Verdiente Klatsche in Oberschwaben

Verbandsliga 2019/2020   Runde 6:
TG Biberach   –   SVE   6,5:1,5

Vorbei scheinen die Zeiten, als die Gastgeber aus Oberschwaben noch zu unseren Lieblingsgegnern zählten: der Absteiger aus der Oberliga hat klar die stärkste Mannschaft im Feld und ist inzwischen hochklassig besetzt, während der SVE gegenüber vergangenen Zeiten weitgehend mit demselben Team antritt. Die Vorzeichen waren also selten so klar, doch der SVE hielt ungefähr drei Stunden lang recht gut mit. Was dann allerdings so passierte, war kaum zu fassen …
Dietmar Kessler (3) hatte Glück, dass eine ernste Ungenauigkeit in der Eröffnung nicht bereits bestraft wurde. Danach bekam er die Partie besser in den Griff, hatte aber maximal leichte Initiative. Nach planlosem Spiel versiegte diese, und der Gegner gewann langsam die Oberhand. Ein furchtbarer Patzer besiegelte die Niederlage aber dann doch unerwartet rasch. Eine der besten Partien aus unserer Sicht spielte Bernd Grill (1) am Spitzenbrett im „Duell der Pianisten“: er knöpfte nach starkem Spiel seinem Gegner eine Figur ab und stand zur Belohnung … ausgeglichen! Auch sein Gegner bezeichnete es angemessenerweise als „Stellungsglück“! Unglaublich, aber wahr! Nach einem einzigen schwachen Zug stand Bernd sogar auf Verlust, bot aber geistesgegenwärtig Remis an und konnte auf den Umstand bauen, dass sein Gegner nur vom Zeitbonus lebte und noch zehn Züge bis zur Zeitkontrolle hätte machen müssen. Daher wurde das Angebot angenommen. Hartmut Hehn (7) kam mit Weiß zwar ohne Vorteil aus der Eröffnung, hielt aber den Laden problemlos zusammen und ließ sogar einmal eine versteckte Chance, etwas Vorteil zu erlangen, aus. Die Partie endete daher remis. Dann ging auf einmal alles plötzlich ganz schnell: Michael Rupp (2) lud seinen Gegner ein, einen „vergifteten“ Bauer zu schlagen – groß war die Überraschung, als jener dies jedoch tatsächlich tat und sich herausstellte, dass die beabsichtigte Kombination in Wirklichkeit einfach ersatzlos den Bauer einbüßte – eine völlig unnötige Niederlage, da die schwarze Stellung bis dahin ordentlich gewesen war. Danach hingegen brach die Position ziemlich schnell zusammen. Werner Junger (5) rannte zu forsch gegen einen Igel-Aufbau an und stand rasch jämmerlich. Hätte der Gegner an einer Stelle den besten Zug gefunden, dann wäre die Position schnell den Bach hinunter gegangen. Stattdessen kämpfte sich Werner nochmals zurück, nur um dann in halbwegs erträglicher Stellung völlig ohne Not in ein Mattnetz zu laufen und zu verlieren. Ralf Warthmann (4) wurde dagegen von seinem stark auftrumpfenden Gegner chancenlos überspielt, nachdem er wohl zur falschen Seite hin rochiert hatte. Michael Mehrer (8) hatte bei gegnerischer langer Rochade nach einem Dutzend Zügen mit den schwarzen Steinen seine Dame auf a1 stehen und sogar einen Bauer dafür geopfert. Die Dame erwies sich jedoch als Stachel im Fleisch. Mit großartiger Berechnung knöpfte Michael seinem Gegner (bis dato der Topscorer der Liga mit 5 aus 5) einen Bauer ab und stand fast auf Gewinn. Als der Kombinationswirbel abgeebbt war, tauschte er jedoch völlig unnötig die Damen und behandelte das entstehende Turmendspiel danach auch nicht sonderlich souverän. Mit einem Sieg hätte das die Partie der Saison werden können – so hingegen wird das Remis nicht dazu beitragen, dass man von einer vollständig gelungenen Partie sprechen kann. Gar sonderbare Dinge ereigneten sich an Brett 6: Uli Junger (6) stand bei gleichem Material bereits laut Engine bei zwei Bauerneinheiten im Minus, als der Gegner unglaublicherweise zweizügig eine Figur einstellte. Einige Züge später „gelang“ Uli allerdings dasselbe Malheur, wonach Weiß wieder auf Gewinn stand und siegte. Zwei Figureneinsteller in einer Partie in der Verbandsliga – solche Partien stehen unter Artenschutz!

Kurzum: der Sieg der Gastgeber war vollauf verdient, denn was das Team des SVE an diesem Tag ab der vierten Stunde Spielzeit ablieferte, war einfach nicht Verbandsliga-tauglich. Der nächste Gegner aus Ulm reist dann am 9. Februar an. Viel leichter wird die Aufgabe auch da nicht werden, aber Punkte müssen einfach her: der SVE steht derzeit auf Rang 8 der Tabelle und damit nahe am Abgrund.

Hier das Endergebnis in der Übersicht:

Br. TG Biberach 1 SV Ebersbach 1 6,5:1,5
1 Sinz, Bernhard Grill, Bernd ½:½
2 Mack, Wolfgang Rupp, Michael 1:0
3 Oberst, Thomas Kessler, Dietmar 1:0
4 Weiß, Oliver Warthmann, Ralf 1:0
5 Fischer, André Junger, Werner 1:0
6 Sokratov, Stanislav Junger, Ulrich 1:0
7 Namyslo, Holger Hehn, Hartmut ½:½
8 Schulze, Andreas Mehrer, Michael ½:½

Am kommenden Freitag (24. Januar) richtet der SVE um 19.30 Uhr die Bezirkseinzelblitzmeisterschaft aus. Am Tag darauf (25. Januar) folgt dann um 14.00 Uhr der Mannschaftswettbewerb.

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