Fehlerbehaftetes Spiel führt zur nächsten Niederlage

Beitragsbild: nach einer langen Remisserie glückte Bernd Grill endlich der erste Saisonsieg am Spitzenbrett

Verbandsliga Süd 2023/24   Runde 8:
SVE   –   TSV Langenau   3,5:4,5

Ebersbach gegen Langenau – bei diesem Klassiker der Verbandsliga gilt fast schon traditionell, dass die Gastmannschaft gewinnt. Auch heuer trat dieses ungeschriebene Gesetz wieder in Kraft, wobei die Qualität der Partien an manchen Brettern – wie in letzter Zeit häufiger zu beobachten – zu wünschen übrig ließ. Hartmut Hehn (8) einigte sich mit seinem Gegner auf ein rasches und ereignisloses Remis, da er stark angeschlagen vom Turnier in Bad Wörishofen zurückkehrte und ziemlich kränkelte. Am Nebenbrett geschahen gar sonderbare Dinge, denn Michael Mehrer (7) stand nach elf Zügen mit Schwarz schon angesichts einer Mehrfigur auf Gewinn. Nach mehr als fragwürdiger Eröffnungsbehandlung durch den Gegner dauerte die Verwertung zwar einige Zeit, aber im Grunde war der Sieg nie gefährdet.

Schon bald sollte Michael Mehrer mit den schwarzen Steinen
eine ganze Figur mehr haben und leicht gewinnen

Auch Uli Junger (6) überspielte seinen Gegner aus der Eröffnung heraus und stand mit einem soliden Mehrbauer fast schon auf Gewinn – nur um dann einmal mehr komplett den Faden und mit ihm die Partie zu verlieren. Wer solche Geschenke verteilt, braucht sich nicht über verheerende Auswirkungen in der Endabrechnung zu wundern. Michael Rupp (2) spielte in einem ihm gut bekannten Aufbau etwas zögerlicher als sonst und ließ leider ein paar Chancen auf greifbaren Vorteil aus. Am Ende drohte jedoch sogar der Gegner die Initiative zu übernehmen, weshalb dessen Remisangebot lieber angenommen wurde. Werner Junger (5) stellte nach zu ambitionierter Eröffnungsbehandlung als Nachziehender einen Bauer ein, den der Gegner aber erstaunlicherweise nicht nahm. Dennoch verzettelte sich Schwarz immer mehr und ließ ein paar gute Chancen auf Ausgleich liegen, wonach Weiß immer mehr das Ruder an sich riss und siegte. Bernd Grill (1) erlangte zunächst eine ordentliche Stellung, zögerte aber angesichts eines drohenden gegnerischen Angriffs am Königsflügel, Material einzusammeln und beorderte seine Figuren stattdessen zur Verteidigung zurück.

Dennoch stand er in der Diagrammstellung kritisch, denn selbst nach dem Turmtausch 26… Tf8xf1+ ist noch keine spürbare Erleichterung in Sicht, wenn Weiß darauf mit 27. Ld3xf1 antwortet. Weiß hätte dann alle Zeit, den Läufer irgendwann wieder nach d3 zu ziehen und seine Springer nach g4 bzw. über f3 nach g5 zu stellen, wo Schwarz weiteres Ungemach droht. Es geschah aber das gedankenlose 27. Sd2xf1?, was es Schwarz gestattete, mit 27… Sa5-c4! Verwirrung zu stiften. Wenn Weiß den Springer schlägt, dann tauscht er eine wichtige Angriffsfigur ab, worauf Schwarz einen für Weiß ziemlich nervigen Freibauer erhält. Nach 28. De3-c1 De7-a3! vermochte die weiße Dame jedoch nicht mehr, sich auf der wichtigen Diagonale c1-h6 zu behaupten und konnte sich nach dem weiterem Zugpaar 29. Dc1-c2 Da3-b2! nicht mehr dem Abtausch entziehen, was einen gewaltigen strategischen Fortschritt für Schwarz darstellte. Fortan war der Nachziehende am Ruder.

Dennoch erlaubte sich auch unser Spitzenspieler danach noch weitere Ungenauigkeiten, doch zu seiner Überraschung gab der Gegner in einer Stellung, die der Computer mit -0,6 Bauerneinheiten aus weißer Sicht bewertet, einfach auf! Der Frust über die Wendung der Geschehnisse muss beim Gegner tief gesessen haben, doch wenigstens durchbrach Bernd damit die lange Remisserie und fuhr endlich den ersten Saisonsieg ein. Aus Sicht der Gäste war die verwunderliche Resignation jedoch zu verschmerzen, denn die übrigen Bretter sahen nicht gut aus für uns. Dietmar Kessler (3) spielte erneut eine wilde Partie, in der er aber lange Zeit unter Druck stand und letztlich über die Punkteteilung eher froh sein musste, obwohl er ein, zwei bessere Fortsetzungen ausgelassen hatte. Nils Wurmbauer (4) sah sich mit einem ausgesprochen passiven Aufbau des Gegners konfrontiert, fand aber kein probates Mittel dagegen und wurde (nicht ohne eigenes Zutun) von dem erfahrenen Gegner nach und nach strategisch überspielt. So bleibt einmal mehr die Erkenntnis, dass man sich auf diesem Niveau keine großen Geschenke an den Gegner erlauben darf, wenn man nicht verlieren will. Nach der dritten Niederlage in Serie ist der SVE in der Tabelle durchgereicht worden und sollte froh sein, dass die Saison mit dem Auswärtsspiel bei Weiße Dame Ulm am 21. April zu Ende geht.

Hier das Endergebnis in der Übersicht:

Br. SV Ebersbach 1 TSV Langenau 1 3,5:4,5
1 Grill, Bernd Schlais, Harald 1:0
2 Rupp, Michael Hörsch, Heiner ½:½
3 Kessler, Dietmar Stork, Simon ½:½
4 Wurmbauer, Nils Wutzke, Roland 0:1
5 Junger, Werner Herz, Thomas 0:1
6 Junger, Ulrich Birzele, Albrecht 0:1
7 Mehrer, Michael Gerstberger, Walter 1:0
8 Hehn, Hartmut Beck, Rudolf ½:½

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