50-Züge-Regel sichert den Gesamtsieg!

Verbandsliga 2023/24  Runde 3:
SK Wernau   –   SVE   3,5:4,5

Mit Wernau hatte unser Team nach der Vorjahresniederlage noch ein Hühnchen zu rupfen, doch die momentan formstark auftretenden Gastgeber waren als Tabellenführer in diesen Kampf gegangen und erwiesen sich als zäher Gegner, der trotz Unterlegenheit von der Papierform her alles in die Waagschale warf und unserem Team alles abverlangte.

Dabei hatte alles ganz reibungslos begonnen: Michael Rupp (2) spielte mit den schwarzen Steinen eine überaus inspirierte Partie, nachdem ihm sein Gegner in der Eröffnung keinerlei Probleme hatte stellen können. Es entstand bald folgende Stellung:

Hier erwog Michael zunächst das natürlich anmutende 11… 0-0, entschied sich dann aber berechtigterweise für das ungleich stärkere 11… h7-h5!. Der Angriff erweist sich als begründet, denn nach 12. Tf1-e1 h5-h4 13. f3-f4 h4xg3 14. h2xg3 Ke8-f8! wurde deutlich, dass der schwarze König auch ohne die Rochade ein lauschiges und hinreichend sicheres Plätzchen finden würde. Nach den weiteren Zügen 15. Lc1-e3 Ta8-b8 16. Dd1-d2 Se7-f5 17. Le3-f2 entkorkte Michael hier das recht spektakuläre 17… g7-g5!?, obwohl das natürlichere 17… Dd8-f6 mit der Idee eines Damenschwenks nach h6 noch einfacher gewesen wäre. Es reichte aber auch so zu einem ungefährdeten Sieg nach 27 Zügen.

Werner Junger (5) bekommt mit Weiß gefühlt derzeit immer denselben Aufbau vorgesetzt und setzte die Erkenntnisse aus der „Vorlesung“ im Trainingslager superb um. Er baute den Vorsprung des SVE in einer stark und konsequent geführten Partie, in welcher der Gegner absolut chancenlos blieb, weiter aus. Als auch Michael Mehrer (7) seinen Mehrbauer erfolgreich in einen siegbringenden Angriff umwandelte und seinen ersten Saisonsieg einfuhr, stand eine komfortable Führung von 3:0 auf der Spielberichtskarte. Dann war es jedoch vorbei mit der Herrlichkeit: Hartmut Hehn (8) kam mit Schwarz gut aus der Eröffnung und hätte sogar noch mehr gegnerisches Material einsammeln sollen. Dann verlor er jedoch binnen drei Zügen komplett den Faden, musste den kostbaren Fianchettoläufer abtauschen und quittierte eine unnötige Niederlage, die den Felderschwächen geschuldet war. Dietmar Kessler (3) hatte nichts Nennenswertes aus der Eröffnung geholt und stand ausgeglichen, war jedoch voll auf der Höhe, als seinem Kontrahenten ein taktisches Versehen unterlief, welches ihm einen Mehrbauern einbrachte. Er beutete das gegnerische Versehen fast perfekt aus und führte die Partie mit trockener, starker Technik sicher nach Hause – eine Partie, wie sie für Dietmar kaum typischer sein könnte. Beim Stand von 4:1 musste also in den laufenden Partien nur noch ein halber Zähler her – das war allerdings leichter gesagt als getan, denn die restlichen Stellungen versprachen viel Ungemach. Die exotische Eröffnungsbehandlung von Uli Junger (6) brachte ihm eine ruinöse Bauernstruktur ein, die dem Gegner leichtes Spiel einräumte. Mit einer Minusqualität kam Uli angesichts des exponierten gegnerischen Königs noch zu etwas Gegenspiel, aber der objektive Eindruck, dass es letztlich zu wenig sein würde, erhärtete sich dann doch. Als sich auch noch Nils Wurmbauer (4) in einer zunächst solide geführten Partie zu einem dubiosen Bauerngewinn hinreißen ließ, bekam sein Gegner kräftigen Angriff, dem Nils leider nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

Franz Schulz, der schon länger kein Spiel des SVE
mehr besucht hat
, ließ sich überraschend bei diesem Auswärtsspiel
blicken und bekam eine ganze Menge zu sehen – da sah es noch
nach einer relativ klaren Angelegenheit aus!

Also hing alles an der letzten laufenden Partie: wie schon eine Runde zuvor spielte Bernd Grill (1) als Letzter, doch im Vergleich gegen die aktuelle Partie war das Duell gegen Tuttlingen ein Spaziergang. In einer zunächst stark geführten Partie erlangte unser Spitzenspieler mit Weiß spielend zunächst eine gute Stellung, doch der starke und zähe Gegner war nicht kleinzukriegen. Das Geschehen wogte hin und her, bis Schwarz schließlich Oberwasser bekam und zwischenzeitlich einen Mehrbauer verzeichnete. Diesen eroberte Bernd letztlich zurück, stand aber permanent auf Matt. Auch dieser Gefahr entkam er, musste dann aber weiter ein schlechtes Endspiel verteidigen. Zum Glück konnte der Gegner eine Gewinnidee nicht erzwingen, so dass Bernd nach sage und schreibe 136 Zügen sowie sechs Stunden und zehn Minuten Spielzeit die 50-Züge-Regel anwenden konnte und damit den Gesamtsieg eintütete. Bernd wartet damit noch als Einziger im Team auf einen Sieg in dieser Saison, aber dieses Ergebnis mutete schon mal wie einer an! Fraglos ein Finale für die Vereinsannalen!

Hier das Endergebnis in der Übersicht:

Br. SK Wernau 1 SV Ebersbach 1 3,5:4,5
1 Gheng, Josef Grill, Bernd ½:½
2 Naumann, Axel Rupp, Michael 0:1
3 Marquardt, Alexander Kessler, Dietmar 0:1
4 Haas, Wilhelm Wurmbauer, Nils 1:0
5 Wiesner, Frank Junger, Werner 0:1
6 Yildiz, Serkan Junger, Ulrich 1:0
7 Stegmüller, Hagen Mehrer, Michael 0:1
8 Fiala, Marco Hehn, Hartmut 1:0

Nach drei Spieltagen ist alles komplett offen, da nicht weniger als sechs Teams – darunter der SVE – derzeit vier Mannschaftspunkte haben. Nach einer langen Pause von sechs (!) Wochen geht es dann am 3. Dezember zuhause gegen Tettnang weiter. Bislang scheint für beide Teams vieles möglich in dieser Saison, da die Liga erneut einen sehr ausgeglichenen Eindruck macht.

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