Verpasste Chancen (24)

Durch Aufgeben wurde bekanntlich noch nie eine Partie gewonnen. Besonders ärgerlich ist es, wenn einem als der schwächere Spieler das Malheur unterläuft, gegen einen deutlich stärkeren Gegner in Gewinnstellung aufgegeben zu haben. So erging es einem niederländischen Internationalen Meister, der keinen Geringeren als den legendären Viktor Korchnoi hätte besiegen können.

 

Korchnoi – van der Stricht, Plovdiv 2003
Schwarz am Zug

In dieser Stellung spielte Viktor Korchnoi 1. Tg4-g6??, was den gutgläubigen Nachziehenden veranlasste, die Partie – ganz Gentleman – aufzugeben. Offensichtlich hatte er keinen Weg gefunden, die Drohung gegen seine Dame und diejenige gegen h6 zu parieren. Dennoch hätte der niederländische IM Geert van der Stricht hier elegant den Spieß umdrehen können …

============================ LÖSUNG ==============================

Schwarz hätte hier mit 1… Sc4xe5!! fortsetzen sollen. Da nach der Vernichtung des schwarzfeldrigen Läufers die Fesselung des g-Bauern beseitigt und damit jede Drohung gegen h6 aufgehoben ist, bleibt Weiß nur der erzwungene Zug 2. Tg6xe6. Nach 2… Se5xd3 droht Schwarz allerdings nicht nur, den hängenden weißen Turm zu nehmen, sondern auch das noch schlimmere Familienschach auf f4. Was der Nachziehende in seinen Vorausberechnungen vermutlich übersehen hatte, ist dass 3. Te6xh6+ g7xh6+ nun nicht zum Matt führt, weil das Schlagen des weißen Turms gleichzeitig mit Gegenschach erfolgt! Schwarz hätte also mit zwei Springern und einem Turm beste Aussichten gehabt, um auf Sieg zu spielen!

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