Dr. Siegbert Tarrasch war in seiner Denkweise zwar ein eher dogmatischer Schachspieler, gehörte aber natürlich dennoch zu den stärksten Spielern seiner Generation. Mit einer weniger starren Denkweise hätte er wohl diese Partie gewonnen.
Tarrasch – Paulsen, Nürnberg 1888
Weiß am Zug
Natürlich hatte Tarrasch hier die Abzugsdrohung des schwarzfeldrigen Läufers nach e3 erkannt und brachte daher seine Dame mit 1. Dh5-g6?! in Sicherheit. Seine Stellung blieb auch danach noch recht gut, aber mit einer anderen Fortsetzung hätte Weiß schneller erheblich mehr herausholen können. Immerhin gelang Paulsen tatsächlich noch ein Remis in dieser für ihn schlecht stehenden Partie …
Achtung: dies ist wohl der bisher schwierigste Beitrag in der gesamten Serie bisher!
============================ LÖSUNG ============================
Tarrasch hätte hier mit dem unerwarteten 1. Tg3-g7!! die Weichen auf Sieg stellen können. Dieser Zug ist natürlich ausgesprochen schwer zu entdecken, da Weiß damit nicht nur die schwarze Drohung ignoriert, sondern im Gegenteil noch einen ganzen Turm ungedeckt zum Schlagen hinstellt! Da dieser Zug ein tödliches Abzugsschach nach e6 mit dem Läufer droht, hat Schwarz keine große Wahl. Nach 1… Lh6xg7 2. Dh5-g5+ müsste Schwarz mit dem König das Feld f8 betreten und erneut eine Abzugsschach nach e6 gestatten, das ihn die Dame kosten würde. Doch auch die scheinbare Drohung 1… Lh6-e3+ führt nach 2. Lb6xe3 Th8xh5 3. Lf7xh5+ Le6-f7 4. Tf1xf7+ Ke7-e6 5. c2-c4! d6-d5 6. Lh5-g4+ zum Matt im nächsten Zug.
Mit dem Zug 1. Tg3-g7!! hätte sich Tarrasch vielleicht ein Denkmal setzen können, denn solch einen Traumzug führt man nicht oft in seinem Dasein als Schachspieler aus!