Verbandsliga Runde 5: Bärenstarker Auftritt am Neckar

Verbandsliga 2017/18   Runde 5:

SV Nürtingen  –  SVE   1:7

 

Traditionell und statistisch gesehen liegen die Gastgeber aus Nürtingen unserem Team, doch letztes Jahr setzte es hier erstmals seit langer Zeit für den SVE eine knappe Niederlage. Natürlich hatte sich die Erste vorgenommen, dass es zu keiner Wiederholung dieses Ereignisses kommen sollte, doch was die Mannschaft diesmal ablieferte, war einfach überwältigend. Mit ganz viel Pech hätten die sichtbar konsternierten Gastgeber sogar die Höchststrafe von 0:8 erleiden können – und das, obwohl sie in Bestbesetzung angetreten und von der Papierform her sogar leicht favorisiert waren.

Doch der Reihe nach: Uli Junger (6) landete nach der Eröffnung in einer verdächtig aussehenden Stellung. Sein Gegner leistete sich allerdings gleich drei zweitklassige Züge en suite und büßte den ganzen Vorteil damit wieder ein. Bald darauf folgte ein noch viel schlimmerer Fehlzug, der umgehend die Partie kostete. Ralf Warthmann (4) behandelte die Eröffnung diesmal nicht optimal, doch nach einem strategisch fragwürdigen Zug seines Gegners gewann er langsam die Oberhand. In bereits deutlich schlechterer Stellung stellte der Gegner dann auch noch versehentlich zweizügig eine Qualität ein und beschleunigte damit den Untergang ganz erheblich. Hartmut Hehn (7) hielt das Gegenspiel seines Gegners geschickt im Zaum und spielte eine strategisch ansprechende Partie aus einem Guss. Das folgerichtige Eindringen von Dame und Turm auf die 7. Reihe des Gegners krönte einen schön herausgespielten Sieg, der nie ernsthaft in Gefahr geriet – übrigens war dies Hartmuts vierter Punkt im vierten Spiel! Ein Kuriosum gab es in der Partie von Werner Junger (5) zu beobachten: nach zwölf Zügen hatte er die gleiche Stellung wie Bernd Grill auf dem Brett! Es handelte sich dabei keineswegs um einen Zufall, denn der Kapitän hatte mit Werner genau die Variante vorbereitet, die er selbst auf dem Brett hatte – eine weitere Frucht der Vorbereitung. Die Stellung war zwar dennoch nahezu ausgeglichen, doch hatte der Gegner zuviel Bedenkzeit verbraucht, die ihm später fehlen sollte. In Zeitnot erlaubte sich der Gegner dann einen entscheidenden Fehler, der die Waagschale rasch zugunsten des SVE ausschlagen ließ. Michael Rupp (2) fuhr den zweiten Sieg in Folge ein, nachdem es im alten Jahr ja ewig lange nicht zu einem vollen Punkt gereicht hatte. Sein Gegner gewann zwar einen Bauer in der Eröffnung, doch die damit verbundene verheerende Schwächung der eigenen Stellung war letztlich ein viel zu hoher Preis dafür. Michael schlug eiskalt zurück und verwandelte den Vorteil sicher. Der Zwischenstand lautete somit 5:0 für den SVE! Bernd Grill (1) lehnte zwischenzeitlich ein Remisangebot ab, obwohl die Stellung objektiv gesehen nicht viel hergab. Aus dem Nichts entstand jedoch auf einmal eine scharfe Stellung, in der zuerst der weiße König und anschließend der schwarze Monarch übers halbe Brett gejagt wurde. Ein weiteres Kuriosum der besonderen Art: die schwarze Dame schlug in vier aufeinander folgenden Zügen vier weiße Bauern! Die entblößte Stellung des schwarzen Königs gab letztlich den Ausschlag zugunsten des Kapitäns, der endlich seinen ersten Sieg in dieser Saison einfahren konnte . Die Partie war von beiden Seiten weiß Gott nicht fehlerfrei, aber als die Partie des Tages konnte man sie dennoch mit Fug und Recht bezeichnen! Michael Mehrer (8) stand lange Zeit sehr verdächtig, doch der Gegner fand kein überzeugendes Mittel zum Ausbau seines Vorteils. Stattdessen entstand am Ende ein Turmendspiel, das bei genauer Fortsetzung von Schwarz eine akkurate Verteidigung von Weiß erfordert hätte, um das theoretische Remis auch tatsächlich unter Dach und Fach zu bringen. Dies blieb jedoch aus, da Michael eine schwächere Fortsetzung wählte, wonach das Remis unvermeidlich war. Dietmar Kessler (3) hatte die ganze Partie über Druckspiel und lehnte zwei Remisangebote des Gegners ab. Allerdings ließ er seinen Gegner immer wieder vom Haken, um später in einer erneut vielversprechenden Stellung einen ziemlich offensichtlichen und starken Zug auszulassen, wonach die Partie sogar zu kippen drohte. Er verlor komplett den Faden und hätte sich gar am Ende nicht über eine Niederlage beklagen dürfen – das dritte Remisangebot des Gegners nahm er dann an.

Wie eine Dampfwalze fegte der SVE diesmal über die Gastgeber hinweg. Dass die starken Auftritte gegen Fils-Lauter (6:2) und Pfullingen (5,5:2,5) nochmals eine solche Steigerung erfahren würden, war in dieser Form sicherlich nicht zu erwarten. Gewonnen ist allerdings noch nichts, denn Tabellenführer Deizisau 2 behauptete mit einem knappen 4,5:3,5 gegen Pfullingen die Tabellenspitze. Wir wünschen den Nürtingern natürlich eine schnelle Erholung, denn sie sind der nächste Gegner der Deizisauer. Der SVE tritt in drei Wochen auswärts beim überraschend stark aufspielenden Aufsteiger aus Tettnang an, der mit 7 Mannschaftspunkten derzeit Rang 3 in der Tabelle hinter Deizisau (9) und dem SVE (8) belegt. Von der Papierform her ist der SVE favorisiert – und nach einem solchen Auftritt sollte es an Selbstbewusstsein jedenfalls nicht mangeln.

 

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