SVE-Spieler ordentlich ins Pfalz-Open gestartet

Am gestrigen Freitag begaben sich unsere beiden Vereinskameraden Bernd Grill und Nils Wurmbauer zusammen mit dessen Vati ins Pfälzische, um ab dem Abend in Neustadt an der Weinstraße erstmalig am dortigen 9. Pfalz-Open teilzunehmen, das im Rahmen eines A-, B- und C-Turniers ausgespielt wird. Im A-Open sind dabei neun, im B- und C-Turnier dagegen lediglich sieben Runden zu absolvieren.

Eigentlich überflüssig zu sagen, dass Bernd am spielstärksten A-Turnier teilnimmt; hier sind 223 Teilnehmer am Start. Unsere Zukunftskraft Nils sollte dagegen im B-Turnier mit seiner oberen Spielstärkebegrenzung bei TWZ 2000 momentan noch besser aufgehoben sein und nimmt entsprechend dort unter insgesamt 168 Spielern teil.

 

Die Startrundenauslosung hatte für unsere beiden Starter dabei zugeloste Kontrahenten höchst unterschiedlicher Wertigkeit ergeben. Während Nils gegen einen erwachsenen, aber dabei von der Papierform her schwächer gerateten Spieler gelost wurde, wartete auf Bernd im A-Turnier mit der Nummer drei der Setzliste, den noch recht jungen starken polnischen GM Daniel Sadzikowski (ELO 2584 / DWZ 2618), bereits ein ganz gewaltiges Kaliber.

Leider vermochte Bernd mit den weißen Steinen gegen den Turniermitfavoriten nicht sein bestes Niveau abzurufen; bereits recht frühzeitig verfiel er auf einen Spielplan mit einem Vorgehen am Damenflügel, der nicht viel zu taugen wusste; offenbar unterschätzte er dabei doch etwas die schwarzen Gegenspielressourcen im Zentrum und am Königsflügel, denn er wurde dort bereits relativ bald und recht sehenswert ausgekontert, worauf Bernd im 31.Zug kaum etwas anderes übrig blieb, als in verlorener Stellung das Handtuch zu werfen.

Deutlich mehr Fortune hatte da Nils; gegen die gegnerische Philidor-Verteidigung griff er zu einem bekannten Opferspiel, das bei richtiger beidseitiger Behandlung nicht zu weißem Vorteil führen sollte. Allerdings leisteten sich beide Kontrahenten fehlerhafte Züge, zuletzt glücklicherweise allerdings der französische Kontrahent, dessen finalen Lapsus Nils optimal zu nutzen wusste, so dass dieser ein Zug vor der unabwendbaren Mattsetzung bereits im siebzehnten Zug kapitulierte. Unterm Strich ein vielleicht bisschen glücklicher ganzer Punktgewinn, denn gegen einen stärkeren Gegner hätte Nils´ zwischenzeitlich etwas optimistische Vorgehensweise durchaus auch nach hinten losgehen können.

Die heute Vormittag ausgespielte zweite Runde sah dann umgekehrte Vorzeichen und Partieerfolg. Nils hatte sich nun mit einem nominell deutlich stärkeren 1900er auseinanderzusetzen, während Bernd gegen seinen sogar noch etwas schwächeren Gegner eine klare Favoritenrolle bekleidete, der er letztlich auch in sicherer Manier gerecht zu werden vermochte.

Nachdem Bernd´s Gegner trotz relativ unorthodoxer Eröffnungsbehandlung zunächst noch recht passabel ins Spiel kam und dies zum frühzeitigen Unterbreiten eines Remisangebots nutzte, machte sich nach dessen Ablehnung in der Folge nach und nach, aber letztlich doch relativ bald dann einfach der gehörige Spielstärkeunterschied bemerkbar; im fünfundzwanzigsten Zug quittierte der Gegner nach einer netten Taktik in unabwendbarer Erwartung eines Figurenverlustes seine Niederlage.

Auf Nils´ Brett lief der Hase dagegen nach einem strategisch fehlerhaften Figurentausch, der dem Gegner das Decken seines Isolani und vor allem eine offene Turmline am Damenflügel gegen Nils´ lang rochierten König verschaffte, recht schnell in die andere bzw. falsche Richtung; gegen die rasch anwachsende gegnerische Inititative war letztlich kein Kraut gewachsen, so dass Nils am Ende in unabwendbarer Erwartung eines gegnerischen Mattangriffs ohne wirksames eigenes Gegenspiel im 27.Zug zurecht die Segel strich.

Nachdem unsere beiden Protagonisten so nach zwei ausgespielten Runden eine 50%-Ausbeute verzeichneten, kam der abendlichen dritten Runde entsprechend eine wohl bereits nicht unbedeutende Weichenstellung zu – und die gelang beiden letztlich zumindest das Ergebnis betreffend optimal, denn sie konnten am Ende einen vollen Punkt einfahren! So ganz einfach war es aus unterschiedlichen Gründen aber dabei zwischenzeitlich nicht gewesen…

Nils traff zwar auf eine von der Papierform her ca. fünfzig DWZ-Punkte weniger an Rating zählende Gegnerin, doch wenn es sich dabei um ein junges Fräulein handelt, das tatsächlich noch rund zwei Jahre jünger ist und sich amtierende Deutsche U-10-Meisterin nennen kann, war dennoch wohl von vornherein bereits klar, dass das wohl kein reines Zuckerschlecken werden dürfte.

[Nachtrag: der Bericherstatter hat gerade einen interessanten Zeitungsartikel zur Kontrahentin gefunden: http://www.bild.de/regional/chemnitz/genie/mit-9-jahren-52590124.bild.html]

Darauf deutete jedenfalls auch die Eröffnungsphase hin, die die blutjunge zierliche Dame mit den schwarzen Steinen blitzsauber hinter sich brachte, während dagegen Nils mit den weißen Steinen keinerlei Vorteile zu erzielen vermochte und sogar mit einem kleinen Nachteil ins Mittelspiel ging. Im frühen Mittelspiel ging die Amazone dann jedoch etwas zu zaghaft zu Werke; Nils hätte hier nach einem aufmerksamen Zug sogar bessere Chancen erlangen können, vermochte die Partie aber lediglich in ein Endspiel mit jeweils einem Springer und sechs Bauern zu steuern, das die Gegnerin eigentlich wohl vollständig hätte ausgleichen hätte können.

Nun jedoch, als die Partie bereits auf den dreißigsten Zug zusteuerte, erlebten wir einen Partieverlauf bzw. einen Nils, wie wir ihn schon öfters beobachten konnten; während die Gegner nun oft sukzessive abbbauen, dreht Nils dagegen erst so richtig auf. Letztlich gelang es ihm, die sich nun einschleichenden Ungenauigkeiten im Spiel der Jungamazone zu einem Bauerngewinn zu nutzen, den Nils allein mit dem Vorrücken des eigenen Königs positionell dermaßen zu verstärken vermochte, bis der Kontrahentin letztlich, ohne dass sie danach noch einen weiteren Bauern verloren hätte, letztlich tatsächlich in klarer Verluststellung ihren weiteren Widerstand einstellte und die Partie aufgab. Alles in allem bot sich da wieder insgesamt eine Dramaturgie, die man nicht nur von Nils recht gewohnt ist, sondern die tatsächlich auch an die Art und Weise erinnert, wie der amtierende Weltmeister Carlsen recht oft seine Partien zu gewinnen pflegt.

Vor dem Spiel ähnlich gewarnt dürfte auch Bernd im A-Turnier schon allein deswegen gewesen sein, da er auf einen von der Papierform her noch etwas stärkeren Gegner traf, wobei Bernd zu seinen besten Zeiten freilich auch bereits entsprechende Ratingzahlen aufweisen konnte und daher allzu viel an Respekt dennoch nicht angezeigt war.

Bernd kam hier mit den weißen Steinen ziemlich gut ins Spiel; der Berichterstatter musste sich daher dann doch wundern, weswegen Bernd da im 23.Zug in recht vorteilhaft ausschauender Stellung eine Remisofferte in seinem Partieformular vermerkt hatte. Inzwischen konnte dieses Mysterium geklärt werden; Bernd hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar nur noch acht Minuten bis zur Zeitkontrolle im vierzigsten Zug übrig und entsprechend etwas kalte Füße bekommen, zumal sich ihm auch kein so klarer Plan aufdrängte, wie genau er fortsetzten sollte. Nachdem der Gegner aber glücklicherweise die angebotene Punkteteilung ausschlug, fand Bernd spätestens dann die genau richtigen Züge, als dem Gegner schon bald darauf ein richtiger Schnitzer unterlaufen war, worauf Bernd den vollen Punkt nach erzieltem Leichtfigurengewinn auch bald darauf sicher nach Hause zu fahren vermochte.

 

Somit können unsere beiden Turnierfahrer momentan auf einen Score von 2/3 blicken, mit dem beide anbetrachts der Gegnerschaft sicherlich absolut zufrieden sein können. Die Auslosung zur morgigen vormittäglichen vierten Runde sieht für unsere beiden Starter jeweils ungefähr ebenbürtige Gegner vor. Rundenstart wird um 9:00 Uhr sein.

[Vereinsmitglieder können die Partien unserer zwei Teilnehmer unter „Partien-Analysen“ nach Login in von mir analysierter Form nachspielen und/oder downloaden

Die Turnier-Basisseite ist unter http://www.pfalzopen.de aufrufbar. Von hier kommt man über die Schaltfläche „CHESS RESULTS“ und dann „2018“ zu den aktuellen Teilnehmerlisten, Auslosungen und Ergebnissen der einzelnen Runden in den einzelnen Turnieren]

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