Eine der unwürdigsten Episoden in der Geschichte der Schachweltmeisterschaften trug sich 2006 zu, als sich in der zentralasiatischen Steppe Veselin Topalov und Vladimir Kramnik um den WM-Thron duellierten.
Worum es ging? Vereinfacht gesagt warf Topalov seinem Gegner vor, auf der Toilette unerlaubte Hilfsmittel benutzt zu haben, doch Beweise für seine Theorie konnte er nicht liefern. Vladimir Kramnik trat aus Protest zur 5. Partie nicht an – ein nahezu beispielloser Vorgang, den es seit Bobby Fischers kampfloser Niederlage in der 2. Partie des Matches in Reykjavik 1972 nicht mehr gegeben hatte. Das Match stand kurz vor dem Abbruch und schien mit einem Eklat zu enden. Das Duell wurde schließlich doch fortgesetzt und endete mit einem Sieg Kramniks im Tiebreak. Die ganze unselige Episode ging unter dem Namen Toiletgate in die Schachgeschichte ein. Hier nun ein Auszug aus diesem Match.
Topalov – Kramnik, Weltmeisterschaftskampf, 2. Partie, Elista 2006
Weiß am Zug
Eine der Partien, die Topalovs unbelegte Theorie am stärksten hinterfragt, ist die hier vorliegende, denn gemessen an der Stärke der beiden Kontrahenten erlaubten sich beide Spieler ungewöhnlich viele Fehler. Den Höhepunkt dieser Orgie erleben wir hier: Kramnik würde nach der richtigen Fortsetzung glatt auf Verlust stehen. Topalov musste sich hier „nur“ in Zeitnot für das richtige Schachgebot entscheiden und würde dann auf Gewinn stehen. Welches ist aber das richtige – das auf g6 mit der Dame oder auf g4 mit dem Turm?
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Topalov spielte hier das schwache 1. Dc2-g6+? und vergab damit die goldene Gelegenheit. Zwar stand er fraglos nach 1… Lf8-g7 2. f4-f5 Te8-e7 3. f5-f6 Db5-e2 4. Dg6xg4 Te7-f7 immer noch recht gut, doch verlor er sogar tatsächlich nach weiteren Abenteuern.
Das ist jedoch alles Makulatur, denn das ungleiche stärkere 1. Tg1xg4+! hätte sofort für klare Verhältnisse gesorgt. Nach 1… Lf8-g7 2. Dc4-c7! Db5-f1+ 3. Sf3-g1 wären Schwarz die Argumente ausgegangen. Auch 1… Kg8-h8 2. Tg4-h4+ hätte angesichts des Eindringens der weißen Dame auf h7 zum Matt geführt.