nils noch lange arbeiten, denn das junge Fräulein ließ in der Folge durchaus aufblitzen, dass es wohl nicht ganz von ungefähr kam, dass sie in der Runde zuvor einen voll ausgewachsenen 1200er zur Strecke zu bringen vermochte. Im 54. Zug hatte es Nils dann aber doch geschafft, die Kontrahentin davon zu überzeugen, dass weiterer erbitterter Widerstand nunmehr sicherlich zwecklos sein würde.
Auch Manuel konnte seine Partie letztlich sicher nach Hause fahren, auch wenn er zwischendurch mal etwas den Faden verloren hatte, was der Gegner dann aber auch mangels Klasse nicht zu nutzen vermochte. Letztlich zeigte sich dann doch klar, dass nicht der glücklichere, sondern schon auch eindeutig der bessere Spieler gewonnen hatte.
Deutlich weniger Fortune hatte da unser „Paradepferd“ im A-Turnier; die den Rundenbericht titulierende Schlagzeile kann dabei tatsächlich durchaus wortwörtlich genommen werden, wie gleich noch zu zeigen sind wird (zumal das zu beschreiben dem Berichterstatter wohl durchaus nicht so ganz einfach von der Hand bzw. deren Finger gehen würde) …
[Event "Augsburger Friedensfest-Open"]
[Site "?"]
[Date "2017.08.04"]
[Round "3"]
[White "Romfeld, Michael"]
[Black "Grill, Bernd"]
[Result "1-0"]
[ECO "A01"]
[Annotator "Mi. Rupp"]
[PlyCount "75"]
1. b3 {Wie bereits im Rundenbericht erwähnt, kam es erst im Vorjahr zum
selben Duell mit derselben Farbverteilung! Da versuchte es der Kontrahent noch
eher konventionell mit 1.e4. Offenbar hatte der da den Eindruck gewonnen, dass
er es vielleicht doch besser mal mit einer Offbeat-Spielweise versuchen sollte
...} d5 2. Bb2 Bf5 3. e3 e6 4. Ne2 $5 {das wurde offenbar erst zweimal
irgendwo offiziell gespielt (und dabei befinden wir uns erst im vierten Zug!)}
Nf6 5. Ng3 Bg6 6. d4 $146 {kann DAS wirklich das Gelbe vom Ei sein? ^^} (6. Be2
{spielte mal ein Spieler mit IM-Stärke}) 6... Bd6 7. Nd2 Nbd7 8. Be2 h5 $1 {
den möchte auch meine Engine sehen} 9. O-O (9. h4 {sah anbetrachts der Option,
mal sofort oder wahrscheinlich besser erst später mal ...Lxg3 folgen zu
lassen, wohl nicht ganz unverständlich offenbar auch nicht attraktiver für
den Gegner aus}) {Damit haben wir posthum betrachtet wohl tatsächlich bereits
den Schlüsselmoment der ganzen Partie erreicht. Eigentlich sollte Bernd bis
dato doch ziemlich gut aus den Startlöchern gekommen sein und entsprechend
auf einem guten Weg befindlich, dem Gegner die sicherlich gewünschte
Revanchenahme zu vermasseln. Für den Berichterstatter ist es nun nicht so
ganz einfach nachzuvollziehen, wie Bernd nun auf die folgende Idee kommen
konnte ...} 9... Ng4 $2 {um mal bei der gewählten Analogie zu bleiben,
scheint dem Berichterstatter diesen Rappen wohl doch etwas der Hafer gestochen
zu haben ^^ ...} ({Die Engine präferiert hier deutlich, stattdessen den
gegnerischen Schimmel mittels} 9... h4 $17 {in die hinterste Ecke seines
Stalls zu treiben und konstatiert dann für Bernd eine runde Bauerneinheit
Vorteil. Der Berichterstatter muss da vermuten, dass Bernd dabei irgendwie
missfallen haben muss, dass er damit nicht zur offenbar ersehnten Öffnung der
Stellung gegen den gegnerischen König kommt}) 10. Bxg4 {der Gegner dürfte da
nicht lange überlegt haben, denn andere gute Züge gab es nicht} hxg4 11. Qxg4
{ganz offenbar hatte sich Bernd von der nun in der Tat geöffneten h-Linie
für seinen Turm hier einiges versprochen} Bxc2 $6 {Wirklich dafür Zeit
aufwenden? Schließlich gewinnt das ja nicht einmal einen Bauern ...} ({Auch
wenn die Engine des Berichterstatters auch keine klare Meinung zu haben
scheint, wäre es wohl gesünder gewesen, es hier vielleicht mit} 11... Qf6 $44
{zu versuchen, um dann nach beispielsweise} 12. Rac1 {mit} O-O-O $44 {schnell
zu freierer Hand am Königsflügel zu kommen, wobei freilich auch hier die
Erfolgsaussichten der ganzen Angelegenheit eher recht unklar bleiben dürften})
12. Qxg7 Rh7 {wahrscheinlich hatte sich Bernd auf diesen Gegenangriff
verlassen, doch die gegnerische Dame kann letztlich doch etwas Unordnung in
die gegnerische Koordination bringen ...} 13. Qg8+ Bf8 {dass man so ein Stück
weit wieder den Rückwärtsgang einschalten muss, deutet wohl doch schon etwas
darauf hin, dass das ganze schwarze Spiel davor wohl doch einigermaßen
zweifelhaft gewesen sein dürfte} (13... Ke7 $5 14. Qxd8+ Rxd8 $44 {zieht
meine Engine ein bisschen vor, aber dem Berichterstatter jedenfalls würde
ebenfalls missfallen, mit einem Minusbauern die Damen zu tauchen. Auf Basis
seines Läuferpaars und besseren Entwicklung könnte er hier jedoch wohl
dennoch auf gerade so ausreichende Kompensation hoffen}) 14. Qg4 $14 Bd3 15.
Rfe1 Qh4 $2 {Dem Berichterstatter und auch dessen Engine zumindest bleibt
einigermaßen unverständlich, dass Bernd hier so Damentausch anbot ...} (15...
Bb4) 16. Qxh4 Rxh4 17. Nf3 Rh6 18. Rad1 {Weiß kann sich nun zügig entwickeln,
wie zu sehen ist ...} Ba6 19. e4 $1 {...und ist nun selbst an
Stellungsöffnung interessiert} Bb4 {andere Züge waren letztlich allenfalls
marginal besser} 20. Bc1 $1 $16 Rg6 21. Bd2 {nun kommt Schwarz wegen der
gleichzeitigen Drohung exd5 nicht umhin, sich auch noch von seinem Läuferpaar
zu verabschieden ...} Bxd2 (21... dxe4 22. Nxe4) 22. Rxd2 {... womit nun auch
der letzte Quell erhoffter Kompensation wohl versiegt sein dürfte. Die Engine
weißt hier schon knapp über eineinhalb Bauerneinheiten Vorteil und
entsprechend bereits "+-" aus. Bernd versuchte natürlich weiterhin, gegen den
Stellungstrend anzukämpfen, was ihm jedoch nicht zuletzt wegen des auch
ziemlich ordentlichen Spiel des Gegners nicht mehr gelang ...} dxe4 23. Nxe4
O-O-O 24. h4 $1 Bb5 25. Neg5 Bc6 26. Re3 Rdg8 27. g3 f5 {[%cal Gf5f4]} 28. Rde2
$1 f4 29. gxf4 $6 {wohl doch eine ernstere Ungenauigkeit ...} (29. Rxe6) 29...
Nb6 $2 {...die damit ungenutzt bleibt} (29... Rf6 $1 {hätte Bernd versuchen
sollen; hier schrumpft die Stellungsbewertung der Engine auf knapp unter eine
Bauerneinheit weißen Vorteil}) 30. Ne5 $1 $18 {nun sind es dagegen nach
Einschätzung der Engine fast zweieinhalb Bauerneinheiten Vorteil, von denen
der Gegner nun auch nichts mehr hergab ...} Rf6 31. Nxc6 bxc6 32. Rxe6 Rxf4 33.
Re8+ Rxe8 34. Rxe8+ Kd7 35. Re4 $1 Rf5 36. Kg2 Nd5 37. Kg3 Nf6 $6 38. Re5 {
Bernd sah nun ein, dass weiterer Widerstand zwecklos ist und gab völlig
zurecht auf. Sicherlich eine recht bittere Pille für Bernd, dem Gegner
nach dessen doch etwas fragwürdiger Eröffnungsbehandlung so letztlich eine
gelungene Revanche ermöglicht zu haben} 1-0