Peinliche Niederlage verschärft die Situation dramatisch

Verbandsliga Süd 2022/23   Runde 8:
SVE   –   SF Mengen   3:5

Gegen den nominell schwächsten Gegner der Liga hätte die Erste des SVE die große Chance gehabt, sich Luft nach unten zu verschaffen und den Klassenerhalt praktisch schon einzutüten. Stattdessen gab es in der Gesamtheit eine der schwächsten und indiskutabelsten Leistungen, an die sich der Berichterstatter überhaupt erinnern kann – angesichts der jüngsten Darbietung kämpft man nun zurecht gegen den Abstieg. Diese Parodie einer Leistung wirkte wie ein verspäteter und schlechter Aprilscherz.

Die Angelegenheit begann eher harmlos mit einem farblosen Schwarzremis von Uwe Bucher (7). Leider reichte auch ein Mehrbauer bei Michael Mehrer (5) trotz ordentlich verlaufener Eröffnung nicht zum Sieg. Den ersten Sieg des Tages – da konnten wir noch nicht ahnen, dass es der einzige bleiben würde – holte sich Werner Junger (6), obwohl auch dieser keineswegs einseitig verlaufen war.

Ohne Not hatte sich Werner zuvor auf eine Abwicklung eingelassen, die ein Springeropfer auf g7 beinhaltete. In der irrigen Annahme, dass der Angriff des Anziehenden sehr gefährlich aussieht, wurde er hier vom gegnerischen 19… Sc6-e7!! überrascht. Der kecke Springer ist wegen 20… Lc7-d8! mit Damenfang unantastbar, so dass Werner stattdessen 20. Sc3-d5 versuchte. Anstatt die Früchte seiner kreativen Verteidigung nun mit 20… Se7-g6! zu ernten, spielte der Gegner 20… Se7xd5?? und gab nach 21. Df6-g5+ Kg8-h8 22. Dg5-h6 Sd5-f6 23. Dh6xf6+ Kh8-g8 24. Df6-g5+ Kg8-h8 25. Dg5-h6 auf.
Stattdessen wäre Weiß nach 20… Se7-g6! wohl nichts anderes übrig geblieben, als mit dem ernüchternden 21. Le4xg6 h7xg6 22. Sd5-e7+ Kg8-h7 23. Se7xg6 fortzusetzen, worauf Schwarz sowohl mit 23… f7xg6 als auch mit 23… Lc8-e6 ordentliches Spiel erlangt.

jan Hoyler (8) holte nicht viel aus der Eröffnung heraus, hätte aber mit etwas mehr Akkuratesse im Turmendspiel durchaus gewisse Siegchancen erlangen können. Stattdessen waren diese bald zerstoben, wonach die Partie in die Punkteteilung austrudelte. Besonders dämlich stellte sich der SVE diesmal allerdings an den drei Spitzenbrettern an: Dietmar Kessler (3) erwischte einen rabenschwarzen Tag und wurde nach zwei dubiosen strategischen Entscheidungen ensuite so chancenlos vorgeführt wie schon lange nicht mehr. Bernd Grill (1) spielte dagegen mit Schwarz 25 Züge lang eine sehr ansprechende und starke Partie, nur um dann mit zwei Patzern am Stück aus der guten Stellung eine fast schon verlorene zu machen. Ein dritter Missgriff leitete schließlich das schnelle Ende ein – eine mehr als unnötige Niederlage. Unser Jugendspieler Nils Wurmbauer (4) mühte sich redlich, die zähe Auffangstellung seines Gegners zu knacken, doch schließlich musste er in die gerechte Punkteteilung einwilligen. Dagegen stand Michael Rupp (2) längere Zeit und mehrfach vollkommen auf Gewinn und verlor die Partie dann tatsächlich noch durch einen zweizügigen Figureneinsteller – ein symptomatisches Versehen an einem Tag, an dem beim Gastgeber aber auch wirklich alles schief lief.

Hier das Endergebnis in der Übersicht:

Br. SV Ebersbach 1 SF Mengen 1 3:5
1 Grill, Bernd Strathmann, Sacha 0:1
2 Rupp, Michael Blazevic, Darko 0:1
3 Kessler, Dietmar Baur, Frank 0:1
4 Wurmbauer, Nils Härle, Rudolf ½:½
5 Mehrer, Michael Baur, Volker ½:½
6 Junger, Werner Wernard, Dieter 1:0
7 Bucher, Uwe Kott, Frydolin ½:½
8 Hoyler, Jan Wannenmacher, Matthias ½:½

Das Schicksal des SVE hängt nun am seidenen Faden: am letzten Spieltag geht es gegen den kecken Aufsteiger aus Tuttlingen, der im Falle einer Niederlage von Langenau gegen Pfullingen am letzten Spieltag sogar selbst noch aufsteigen kann – wir dürfen daher von einem hochmotivierten Kontrahenten ausgehen. Von der Papierform her ist zwar auch dieser Gegner klar unterlegen, doch was solche Zahlen bisweilen aussagen, durften wir in dieser Runde schmerzhaft erfahren. Außerdem lügt die Tabelle nicht.

Die Konstellation vor der letzten Runde am 30. April ist für den SVE sehr skurril: selbst bei einer Niederlage könnte es für den Klassenerhalt reichen, während im schlimmsten Fall selbst ein Sieg nicht reichen könnte, falls es vier Absteiger geben sollte – was auch von den Ergebnissen der Oberliga abhängt. Durch die jüngste Darbietung hat sich der SVE jedenfalls selbst in diese Misere geritten und braucht nicht zu meckern.

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