Staufer-Open Runde 3: wenig gemacht aus dem Anzugsvorteil

In der heute Vormittag ausgespielten dritten Runde des Staufer-Opens Schwäbisch Gmünd hatten unsere beiden Protagonisten im A-Turnier jeweils den kleinen Vorteil des Anzugvorteils inne, von dem Altmeister Vlastimil Hort mal sagte, dass der ungefähr so groß sei wie das Aufschlagsrecht im Tennis – jedoch nicht wie auf einem schnellen Belag wie auf Wimbledon´s heiligen Rasen, sondern lediglich wie auf einem langsamen Sandplatz. Beide vermochten daraus jedoch trotz jeweils deutlichen Favoritenstatus am Ende jedenfalls nichts wirklich Zählbares rauszuholen; dabei wäre aber in einer der beiden Partien wohl doch noch mehr gegangen …

 

….beide unsere Akteure bekamen dabei von ihren Gegnern einen Holländischen Aufbau vorgesetzt. Für Hartmut Hehn war die Situation mit zwei doch recht unglücklichen Niederlagen im Hinterkopf psychologisch natürlich besonders schwierig; da nimmt man natürlich auch schneller mal lieber den Spatz in die Hand als am Ende womöglich noch ein weiteres Mal die Taube auf dem Dach zu sehen. Allerdings muss man auch konstatieren, dass in der Schlussstellung, in der der Gegner die Punkteteilung offeriert hat, Hartmut wohl tatsächlich bereits eine Ecke schlechter zu stehen gekommen war, ohne dass er davor etwas großartig nicht richtig gemacht hätte. Insofern sollte er mit dieser Punkteteilung und damit dem ersten Guthaben auf dem eigenen Punktekonto leben können, auch wenn er sich angesichts seines Ratingvorsprungs sicherlich mehr erhofft hatte.

Mehr Risikobereitschaft durfte man da angesichts des bisherigen 50%-Scores wohl von unserem zweiten Akteur im A-Turnier Bernd Grill erwarten. Während Hartmut sich mit einem Stonewall auseinanderzusetzen hatte, wurde Bernd mit einem klassischen Aufbau nach dem propagierten Rezept des englischen GM Simon Williams konfrontiert. Bernd reagierte nicht schlecht, der Gegner vermochte aber nicht weniger zu überzeugen. Als dieser entsprechend im 18.Zug eine Punkteteilung offerierte, lehnte Bernd zunächst wohl nicht zuletzt aufgrund seines deutlichen Ratingvorsprungs noch ab, um fünf Züge später dann seinerseits eine solche anzubieten – just zu dem Zeitpunkt, als die Engine des Berichterstatters das erste Mal in der Partie für Bernd einen deutlicheren Vorteil von einer satten Bauerneinheit anzeigte. Diese Stellungsbewertung überraschte aber auch den Berichterstatter; schließlich sah auch ihm offenbar im Gegensatz zum gefühlskalten Computer die weiße Königsstellung nicht so wahnsinnig vertrauenserweckend aus. Es kann allerdings auch sein, dass Bernd noch ziemlich unter dem Eindruck seines vorigen Zuges stand und entsprechend zwischenzeitlich gewahr geworden war, dass er sich da tatsächlich einen ziemlichen Lapsus geleistet hatte und zwischenzeitlich entsprechend schwitzen und hoffen musste, dass der Gegner dies nicht erkennt, der dann letztlich tatsächlich die doch ziemlich gewinnträchtige Chance ausließ. Insofern hätte es für Bernd tatsächlich durchaus auch schlimmer kommen können als die vom Gegner akzeptierte Punkteteilung.

Noch zu unserem Akteur im B-Turnier. Wer glaubt, dass es schneller wie in der Vorrunde, als unser Youngster Nils Wurmbauer ja wie zuvor berichtet seinen erwachsenen Gegner noch vor dem fünfzehnten Zug mattzusetzen vermochte, nicht mehr gehen könne, sieht sich getäuscht; das lag dann allerdings darin begründet, dass seine zugeloste nur wenig ältere Kontrahentin gar nicht erst am Brett aufgekreuzt war! Zwar wurde Nils zum Partiestart bereits mitgeteilt, dass die nicht kommen würde, nachdem sie oder ein Betreuer dies wohl der Turnierleitung gegenüber entsprechend so geäußert hatte, aber da man ja nie so genau weiß, saß Nils dann halt vorsichtshalber doch noch die halbstündige Karenzzeit ab, um dann schließlich doch ein leeres Partieformular mit nach Hause zu nehmen.

 

Auch wenn diese Partie natürlich nicht ratingmäßig berücksichtigt wird, kann Nils damit nun dennoch einen Punkt mehr als zuvor auf der Habenseite verbuchen, was zur Folge hat, dass er nun doch mal einen von der Papierform her doch etwas stärkeren Gegner zugelost bekommen hat. Gegen den zugelosten 1500er sollte er aber dennoch ordentliche Chancen haben, bestehen zu können oder gar noch mehr zu erreichen.

Unsere beiden Akteure im A-Turnier haben wie auch Nils nun ebenfalls die schwarzen Steine zu führen, bekleiden dabei aber wieder eine Favoritenrolle, wenngleich nun nicht mehr derart deutlich wie in der vorigen Runde.

 

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