Staufer-Open 2020 Tag 3: wieder 75% – plus eine „kollektive Nullnummer“

Und die Hälfte entwickelt sich zu „Ladykillern“

 

Den heutigen dritten Turniertag dürften die meisten unserer vier Akteure vor allem auch als ein Wechselbad der Gefühle erlebt haben. Wie zuvor ja bereits angekündigt, warteten auf drei von ihnen ziemlich „dicke Brocken“ – letztlich allzu dicke, wie abschließend zur „Halbzeit“ am frühen Nachmittag dann wohl konstatiert werden musste…

Im B-Turnier traff unser Jüngster Nils Wurmbauer auf die Nummer vier der Setzliste. Nils geriet in eine Variante, in der die Schwarzspieler meist deutlich kundiger unterwegs sind als die Weißen und die einige strategische Erfahrung benötigt, um sie nicht falsch zu interpetieren – wie es dann aber halt passierte. Nils, mit den Feinheiten der Variante nicht vertraut, spielte letztlich wohl ziemlich genau so, wie sich die Schwarzspieler das als Wunschvorstellung vorab ausmalen würden: Stellung unter günstigen Umständen abriegeln – Bauer erobern – Materialvorteil nach Hause fahren. Als Nils nach einem schlechten Zug, der nur den eigenen strategischen Überlegungen nachhing, dann plötzlich gewahr wurde, dass der angegriffene Bauer nicht mehr zu decken ist und wohl auch realisierte, dass da keine andersweitige Kompensation winkte, suchte er sein Heil in einem Figurenopfer „auf Chance“, das aber entschieden zu spekulativ war; der erfahrene Gegner ließ sich nicht verwirren und fuhr die so allzu schnell gekippte Partie souverän nach Hause. Ja, da muss man als Fazit nüchtern wohl doch etwas konstatieren wie „ein Satz mit X …“

Mit leeren Händen am Ende der Vormittagrunde stand unsere Nachwuchshoffnung aber weiß Gott nicht alleine da. Auch Hartmut Hehn und Ulrich Junger zogen letztlich in ihren Partien den kürzeren, Hartmut dabei gegen einen Gegner von gutem Verbandsligaformat (zum Spielverlauf dieser Partien liegen dem Berichterstatter keine weiteren Informationen vor).

Wie bereits angekündigt wartete auf Bernd Grill am Vormittag also sowas wie die „ultimative Nagelprobe“: der Setzlistenerste in Gestalt des serbischen Nationalspielers GM Nikola Sedlak mit einer Respekt einflößenden Elozahl von über 2550 und einigen Turniererfolgen gespickten Vita (nur in Englisch einsehbar unter: https://en.wikipedia.org/wiki/Nikola_Sedlak )

Lange Zeit konnte man aber wirklich nicht erahnen, dass zwischen den beiden tatsächlich ein Ratingunterschied von über 400 Punkten liegt! Zwar konnte der klare Favorit irgendwann im Laufe des Mittelspiels einen kleinen Vorteil erspielen, der sich dann aber zunächst wieder vollständig nivellierte. Erst wenige Züge vor der Zeitkontrolle kippte die Partie dann langsam entscheidend zu Ungunsten unseres Protagonisten…

http://view.chessbase.com/cbreader/2020/1/5/Game122401218.html

Ich denke, dass sich Bernd dennoch mehr als achtbar aus der Affäre gezogen hat! Sicherlich hat GM Sedlak in der Vergangenheit schon genügend Großmeisterkollegen weitaus unsanfter und problemloser zu Fall gebracht.

 

Dennoch muss man unterm Strich im kollektiven Kontext wohl davon sprechen, dass der Vormittag letztlich doch zu einer ziemlichen „Nullnummer“ geworden war. Da konnte man dann aber wenigstens wohl auch konstatieren, dass es in der zweiten Tageshälfte eigentlich ja nur noch besser werden könnte …

Was im Nachhinein als Erinnerung auf dieses Turnier aus SVE-Perspektive zurückbleiben wird, ist vielleicht eine wiederholte Duplizität von bestimmten Ereignissen. So bekam es Nils nun schon zum zweiten Mal mit einem Mädchen zu tun, das tatsächlich noch das eine und andere Jahr jünger war als er selbst, den man als Pennäler des Jahrgangs ´05 ja an sich auch noch eher als Klientel an einer Jugend-, denn einer Erwachsenenveranstaltung verorten würde. Wieder auch kam die junge „Amazone“ eigentlich ganz gut aus der Eröffnung und konnte zunächst sogar leichten Stellungsvorteil erziehen, bis eben auch sie sich einen Fehler leistete, den Nils diesmal aber wirklich aufmerksam registriert hatte …

http://view.chessbase.com/cbreader/2020/1/5/Game83547671.html

Unser Jüngster ist aber nicht der einzige, der mit dem anderen Geschlecht offenbar ganz gut kann (zumindest auf dem Schachbrett) …

Nachdem unser nominell stärkster Teilnehmer Bernd Grill ja in Runde eins bereits eine waschechte ehemalige Jugendeuropameisterin (mit …ähemm…Verlaub) „flachlegen“ konnte, gelang ihm mehr oder weniger dasselbe Kunsstück heute Abend gleich noch einmal mit der amtierenden Deutschen Damen-Vizemeisterin FM Lara Schulze (Elo 2320/DWZ 2305) ! Und auch diesmal hatte unser „Ladykiller“ das Rendezvous am Brett ziemlich schnell und annähernd machomäßig-dominant vollständig unter Kontrolle genommen …

http://view.chessbase.com/cbreader/2020/1/5/Game85936312.html

Schön auch, dass in der Abendrunde mit Ulrich Junger noch ein weiterer SVE-Teilnehmer einen ganzen Punkt einfahren konnte, dem dies nach der zuletzt erlittenen Durststrecke wohl besonders zu gönnen war. Leider reichte es nicht zum kompletten Ergebnis-Ambivalent des Vormittags, denn Hartmut Hehn zog gegen den 21er-Kontrahenten am Ende den Kürzeren.

 

Schrieb der Berichterstatter davor mal etwas von „Duplizität“ der Ereignisse? Wenn man sich die Auslosung für die morgen Vormittag ausgespielte siebte Runde ansieht, muss das ab morgen wohl anders formuliert werden, denn dann bekommen sowohl Nils, als auch Bernd die Chance, das „Tripple“ zu schaffen – gewissermaßen „alle dreie“ – soll heißen: alle drei „Ladies“ bzw. „Gegnerinnen“! Da darf man also gespannt sein, ob die beiden ihren jüngst erworbenen und zuvor beschriebenen, gegenwärtig in Ausformung befindlichen Status weiter zu festigen wissen werden. Bleibt vielleicht noch zu erwähnen, dass morgen unsere Teilnehmer im A-Turnier alle gegen nominell stärkere Gegner anzutreten haben – auch unser angehender „Frauenkenner“ bzw. „-schreck“.

Come on, boy, do it again!! (Rundenstart ist wieder um 09:30 Uhr)

 

 

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