Staufer-Open 2020 Schlusstag: nochmals 50% Siegquote

Die heute ausgespielte Schlussrunde brachte nach dem insgesamt doch ziemlich durchwachsenen gestrigen Vorschlusstag nochmals bessere Ergebnisse für unsere Teilnehmer.

Erfreulich vor allem auch, dass im B-Turnier unser jüngster Athlet Nils Wurmbauer nach seiner doch ziemlich ärgerlichen Niederlage in der gestrigen Abendrunde, in der er letztlich nicht nur einen halben Punkt verschenkte, sich heute mit einem alles in allem recht überzeugend herausgespielten Sieg doch noch ein Stück weit schadlos halten konnte!

Dabei kippte die Partie überraschend schnell zu seinen Gunsten…

https://view.chessbase.com/cbreader/2020/1/6/Game244178796.html

Ein weiterer Sieg gelang im A-Turnier zum Abschluss auch noch Ulrich Junger, der seine leichte Favoritenrolle auch mit den schwarzen Steinen spielend auszufüllen wusste. Ein sicherlich ein ganzes Stück weit versöhnlicher Abschluss für ihn, bei dem es über weite Strecken während des Turniers nicht so besonders gelaufen war.

Durchaus einem Sieg recht nahe war auch in seiner Schlussrundenpartie unser bis dato bestplatzierter Spieler Bernd Grill, der zum Abschluss sich nochmals gleichfalls mit Schwarz spielend mit einem recht starken Kontrahenten in Form der Nummer fünfzig der Setzliste, FM Andreas Ciolek, auseinanderzusetzen hatte. Dass die Partie letztlich remis ausging, liegt keineswegs in einem schnellen „Salon-Remis“ begründet, wie man es in Schlussrunden ja nicht selten beobachtet, wenn beide Seiten oft das Risiko scheuen und lieber mit dem Spatz in der Hand Vorlieb nehmen als am Ende womöglich doch die Taube auf dem Dach zu sehen.

Dabei hatte aber auch Bernd als relativer Underdog nicht irgendeine auf ein Remis ausgelegte „Klammer-Variante“ gewählt, sondern sich dazu entschlossen, gegen den Doppelschritt des Königsbauern zur scharfen Pirc-Verteidigung zu greifen. Da auch der Gegner zu einer forschen Gangart griff, entwickelte sich bald eine hochkomplizierte und ziemlich undurchsichtige Partie, in der Bernd mit einem Turm weit ins gegnerische Lager eindrang, wobei er aber stets aufpassen musste, dass dieser sich dort nicht womöglich verlaufen würde und er am Ende abgegriffen werden kann. Schließlich opferte sich dieser für eine Leichtfigur und einen Bauerngewinn dann aber doch auf, so dass nach einigen Abtauschen schließlich folgendes Endspiel resultierte …

https://view.chessbase.com/cbreader/2020/1/6/Game238140281.html

Der einzige SVE´ler, der in der Schlussrunde ganz leer ausging, war Hartmut Hehn, der gegen einen Gegner mit leicht besserer Rating letztlich unterlegen war.

 

Das Turnier ist zu Ende; entsprechend Zeit für ein Gesamtresümee:

Nils Wurmbauer im B-Turnier beraubte sich mit seinem vollen Punktverlust erst in der vorletzten Runde seiner Chancen auf ein Spitzenergebnis wie im vorletzten Jahr unter den Top Ten. Ärgerlich, aber mit dem Schlussrundensieg und der Endbilanz von 6/9 (der besten aller unserer Teilnehmer) und Endrang 38 nach Vorab-Einstufung auf Nr.60 unter den insgesamt sage und schreibe 290 Teilnehmern im B-Turnier ist das Ergebnis natürlich dann schon noch voll im grünen Bereich angesiedelt.

Bernd Grills Gesamtbilanz von 5/9 und Endrang 72 sieht auf den ersten Blick vielleicht nicht wirklich beeindruckend aus, aber in Anbetracht der vertretenen Breite an starken Spielern und dessen, dass er ausnahmslos gegen nominell stärkere Gegnerschaft anzutreten hatte, wird Bernd dennoch ein sattes Ratingplus von über 50 Punkten aus dem Turnier mitnehmen und nähert sich damit DWZ-mäßig wieder dem 2200er-Bereich, in dem er sich vor ein paar Jahren schon einmal aufgehalten hat. In Erinnerung bleiben werden explizit sicherlich auch zwei ziemlich furiose Siege gegen recht renommierte Damentitelträgerinnen sowie natürlich auch das mit Schwarz spielend erreichte Achtungsremis gegen einen Großmeister und Turniermitfavoriten. Schade nur, dass er mit dem Remis anstelle des durchaus möglichen Sieges in der letzten Runde den Ratingpreis seiner Gruppe verpasste. Und dennoch: bei der Auswertung der ELO-Zahl machte er mit 62 Punkten unter allen Teilnehmern sogar den größten Sprung nach oben!

im Vordergrund: Hartmut Hehn; Am Tischende links: Ulrich Junger

Für die anderen beiden SVE-Starter Ulrich Junger (4/9) und Hartmut Hehn (3,5/9) sprangen letztlich zwar nicht mehr ganz 50% Punktausbeute heraus, aber ihre Endplatzierungen befinden sich beim Erstgenannten ganz in der Nähe seiner Vorabeinstufung und beim anderen auch nicht allzu weit dahinter, so dass die Ergebnisse zwar nicht als sonderlich berauschend, aber auch keineswegs als größere Enttäuschung angesehen werden sollten. Wenn man inzwischen nun mal halt auch auf die sechzig zugeht, wird´s sicherlich tendenziell auch nicht einfacher, aber zum richtigen „alten Eisen“ muss man sich damit zumindest im Schach dann wohl auch noch nicht  zählen.

 

Vielleicht abschließend erstmals noch ein paar Sätze zum Turnierausgang ganz vorne

Da brachte der vor der Schlussrunde allein führende noch recht junge (Jg.`98) deutsche Großmeister und Setzlistenzweite GM Jan-Christian Schröder seinen halben Punkt Vorsprung als Nachziehender mit einer ziemlich kurzen Remispartie gegen den einzigen unmittelbaren Verfolger, den hierzulande bis dato weitgehend unbekannten noch jüngeren indischen GM Panneer Selvam Iniyan (Jg.´02 (!) – Setzliste Nr.6) über die Ziellinie, wobei sich der Verfolger mit diesem nicht gerade tapferen Weißauftritt aber immerhin den alleinigen zweiten Platz sichern konnte, da auch die weiteren, einen halben Punkt dahinter liegenden Verfolger in ihren Begegnungen nicht über remis hinausgekommen waren. Nach Buchholzwertung sicherte sich entsprechend der hierzulange ebenfalls wenig bekannte moldawische IM Ivan Schitco Platz 3. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass Mitfavorit GM Vladimir Burmakin, gegen den Bernd in der zweiten Runde mit Schwarz ein Remis erreichte, mit der Endbilanz von 6,5/9 noch bis auf Gesamtrang vier aufschließen konnte, obwohl ihm in Runde drei zum dritten Mal nur ein Remis gelungen war (gegen den in württembergischen Schachkreisen bestens bekannten FM Josef Gheng) und dann erst in Runde vier erstmals einen Sieg feiern konnte.

 

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