Husarenstück am Neckar

Beitragsbild: Werner Junger und Nils Wurmbauer holten gegen starke Gegner zwei wertvolle Remisen und trugen damit maßgeblich zur Überraschung bei.

 

Viererpokal Neckar-Fils 2023/24   Viertelfinale:
SK Bebenhausen 1   –   SVE   2:2 (4:6)

In den letzten Jahren hatte entweder die dünne Spielerdecke eine Teilnahme am Viererpokal erst gar nicht ermöglicht oder das frühzeitige Ausscheiden hatte stets dafür gesorgt, dass dieses Thema zu einer Angelegenheit wurde, die keine besondere Erwähnung in der Vereinschronik verdiente. Ewig lange ist es her, dass der SVE im Januar 2007 sensationell das Achtelfinale des Deutschen Pokalwettbewerbs erreichte und erst mit 0,5:3,5 gegen den amtierenden Deutschen Meister, die SG Baden-Oos, ausschied.

Die aktuelle Auslosung löste keine Jubelstürme beim SVE aus: dass die beiden Mitfavoriten gleich in der ersten Runde aufeinandertreffen würden – noch dazu an einem nasskalten Abend in Tübingen – war mal wieder ein typischer Beweis für klassisches Lospech und ein ziemlich sicheres Indiz für ein erneut frühes Ausscheiden aus dem Turnier. Natürlich würde Bebenhausens Erste, ein Topteam der Oberliga, als haushoher Favorit ins Rennen gehen. Bei der Ankunft stellten wir zwar fest, dass die Gastgeber nicht die stärkstmögliche Aufstellung aufgeboten hatten, aber dennoch betrug der Punkteschnitt pro Brett etwa satte 150 Punkte Unterschied zugunsten der Gastgeber – eine schwere Hypothek für den SVE, der mit Bernd Grill, Werner Junger, Hartmut Hehn und Nils Wurmbauer angetreten war, um eine Herkulesaufgabe zu bewältigen.

Schnell entwickelte sich überraschend ein Kampf an allen Brettern – es war praktisch überall etwas geboten. Nachdem er in der Verbandsliga zuletzt dreimal in Folge als Letzter spielte, beendete zur Abwechslung unser Spitzenspieler Bernd Grill (1) seine Partie diesmal als Erster. Nach nicht sonderlich aggressiver Eröffnungsbehandlung konnte sein Gegner mit Schwarz bequemen Ausgleich erlangen, aber deutlich mehr gab die Stellung für ihn eben auch nicht her. Nach ein paar kurzen Komplikationen trudelte die Position fast unvermeidlich ins Remis aus, als Folgendes aus heiterem Himmel geschah:

Bernd hatte hier mit den weißen Steinen in völlig ausgeglichener Stellung soeben 22. Tc6-a6 gespielt und Remis angeboten. Nach etwa fünfminütigem Nachdenken lehnte der Gegner ab und setzte mit dem furchtbaren Patzer 22… Se2-d4?? fort, der ihn in höherem Sinne nach 23. Ta6xf6! bereits die Partie kostete. Schwarz zog den Widerstand noch bis zum 38. Zug hin, konnte die Partie aber nicht mehr retten. Jedenfalls hatte unser Spitzenbrett hier mal das Glück, das ihm zuletzt in der Verbandsliga fehlte: ein Spieler mit fast 2400 ELO-Punkten als Gegner erlaubt sich solche Schnitzer normalerweise nicht.

Dieses unerwartete Geschenk verbesserte unsere Lage natürlich ganz erheblich. Taktieren ist im Viererpokal wegen der geringen Zahl an Brettern enorm wichtig, weshalb Werner Junger (2) das Risiko scheute und anstatt auf Gewinn zu spielen lieber das Remis forcierte. Er hatte zuvor einen Bauer geopfert und dank ungenauen gegnerischen Spiels rasch eine vorzügliche Stellung bekommen, entschied sich aber für die sichere Option, weil das Geschehen an den anderen Brettern dies ohne Weiteres gestattete. Hartmut Hehn (3) spielte eine sehr inhaltsreiche Partie und hätte wohl zwischenzeitlich siegen können. Leider ließ er die günstige Gelegenheit aus und stand zum Zeitpunkt der Punkteteilung an Brett 2 schon auf verlorenem Posten. Entscheidend war jedoch, dass sich Nils Wurmbauer (4) zäh verteidigte und seine schlechte Stellung lange zusammenhielt. In gegnerischer Zeitnot konnte er dank eines Tricks das Blatt noch wenden und stand so, dass er nicht verlieren würde. Unter Berücksichtigung dieses Umstands war zuvor die Entscheidung von Werner, den halben Punkt an Brett 2 zu sichern, enorm pragmatisch und Gold wert. Nils holte sich nämlich den entscheidenden halben Zähler und sorgte so dafür, dass das, was kaum einer für möglich gehalten hätte, letztlich doch eintrat: dank der Berliner Wertung zieht der SVE trotz des Gleichstands von 2:2 völlig verdient in die nächste Runde ein!

Hier das Ergebnis in der Übersicht:

Br. SK Bebenhausen 1 SV Ebersbach 1 2:2
1 Braun, Georg Grill, Bernd 0:1
2 Bräuning, Rudolf Wilhelm Junger, Werner ½:½
3 Hartmann, Martin Hehn, Hartmut 1:0
4 Khadempour, Farhad Wurmbauer, Nils ½:½

Der nächste Gegner im Viererpokal ist Pfullingen – ein weiterer harter Brocken auf dem Weg zum Pokalgewinn. Es bleibt spannend!

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