Selbst in der heutigen Zeit, wo Computervorbereitung weit bis in Mittelspiel reicht und den Bedenkzeitverbrauch somit reduziert, sind Fehler auch bei Weltmeisterschaften noch immer ein regelmäßiger Gast.
An das Beispiel von dieser Woche werden sich belesene Schachfreunde vermutlich noch erinnern, da das beidseitige Malheur auf höchster Ebene geschah und noch nicht so lange her ist.
Carlsen – Anand, WM-Kampf, 6. Partie, Sochi 2014
Weiß am Zug
Magnus Carlsen hat das Geschehen hier eigentlich fest im Griff und hätte mit 1. Kc1-d1! weiter systematisch den Druck verstärken können, indem er die Position seines Königs verbessert und ihn über e2 näher ans Geschehen heranführt. Er ließ an dieser Stelle jedoch seine Konzentration gehörig schleifen und erlaubte sich hier mit 1. Kc1-d2?? einen Patzer, der ihm sonst alle paar Jubeljahre mal unterläuft. Noch erstaunlicher an dieser Geschichte ist jedoch, dass Anand den Fehler nicht ausbeutete, sondern mit 1… a5-a4?? fortsetzte, später verlor und somit die goldene Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ.
Wie hätte Anand aus seiner jämmerlichen Lage plötzlich unerwartet Kapital schlagen können?
============================ LÖSUNG ============================
Mit dem weißen König auf d2 wäre der Zug 1… Sg6xe5! möglich gewesen, da Schwarz nach dem erzwungenen 2. Tg4xg8 den rettenden Zwischenzug 2… Se5xc4+ einstreuen kann. Nach der weiteren Folge 3. Kd2-d3 Sc4-b2+ nebst 4… Th8xg8 hätte Schwarz kompensationslos zwei Bauern und höchstwahrscheinlich auch die Partie gewonnen.